Italien: Unidebatte nach Studentenprotest abgesagt

Eine heute geplante Debatte an der italienischen Universität Neapel ist nach einem Studentenprotest abgesagt worden. Die Debatte über die „Rolle der Kultur im Kontext eines umkämpften Mittelmeers“ an der Universität Federico II. in Neapel mit dem Chefredakteur der Zeitung „La Repubblica“, Maurizio Molinari, und dem Rektor Matteo Lorito wurde nach dem Protest abgebrochen.

Bei dem Protest gelang es Studenten, eine Polizeikette zu durchbrechen und in die Fakultät einzudringen. Der Vorfall löste Empörung aus. Staatschef Sergio Mattarella telefonierte mit Molinari, der Mitglied der jüdischen Gemeinschaft in Italien ist, und drückte ihm seine Solidarität aus. Intoleranz müsse von den Universitäten verbannt werden, hieß es vom Präsidenten.

Universitätsministerin Anna Maria Bernini beklagte eine „Welle der Intoleranz“ an den italienischen Universitäten. In Italien finden seit Monaten propalästinensische Demonstrationen statt, an denen sich Studierende beteiligen.

„Unfassbar und inakzeptabel“

Es sei „unfassbar und inakzeptabel (…), die Konferenz abzusagen, weil eine Gruppe von Unruhestiftern den Redner und Molinari eingeschüchtert und angegriffen hat, nur weil er Jude ist und nur weil er noch versucht, als Journalist verantwortungsvoll zu handeln“, hieß es in einer Erklärung der Präsidentin der Union der Jüdischen Gemeinden Italiens.

Universitäten sollten der Ort der Toleranz, der Integration, der Gedankenfreiheit und des Respekts vor der Person sein. Molinari drücke man die volle Solidarität und Nähe aus. „Diese Vorfälle stärken nur unser Gemeinschaftsgefühl. Wenn sich der Antisemitismus durchsetzt, ist das eine Niederlage für alle.“