Proteste gegen geplante Radumfahrung des Gardasees

In Torri del Benaco am Gardasee in Italien haben Einwohner und Einwohnerinnen gestern gegen die Fällung von Dutzenden uralten Zypressen protestiert. Es sollte Platz für den Radweg „Ciclovia del Garda“ geschaffen werden, der die Radumfahrung des Sees ermöglichen soll.

Rund 50 Mitglieder des Komitees zum Schutz des Gardasees demonstrierten gegen die Abholzungspläne. Sie forderten, dass das kostspielige Radwegprojekt überdacht werde. Die Zypressen müssen gefällt werden, um Platz für einen Steg des künftigen Radwegs zu schaffen. Der Flashmob fand unter dem Schild statt, das den Beginn der Arbeiten im Gebiet ankündigte.

Das Projekt gefährde nicht nur die Vegetation, sondern auch die „Natürlichkeit“ der Strände und Seegebiete, die wertvolle Ressourcen für den Tourismus und vor allem für die Artenvielfalt an der Seeküsten darstellen würden, betonten die Demonstrierenden in einer Presseaussendung. Dabei stehe die Küstenlandschaft unter nationalem Schutz.

Widerstand nimmt zu

Das Projekt des bei Umweltschützern umstrittenen Radwegs soll Radfahrern eine Tour um den gesamten Gardasee ermöglichen. Die Planer versprechen den schönsten Radweg der Welt mit einer Strecke von rund 140 Kilometern – ein Vorhaben mit enormem wirtschaftlichem und touristischem Potenzial.

Ein bereits fertiggestellter Teil des Radwegs im den Gardasee
IMAGO/Frank Bienewald

Seit einigen Jahren schon wird an dem Rundweg gebaut, 2026 soll er komplett fertig sein. Doch je weiter die Planung voranschreitet, desto größer wird der Widerstand von Umweltschutz- und Bürgerinitiativen. Schwierig gestaltet sich die Realisierung des Projekts vor allem im bergigen Norden des Sees, wo die Felswände über dem Wasser steil abfallen.

Kosten auf 1,3 Mrd. Euro vervierfacht

Der Radweg würde entlang der Felswand auf Stegen verlaufen und im Felsen verankert sein, was den Zustand der Hänge irreversibel verändern würde.

Die Hängebrücken über dem See drohen die „Falesie“, die fragilen und wunderschönen Felsen, die die Landschaft des oberen Teils des Gardasees prägen, zu ruinieren, behaupten die Gegner des Projekts. Angesichts häufiger Erdrutsche in der Gegend sei die Sicherheit des Radwegs nicht garantiert.

Hoteliers und Tourismusveranstalter, die anfangs den Radweg stark befürworteten, hätten inzwischen begriffen, dass es mehr negative Auswirkungen als Vorteile gebe, meinen die Gegner des Projekts. Die hohen Kosten sind ein weiterer wunder Punkt: Die 2021 auf 344 Millionen Euro veranschlagten Ausgaben haben sich inzwischen auf 1,3 Milliarden Euro vervierfacht.