Signa Schild
ORF/Christian Öser
Prime und Development

Treuhandlösung statt Konkurs bei Signa

Zur Zukunft der beiden wertvollsten Signa-Töchter Prime und Development sind am Montag die Würfel gefallen. Die Gläubigerinnen und Gläubiger stimmten mehrheitlich dem Sanierungsplan und damit der Treuhandlösung zu – ein Konkurs ist damit vom Tisch. Die Vermögenswerte sollen nun in den kommenden zwei bis maximal fünf Jahren verkauft werden – das betrifft auch die „Filetstücke“ der Immobilientochter Prime, etwa das Wiener Luxushotel Park Hyatt und den Hamburger Elbtower.

Den Ausgang der Abstimmungen der Gläubigerversammlungen bei Prime und Development gaben Sanierungsverwalter Norbert Abel für Signa Prime und Andrea Fruhstorfer für Signa Development Montagnachmittag bekannt – die beiden sollen als Treuhänder fungieren. In der Abstimmung bei Prime seien sowohl die Kopf- als auch die Kapitalmehrheit erreicht worden, hieß es zuerst.

Kurze Zeit später gab es auch bei der Signa Development grünes Licht für einen Treuhandsanierungsplan. Damit ist der Weg nun frei, um die Vermögenswerte im Laufe der kommenden Jahre möglichst kontrolliert zu verkaufen. „Den Gläubigern wird damit das gesamte verwertbare Vermögen zur Befriedigung ihrer Forderungen zur Verfügung gestellt“, hieß es weiter.

Sanierungspläne müssen vom Gericht bestätigt werden

Über diese Lösung sollen mindestens 30 Prozent der Forderungen beglichen werden. Bei einem Konkurs hätten die Immobilien hingegen möglichst rasch verkauft werden müssen, was nach Einschätzung des Sanierungsverwalters Abel aber auch der Gläubigerschützer eine geringere Quote für die Gläubiger ergeben hätte.

Die Sanierungspläne müssen noch vom Handelsgericht Wien bestätigt werden. Dazu müssen auch die Aktionäre der beiden Gesellschaften mit den Sanierungsplänen befasst werden, teilte Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform mit. Um die insolvenzrechtlichen Bedingungen zu erfüllen, haben beide Gesellschaften bis Ende Juni Zeit.

Signa: Konkurse vorerst abgewendet

Die Gläubiger von Signa Prime und Signa Development haben mehrheitlich den Treuhandsanierungsplänen zugestimmt. Damit übernehmen sie als Treuhänder alle Vermögenswerte und verkaufen diese in einem Zeitraum von zwei bis maximal fünf Jahren.

„Wirtschaftlich vernünftigste Lösung“

„Die Abstimmung war sehr eindeutig. Es hat einen großen Überhang an Stimmen gegeben, die zugestimmt haben“, sagte Karl-Heinz Götze vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) nach dem Gläubigertermin für die Signa Prime am Handelsgericht. Auch bei den Passiva habe man eine große Mehrheit erreicht. Aber auch bei der Signa Development sprach sich die Mehrheit der Gläubiger für die Treuhandlösung aus.

„Manche Gläubiger haben vielleicht mit etwas Bauchweh dem Sanierungsplan zugestimmt“, so Weinhofer. „Letztendlich ist es die wirtschaftlich vernünftigste Lösung.“ Durch die Treuhandlösung bleibe mehr Zeit für die bestmögliche Verwertung der Liegenschaften sowie die Verfolgung von Haftungs- und Anfechtungsansprüchen. „Klar ist, dass am Ende Signa nur mehr am Papier bestehen bleibt.“

Republik stimmte gegen Treuhandmodell

Die Mehrheit der Gläubigerinnen und Gläubiger stimmte anders ab als die Republik. Der Präsident der Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn, der als Vertreter der Republik fungiert, hatte vor der Abstimmung gesagt, dass es von ihm kein Ja zu einer Treuhandlösung geben werde. Peschorn hatte unter anderem ins Treffen geführt, dass er bezweifle, dass genügend Liquidität für ein Treuhandverfahren zur Verfügung stehe.

Möglicher Notkredit für Liquidität

Allerdings machten am Montag Berichte die Runde, wonach der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne der Signa Prime einen Notkredit gewähren und so Liquidität für ein Treuhandverfahren zur Verfügung stellen könnte. Es gebe Gespräche über ein Darlehen in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro, zitierte die Agentur eine namentlich nicht genannte, mit der Situation vertraute Person.

Auch Bloomberg berief sich auf mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Das Geld würde Liquidität zur Deckung von Rechnungen und zur Fortsetzung der Bauarbeiten bereitstellen, sagten die Insider.

Rund 7,5 Mrd. Euro an Forderungen anerkannt

Die Signa-Pleitenserie ist die mit Abstand größte Insolvenz der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Gegenüber der insolventen Luxusimmobiliengesellschaft Signa Prime haben bisher 475 Gläubiger Forderungen in Rekordhöhe von 12,8 Milliarden Euro angemeldet, derzeit sind rund 5,9 Milliarden Euro vom Insolvenzverwalter anerkannt.

Zum Portfolio der Signa Prime gehören neben dem Hotel Park Hyatt und dem derzeit auf 100 von 245 Meter Bauhöhe gestoppten Elbtower beispielsweise das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe, das Selfridges in London und viele weitere Immobilien, etwa das Goldene Quartier und das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck.

Gegen die Signa Development wurden bisher Forderungen in Höhe von 2,3 Mrd. Euro angemeldet. Davon wurden bisher rund 1,5 Mrd. Euro anerkannt. Im Portfolio der Signa Development war die Entwicklung von Immobilienprojekte außerhalb der Bestlagen in Österreich und Deutschland sowie in Südtirol.

Vorstand Grossnig kündigt Rückzug an

Der seit Dezember amtierende Signa-Prime-Vorstand Erhard Grossnigg (77) will sich indes nach der kommenden Hauptversammlung aus dem Management zurückziehen. Den baldigen Rückzug begründete der Sanierungsexperte mit einem Hinweis auf sein Alter.

Es werde der Signa-Prime-Aufsichtsrat neu gewählt werden, und es werde auch einen neuen Vorstand geben, sagte Grossnigg am Dienstag gegenüber dem Ö1-Morgenjournal. Signa-Gründer Benko sei nicht in die Erarbeitung des Sanierungsplans eingebunden gewesen und habe auch keine finanziellen Zuschüsse in Aussicht gestellt bekommen. „Ich habe ihn einmal gesehen zwei Minuten, das war es.“ In den Fokus rückten zuletzt auch Geldflüsse von Signa-Gesellschaften vor der Insolvenzeröffnung. „Das wird auch überprüft werden“, so Grossnigg.