Radio- und Fernsehjournalist Teddy Podgorski, 2015
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1935–2024

Teddy Podgorski ist tot

Die Fernsehlegende Teddy Podgorski ist tot. Der gebürtige Wiener starb in der Nacht auf Samstag im Alter von 88 Jahren. Podgorski prägte das österreichische Fernsehen über Jahrzehnte, als Journalist, Sendungsmacher und Moderator – zwischen 1986 und 1990 war er ORF-Generalintendant. Auf den Allrounder gehen diverse Sendungsformate zurück – die Zeit im Bild hat Podgorski ihren Namen zu verdanken.

Doch war er Wegbereiter einiger fester Größen im ORF-Fernsehen: So war Podgorski für die Einführung der Regionalisierung und des Formats „Bundesland heute“ ebenso verantwortlich wie für die Etablierung der Volksgruppensendungen sowie „Heimat, fremde Heimat“. Die erfolgreiche Reihe „Universum“ sowie der Ausbau der Programme für den öffentlich-rechtlichen Gemeinschaftssender 3sat gehen ebenfalls auf sein Konto.

Geboren wurde Thaddäus Podgorski am 19. Juli 1935 in Wien als Sohn eines adeligen polnischen Ulanenoffiziers, der nach italienischer Kriegsgefangenschaft in Österreich sesshaft geworden war. Nach der Matura am Stiftsgymnasium Admont in der Steiermark studierte er in Wien sechs Semester Kunstgeschichte und Germanistik.

Teddy Podgorski und Walter Pissecker während der Produktion von „Panorama“
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Podgorski und Journalist Walter Pissecker während der Produktion von „Panorama“

Anfänge bei Sender Rot-Weiß-Rot

Bereits 1953 begann er dann als Nachrichtensprecher und Reporter beim Sender Rot-Weiß-Rot. 1955 wechselte er in den Aktuellen Dienst des neu gegründeten ORF-Fernsehens und wurde schon bald Leitender Redakteur der Zeit im Bild, deren Namen seine Idee war.

TV- und Radiohinweis

Der ORF ändert in memoriam Teddy Podgorski sein Programm. Am Sonntag um 16.00 Uhr ist das Porträt „Der Teddy – Eine Fernsehlegende“ in ORF2 zu sehen. Um 23.05 Uhr wird eine Wiederholung ausgestrahlt. Ö1 sendet am Sonntag um 16.00 Uhr ein „Hörbild Spezial“. Auf ORFIII würdigt Podgorski am Montag um 19.45 Uhr mit einem „Kultur Heute Spezial“. Am Dienstag zeigt ORFIII um 21.55 Uhr auch „Der Teddy – Eine Fernsehlegende“ mit einer anschließenden „Langen Nacht in memoriam Teddy Podgorski“ – mehr dazu in tv.ORF.at.

Dabei hätte er sich den Namen des Formats damals kaum vorzuschlagen getraut. „Weil er so altvaterisch klingt“, erinnerte sich Podgorski in einem Interview. Der Fernsehchef war auch nicht sonderlich begeistert davon, beließ ihn aber einstweilen, bis man einen besseren gefunden habe. „Und wie man sieht. Ein österreichisches Provisorium hält lange“, so Podgorski.

Für zahlreiche Erfolgsformate verantwortlich

1967 wurde er vom damaligen ORF-Generalintendanten Gerd Bacher zum Chefreporter befördert und sollte bald für zahlreiche Erfolgsformate verantwortlich zeichnen. Er entwarf erfolgreiche Sendungen wie „Sportpanorama“ und „An den Boxen“.

1972 avancierte er zum TV-Sportchef des ORF – eine ideale Position für den Sportbegeisterten, der auch als Amateurboxer, Rennfahrer, Flieger, Reiter, Radrennfahrer und Liebhaber englischer Oldtimer bekannt geworden ist. Daneben stand er für die Sendungen „Seinerzeit“ und „Jolly Joker“ regelmäßig vor der Kamera.

Er verblieb auf der Stelle bis zu seiner Bestellung zum ORF-Generalintendanten 1986. In seinen vier Jahren Amtszeit als ORF-Chef trieb Podgorski nicht nur die TV-Regionalisierung und die Formatentwicklung voran, sondern schloss auch erstmals wichtige Verträge mit den Rundfunkanstalten Osteuropas.

Trauer um Ex-ORF-Generalintendant Podgorski

Die Fernsehlegende Teddy Podgorski ist tot. Der gebürtige Wiener starb in der Nacht auf Samstag im Alter von 88 Jahren. Podgorski prägte das österreichische Fernsehen über Jahrzehnte, als Journalist, Sendungsmacher und Moderator – zwischen 1986 und 1990 war er ORF-Generalintendant. Auf den Allrounder gehen Sendungsformate wie „Seitenblicke“, „Bundesland heute“ und „Universum“ zurück, die Zeit im Bild hat Podgorski ihren Namen zu verdanken.

Über das Verhältnis von ORF zur Politik hielt er einst fest, dass man mit vielen Forderungen von Rot wie auch von Schwarz konfrontiert werde, man für Gebührenerhöhungen „wirklich als Knecht mit dem Hut in der Hand“ in tiefer Verbeugung von einem zum anderen gehen müsse. Viele geäußerte Vorstellungen habe er aber nicht erfüllt, „weil’s mir wirklich wurscht war, ob ich wiedergewählt werde“. Er wurde dann auch von Bacher als Generalintendant abgelöst.

Abstecher ins Schauspielfach

Zu seinem breiten Wirken im TV kamen Abstecher ins Schauspielfach (etwa als Gestapo-Agent Pfalzner in „Der Bockerer“) und Buchveröffentlichungen wie „Mohammed Ali“, „Muskeln auf Papier“ und das Olympiabuch „Innsbruck und Montreal“.

Marianne Chappius, Harald Harth und Thaddäus Podgorski in einem Theaterstück
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Podgorski mit Marianne Chappuis und Harald Harth in Johann Nestroys „Der Böse Geist Lumpacivagabundus“ im Wiener Theater in der Josefstadt (1995)

Später trat Podgorski ab 2010 bei Servus TV mit der Talksendung „Im Gespräch mit Teddy Podgorski“ an, für die eigens das Ambiente des legendären Beisls Gutruf nachgebaut wurde. Aber auch ohne Kamera ist Podgorski dem Publikum in Erinnerung, arbeitete er doch auch als Theaterregisseur und Schauspieler, wenn er etwa im Theater in der Josefstadt und an den Wiener Kammerspielen inszenierte sowie in Produktionen der Staatsoper, der Volksoper und der Seefestspiele Mörbisch mitwirkte.

Vielfach ausgezeichnet

Auch andere Meriten nebst den ORF-Ehren sind Podgorski in den vergangenen Jahrzehnten zuteilgeworden: 1970 erhielt er die Goldene Kamera für das Magazin „Panorama“. Ein Bambi, ein Sport-Oscar und der Goldene Ring von Lausanne zählen ebenso zu den Trophäen des Programmmachers. 1985 erhielt er das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik und 1998 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.

Teddy Podgorski mit der Goldenen Kamera
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Podgorski wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet – für das Magazin „Panorama“ erhielt er die Goldene Kamera

Weißmann: „Kannte ORF wie kaum ein anderer“

„Der Tod von Thaddäus Podgorski macht mich zutiefst betroffen“, teilte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann mit. „Thaddäus Podgorski war der erste TV-Praktiker, der den ORF als Generalintendant leitete – er kannte den ORF wie sonst kaum ein anderer. Mit dem Ausbau des 3sat-Programmes, der TV-Regionalisierung und den zahlreichen Volksgruppensendungen hat Podgorski wesentliche Säulen für einen starken ORF errichtet“, so Weißmann.

Viele seiner Programmideen und Programmimpulse seien nach wie vor Fixpunkte im ORF-Programm, so Weißmann weiter, „seien es ‚Universum‘, die Zeit im Bild oder ‚Bundesland heute‘. Im Namen des ORF wünsche ich den Angehörigen viel Kraft, mein tiefstes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Angehörigen“, so der ORF-Chef.

Kogler: „Fixbestandteil“ in heimischen Wohnzimmern

„Teddy Podgorski hat die Fernsehlandschaft geprägt wie sonst kaum jemand und im ORF mit Regionalisierung & Minderheitenredaktion wichtige Weichen gestellt“, teilte Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf X (Twitter) mit. „Teddy Podgorski war mit seiner Arbeit Fixbestandteil im Wohnzimmer der Österreicher und Österreicherinnen. Seine Gabe zu vermitteln wird uns noch lange in Erinnerung bleiben“, schrieb Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) auf X.

Betroffen über das Ableben Podgorskis zeigte sich auch SPÖ-Mediensprecherin Muna Duzdar. „Österreich verliert einen leidenschaftlichen Journalisten und wichtigen Fernsehmacher. Wichtige Modernisierungen und Innovationen im ORF tragen seine Handschrift“, so Duzdar. Auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hob Podgorskis Rolle als „Fernsehpionier“ hervor – und bezeichnete auch dessen „Abstecher ins Schauspielfach" als „bemerkenswert“ – mehr dazu in wien.ORF.at.

„Österreich verliert mit Teddy Podgorski einen gewichtigen Teil seines Fernsehgedächtnisses“, teilte der Präsident der Österreich-Sektion von Reporter ohne Grenzen (RSF), Fritz Hausjell, auf Facebook mit: „Ein ganz großer TV-Macher mit Rückgrat ist leider nicht mehr. Ich bin sehr traurig.“