Passant vor einem Douglas Store
IMAGO/Michael Gstettenbauer
Nach Make-over

Douglas kehrt an die Börse zurück

Mit hippen Marken und Influencer-Werbung ist das angestaubte Image der Parfümeriekette Douglas in den vergangenen Jahren aufpoliert worden – am Donnerstag feierte das deutsche Traditionsunternehmen sein Börsencomeback. Nach mehr als zehn Jahren werden nun an der Frankfurter Börse wieder Douglas-Aktien gehandelt. Der Schuldenberg des Unternehmens soll dadurch schrumpfen.

Kursmäßig ist die Rückkehr an die Börse verhalten. Der erste Kurs für die Aktien wurde Donnerstagfrüh an der Frankfurter Börse mit 25,50 Euro je Anteilsschein festgestellt. Der Ausgabepreis lag mit 26 Euro am unteren Ende der Spanne, die bis 30 Euro reichte. Zum Ausgabepreis kommt Douglas auf eine Marktkapitalisierung von 2,8 Milliarden Euro, einschließlich Schulden wird die Firma nach dem Börsengang mit knapp fünf Milliarden Euro bewertet.

32 Prozent an Douglas sind nach dem Börsengang in den Händen neuer Aktionäre. Finanzinvestor CVC lässt seine Beteiligung von 84 auf rund 55 Prozent verwässern, die Familie Kreke reduziert ihren Anteil von 16 auf gut zehn Prozent. Beide verkaufen bei der Emission keine Aktien, sondern schießen noch 300 Millionen Euro zu, sodass Douglas seinen Schuldenberg um 1,3 Milliarden Euro abbauen kann.

Douglas, 1821 als Seifenfabrik gegründet, fließen mit dem Börsengang brutto 850 Millionen Euro zu, die zum Schuldenabbau verwendet werden. Der Rest des Gesamterlöses – knapp 40 Millionen Euro – geht an Douglas-Manager um Vorstandschef Sander van der Laan. Sie wollen mit dem Geld Steuern auf Douglas-Aktien begleichen, die sie im Rahmen eines Beteiligungsprogramms erhalten hatten.

Börsenabschied im Jahr 2013

Die Parfümeriekette, die sich seit den späten 1960er Jahren im Besitz der Familie Kreke befindet, war 2013 nach der gemeinsamen Übernahme durch die Krekes und den Finanzinvestor Advent von der Börse genommen worden. 2015 ging die Mehrheit für knapp drei Mrd. Euro an den Finanzinvestor CVC, nachdem Advent alle Randgeschäfte abgestoßen hatte.

2021 hatte Douglas europaweit Hunderte Geschäfte geschlossen. Begründet wurde das unter anderem mit der Verlagerung der Umsätze ins Internet. In den vergangenen Wochen und Monaten wurde schließlich über den bevorstehenden Börsengang spekuliert.

In der Regel würden „angeschlagene Unternehmen von sogenannten Private-Equity-Gesellschaften wie CVC übernommen, auf Vordermann gebracht, um sie dann innerhalb weniger Jahre gewinnbringend weiterzuverkaufen – sei es an einen anderen Käufer oder über die Börse“, schrieb die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“) vergangene Woche. „Alle wissen, dass Douglas für CVC nur Eigentum auf Zeit ist“, wird eine mit dem Unternehmen vertraute Person in der „FAZ“ zitiert.

Menschen vor einem Douglas Store in einer Einkaufsstraße
IMAGO/Arnulf Hettrich
Douglas gilt als eine der führenden Parfümerieketten Europas

Neue Köpfe, neues Logo

Auf den Börsengang hatte sich das Unternehmen zuletzt akribisch vorbereitet. Dem vorausgegangen waren mehrere Umwälzungen an der Führungsspitze. Anstatt des Familienmitglieds Henning Kreke sollte 2016 zunächst die Französin Isabelle Parize das Unternehmen führen. Ihr Fokus auf Discounts glückte nicht, woraufhin 2017 die ehemalige Opel-Managerin Tina Müller in den Chefsessel gehievt wurde.

Müller tauschte den mintgrünen Douglas-Schriftzug durch ein schlichteres Logo und holte neue Marken an Bord, darunter die Kosmetiklinie von Reality-TV-Star Kylie Jenner. Kooperiert wurde unter anderen mit Sängerin Ariana Grande, „Stranger Things“-Schauspielerin Millie Bobby Brown und Influencerin Pamela Reif. Ende 2022 wurde die Managerin durch den Niederländer van der Laan, der jahrelang den Discounter Action geführt hatte, ersetzt.

„Best Practice im deutschen Einzelhandel“

„Diesen altmodischen Kaufhausflair, den man früher hatte, hat man abgelegt und eine angepasste Markenidentität entwickelt“, erklärte Lara Busch, Expertin für Influencer-Marketing, gegenüber der „Zeit“. „Heutzutage steht Douglas für Selfcare und dafür, sich selbst etwas wert zu sein“, wird sie darin zudem zitiert.

„Gerade mit seinem modernen Auftreten auf Instagram und anderen sozialen Medien trifft Douglas den Zeitgeist“, sagte Kapitalmarktexperte Jürgen Molnar vom Onlinebörsenmakler Robomarkets der „Zeit“. Douglas setzt unter anderem verstärkt auf Videos und Bilder seiner Nutzerinnen und Nutzer und schuf ein „Creator“-Programm.

Der gestärkte Internethandel mache das Unternehmen für jüngere Menschen attraktiv, so Molnar. Durch Müller sei Douglas „Best Practice im deutschen Einzelhandel“ etwa bei der Digitalisierung, sagte Handelsexperte Gerrit Heinemann, einst selbst Manager bei Douglas, dem „Spiegel“.

Expansionspläne von Douglas

Tatsächlich machten sich die Änderungen bezahlt: Während der stationäre Einzelhandel vielerorts unter der Kaufzurückhaltung der Verbraucher leidet, lief es für die Parfümeriekette zuletzt außerordentlich gut. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/2023 legte Douglas um 12,1 Prozent zu und knackte erstmals die Umsatzmarke von vier Milliarden Euro. Nach einem Vorjahresverlust von 313,8 Mio. Euro erreichte Douglas wieder die Gewinnzone. Unter dem Strich stand ein Nettoergebnis von 16,7 Mio. Euro. Ziel des Konzerns sind fünf Mrd. Euro Umsatz bis 2026.

Douglas hat europaweit 1.850 Filialen in 22 Ländern – darunter auch 34 Filialen in Österreich – und beschäftigt rund 18.000 Menschen. Die Parfümeriekette, die etwa ein Drittel ihrer Erlöse online erzielt, will expandieren und ihr Filialnetz ausbauen. Bis zum Ende des Geschäftsjahres 2025/2026 sollen mehr als 200 neue Standorte eröffnet werden, knapp die Hälfte davon in Ostmitteleuropa. Außerdem ist geplant, 400 bestehende Filialen umzubauen und zu modernisieren.

Das sind Berichten zufolge nicht die einzigen Änderungen, die anstehen. Der „Spiegel“ berichtete Ende Februar etwa von frischem Wind im Aufsichtsrat: „Pamela Knapp, eine der gefragtesten Aufsichtsrätinnen, einst Finanzmanagerin bei Siemens und der GfK, soll dort nach ‚Spiegel‘-Informationen einziehen. Ebenso Georgia Garinois, ehemalige Managerin bei Estee Lauder und Johnson & Johnson“, hieß es in dem Artikel.

Kosmetikbranche im Aufwind

Nicht nur bei Douglas, sondern in der gesamten Kosmetikbranche laufen die Geschäfte gut, zitierte die „FAZ“ Dan Su, Analystin des Finanzdienstleisters Morningstar. Die deutsche Tageszeitung sieht in der amerikanischen Kosmetikkette Sephora den größten Konkurrenten von Douglas. Sephora gehört zum Luxuskonzern LVMH (Moet Hennessy Louis Vuitton) und ist nicht eigens an der Börse notiert.

„Genau das macht es für Finanzanalysten jedoch besonders schwierig, Douglas zu bewerten und die Chancen für Aktionäre einzuschätzen. Denn auch sonst gibt es kaum ein börsennotiertes Unternehmen, das vergleichbar wäre“, so die „FAZ“.