Italienischer Pianist Pollini mit 82 Jahren gestorben

Der international bekannte italienische Pianist und Dirigent Maurizio Pollini ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Das teilte das Opernhaus seiner Heimatstadt Mailand, das Teatro alla Scala, gestern mit. Die Scala trauere um „einen der großen Musiker unserer Zeit“. Pollini war in Österreich oft zu Gast, etwa bei den Salzburger Festspielen. Zu seinem Repertoire gehörten die großen Klavierwerke der Klassik, aber auch viel zeitgenössische Musik.

Der italienische Pianist Maurizio Pollini
IMAGO/Manfred Siebinger

Den Durchbruch hatte der Architektensohn schon mit 18 Jahren geschafft, als er 1960 in Warschau den begehrten Chopin-Wettbewerb gewann. Der damalige Leiter der Jury, die Klavierlegende Arthur Rubinstein, lobte: „Dieser Junge spielt besser Klavier als jeder von uns.“ Weiteren Schliff holte er sich bei Arturo Benedetti Michelangeli, einem anderen Großmeister. Auf diesem Grundstein baute der Mailänder eine Weltkarriere auf.

Kritikerinnen und Kritiker beschrieben seinen Stil als unsentimental und intensiv, perfekt und einzigartig, formklar und brillant. Klavierkonzerte, Sonaten und Balladen, von Frederic Chopin, Franz Schubert und Ludwig van Beethoven, solo oder im Orchester – das war die eine Seite von Pollini. Über die Jahrzehnte weitete er sein Programm auch auf Zeitgenössisches aus: Luigi Nono, Karlheinz Stockhausen und Pierre Boulez.

Pollini in Umfrage zum besten Pianisten gekürt

Pollini spielte auch in Sportzentren und Fabrikshallen. 1976 wurde er in einer Kritikerumfrage gar zum „besten Pianisten der Welt“ gekürt. An der Scala, seiner Heimatbühne, trat er im Lauf der Jahrzehnte nicht weniger als 168-mal auf. Das letzte Konzert gab er dort im Februar vergangenen Jahres.

Wer ein Beethoven-Quartett zu schätzen wisse, der sei ja wohl auch in der Lage, zeitgenössischer Musik zu folgen – nach dieser Devise stellte Pollini viele seiner Konzertabende zusammen. Über die Jahrzehnte erhielt er zahlreiche Preise, darunter den Ernst von Siemens Musikpreis und den Echo Klassik für sein Lebenswerk.

Auch die Salzburger Festspiele trauern: „Mit Maurizio Pollini verliert die Musikwelt einen der ganz großen, einen der wesentlichsten Pianisten unserer Zeit. Seine jährlichen Auftritte zählten seit seinem Debüt 1973 zu den unvergesslichen Sternstunden der Salzburger Festspiele. Ausgestattet mit einer stupenden Technik, einem unbestechlichen Intellekt und interpretatorischem Mut, ging Maurizio Pollini weit über das für einen Pianisten seines Ranges Erwartbare hinaus“, hieß es in einer Mitteilung.