Korruptionsvorwurf: Vietnams Präsident zurückgetreten

Im Zuge von Korruptionsvorwürfen ist der vietnamesische Staatspräsident Vo Van Thuong von seinem Amt zurückgetreten. Das wurde heute nach einer Sondersitzung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Vietnams (KPV) mitgeteilt.

Damit bekommt das Land bereits zum dritten Mal innerhalb von nur drei Jahren ein neues Staatsoberhaupt – eine ungewohnte Situation in dem Einparteienstaat, der sonst für seine politische Stabilität bekannt ist.

Vo Van Thuong während einer Pressekonferenz
Reuters/Richard A. Brooks

Die KPV bestätigte, dass Thuong nicht nur sein Präsidentenamt verliert, sondern auch seine Position im Politbüro, dem mächtigsten Gremium der Kommunistischen Partei.

Berichten zufolge soll ein Korruptionsskandal aus der Zeit von 2011 bis 2014 Hintergrund der Entscheidung sein. Damals war Thuong Parteisekretär der Provinz Quang Ngai. Details sind bisher nicht bekannt. Die Partei teilte aber mit: „Die Verstöße und Fehler von Vo Van Thuong haben zu einer schlechten öffentlichen Meinung geführt und den Ruf der Partei, des Staates und seiner Person geschädigt.“

Erst seit März 2023 im Amt

Der Politiker hatte das Präsidentenamt erst im März 2023 übernommen, nachdem sein Vorgänger Nguyen Xuan Phuc – der seit April 2021 im Amt war – ebenfalls wegen der Verwicklung in einen Korruptionsskandal abgesetzt worden war. Bei seinem Amtsantritt war Thuong der jüngste Präsident des Landes seit der Wiedervereinigung Vietnams im Jahr 1975.

Er galt auch als möglicher künftiger Anwärter auf das Amt des Generalsekretärs der KPV, das als mächtigster Posten im Land gilt. Voraussichtlich wird Thuongs bisherige Stellvertreterin Vo Thi Anh Xuan Interimspräsidentin.