Schwindendes Eis auf dem Tiroler Jamtalgletschers
APA/EXPA/Johann Groder
Neuer UNO-Bericht

„Alarmstufe Rot“ für Weltklima

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hat am Dienstag in Genf ihren Jahresbericht 2023 veröffentlicht. Dieser ist ein weiteres Zeugnis der fortschreitenden Klimaerwärmung – 2023 sei das bisher heißeste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn gewesen. Und: Die vergangenen zehn Jahre seien weltweit das heißeste Jahrzehnt seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen gewesen. WMO-Chefin Celeste Saulo sprach von einer „Alarmstufe Rot“ für das Weltklima.

Die global gemittelte Durchschnittstemperatur lag 2023 rund 1,45 Grad über dem Niveau vor der Industrialisierung (1850 bis 1900) – und damit nur knapp unter der Grenze von 1,5 bis 2,0 Grad, die die Weltgemeinschaft 2015 im Pariser Klimaabkommen gesetzt hatte, um einen Klimawandel mit katastrophalen Folgen abzuwenden. „Noch nie waren wir – wenn auch nur vorübergehend – so nah an der 1,5-Grad-Untergrenze des Pariser Abkommens“, sagte Saulo.

In jedem Monat von Juni bis Dezember seien 2023 Temperaturrekorde aufgestellt worden. Klimarekorde seien im vergangenen Jahr nicht nur gebrochen, „sondern in einigen Fällen geradezu zerschmettert“ worden. Der EU-Klimawandeldienst Copernicus hatte die Erwärmung 2023 mit plus 1,48 Grad angegeben.

„Alarmstufe Rot“ für Weltklima

Am Dienstag hat die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ihren Jahresbericht 2023 veröffentlicht. Dieser ist ein weiteres Zeugnis der fortschreitenden Klimaerwärmung – 2023 sei das bisher heißeste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn gewesen. Und: Die vergangenen zehn Jahre seien weltweit das heißeste Jahrzehnt seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen gewesen. WMO-Chefin Celeste Saulo sprach von einer „Alarmstufe Rot“ für das Weltklima.

Drittel der Ozeane überdurchschnittlich warm

Gleichzeitig bestehe eine „hohe Wahrscheinlichkeit“, dass 2024 noch heißer als 2023 und damit das heißeste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn werde, sagte WMO-Experte Omar Baddour. Besonders beunruhigend ist dem Bericht zufolge, dass an jedem Tag des vergangenen Jahres fast ein Drittel der Ozeane überdurchschnittlich warm war. Insgesamt wurden 2023 in 90 Prozent der Weltmeere eine oder mehrere Hitzewellen verzeichnet, wie die WMO erklärte.

Grafik zu Klimaerwärmung
Grafik: APA/ORF; Quelle: Copernicus

Häufigere und intensivere Erwärmungsphasen der Meere hätten „tiefgreifende negative Folgen“ für Meeresökosysteme und Korallenriffe. Die Meerestemperaturen hätten den wärmsten Wert seit 65 Jahren erreicht. Zudem hätten die Gletscher mehr Eis verloren als in jedem anderen Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1950, vor allem in Nordamerika und Europa. So verloren die Schweizer Gletscher allein in den vergangenen zwei Jahren zehn Prozent ihres Volumens.

„Beispiellose Erwärmung“

„Was wir im Jahr 2023 erlebt haben, insbesondere die beispiellose Erwärmung der Ozeane, den Rückzug der Gletscher und den Verlust des antarktischen Meereises, gibt Anlass zu besonderer Sorge“, so WMO-Chefin Saulo. Auch die Ausdehnung des antarktischen Meereises habe einen Negativrekord erreicht. Die maximale Ausdehnung sei eine Million Quadratkilometer kleiner gewesen als beim vorherigen Negativrekord.

Ausgebleichte Korallen am Great Barrier Reef
IMAGO/Cavan Images
Häufigere Erwärmungsphasen der Meere hätten laut WMO „tiefgreifende negative Folgen“ für Meeresökosysteme und Korallenriffe

„Die WMO-Gemeinschaft schlägt weltweit Alarm“, sagte Saulo. Die Einschätzungen der Weltwetterorganisation haben großes Gewicht: So betrachtet die WMO jeweils Datensätze von Copernicus und mehrerer anderer renommierter Institute zusammen. Deshalb ist ihr Bericht über Klimaveränderungen besonders breit abgestützt und gilt als globale Richtschnur.

Meeresspiegel noch nie so hoch seit Messbeginn

Der globale durchschnittliche Meeresspiegel sei im vergangenen Jahr so hoch gewesen wie nie seit Beginn der Satellitenmessungen 1993. In den vergangenen zehn Jahren sei der Meeresspiegel doppelt so schnell gestiegen wie in den ersten zehn Jahren seit Beginn der Satellitenmessungen. Ursachen seien sowohl die Schmelze von Gletschern und Meereis als auch die thermische Ausdehnung des wärmeren Wassers.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres sprach davon, dass die Klimaerwärmung den Planeten an den „Rand des Abgrunds“ bringe. „Die Erde gibt einen Notruf ab“, so Guterres. Die anhaltende Nutzung fossiler Brennstoffe führe zu einem noch nie da gewesenen „Klimachaos“. Zugleich beschleunige sich der Klimawandel zusehends, warnte Guterres.

Prognose: CO2-Emissionen 2050 höher als heute

Die Bemühungen der Menschheit reichen derzeit bei Weitem nicht, um die Erderwärmungen auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, wie völkerrechtlich vereinbart wurde, berichtete unterdessen ein Forschungsteam aus Wien. Anstatt „netto null“ zu erreichen, werden die Treibhausgasemissionen ohne drastische Veränderungen bis 2050 deutlich steigen – mehr dazu in science.ORF.at.