Netanjahu: Rafah-Offensive erst, wenn Zivilisten weg sind

Die israelische Armee wird nach den Worten von Regierungschef Benjamin Netanjahu ihre angekündigte Offensive in Rafah im Gazastreifen nicht starten, solange dort Zivilisten festsitzen. Das sagte Netanjahu gestern nach einem Treffen mit Deutschlands Kanzler Olaf Scholz (SPD). Scholz forderte Israel auf, über eine „länger dauernde Waffenruhe“ zu verhandeln.

Das israelische Ziel sei weiter, „die verbleibenden Terroristenbataillone in Rafah zu eliminieren“, sagte Netanjahu bei einem Pressetermin mit Scholz. Das werde Israel aber nicht tun, „während wir die Bevölkerung an Ort und Stelle festhalten“.

Scholz warnte erneut eindringlich vor einer israelischen Offensive in Rafah, wohin in den vergangenen Monaten Hunderttausende Bewohnerinnen und Bewohner des Gazastreifens geflohen sind. Er verwies darauf, dass in der Stadt im Südwesten des Küstengebiets mittlerweile 1,5 Millionen Menschen auf engstem Raum lebten, die geschützt werden müssten. „Wohin sollen sie gehen?“, fragte Scholz.

Die Zahl der zivilen Opfer im Gazastreifen sei nach fünf Monaten Krieg bereits „äußerst hoch, manche würden sagen, viel zu hoch“, betonte Scholz. Er habe gegenüber Netanjahu „als Freund Israels meine Bedenken zur Entwicklung dieses Krieges zum Ausdruck gebracht“. Am Vormittag hatte er bereits gewarnt, ein großangelegter Militäreinsatz in Rafah mit vielen Todesopfern würde „jede friedliche Entwicklung in der Region sehr schwer machen“.