Raketenangriffe auf Kiew und Charkiw

Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist in der Nacht auf heute in mehreren Wellen mit Raketen angegriffen worden. In den Morgenstunden waren Explosionen von Flugabwehrraketen im Stadtzentrum zu hören, wie ein Reporter der dpa berichtete.

Explosion einer Rakete erleuchtet den nächtlichen Himmel über Kiew
Reuters/Gleb Garanich

Nach mehreren Wochen Unterbrechung wurden nach Angaben der ukrainischen Armee wieder die strategischen Luftstreitkräfte des russischen Militärs vom Kaspischen Meer aus eingesetzt. Zuvor hatten russische Flugzeuge gelenkte Gleitbomben auf das Gebiet Sumy im Nordosten abgeworfen.

Nach dem nächtlichen Sirenenalarm in Kiew informierte Bürgermeister Witali Klitschko über herabgestürzte Raketenteile in mehreren Stadtteilen. Mehrere Autos und ein Transformatorenhaus seien in Brand geraten. Es habe mindestens 13 Verletzte gegeben. Den ukrainischen Luftstreitkräften zufolge setzte Russland auch schwer abzufangende Hyperschallraketen des Typs Kinschal (Dolch) ein.

Wechselseitiger Beschuss in Belgorod und Charkiw

An der russisch-ukrainischen Grenze zwischen den Städten Belgorod und Charkiw spitzt sich die Lage derweil durch andauernden wechselseitigen Beschuss zu. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, tötete ein russischer Raketenangriff gestern mindestens fünf Menschen.

Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte sich in seiner abendlichen Videoansprache bestürzt: „Seit mehr als zwei Jahren sind Charkiw und die Region schrecklichen russischen Angriffen ausgesetzt“, sagte er. Aber auch diese tödliche Attacke werde nur bewirken, dass die Ukraine noch energischer reagiere. Er rief die westlichen Verbündeten seines Landes zur Lieferung von mehr Luftabwehrraketen auf.

Auf russischer Seite kamen im Gebiet Belgorod in der grenznahen Bezirksstadt Graiworon zwei Männer durch Beschuss aus der Ukraine ums Leben, wie Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow mitteilte. Für sein Gebiet, das seit Tagen unter Feuer proukrainischer Milizen liegt, kündigte er Krisenmaßnahmen an.