Polizisten auf Streife
ORF/Georg Hummer
Eigentumsdelikte an Spitze

Mehr Anzeigen, mehr Aufklärung

Die Zahl der Anzeigen hat im Vorjahr im Vergleich leicht zugenommen. Das geht aus der am Montag präsentierten Kriminalitätsstatistik hervor. Im Vergleich zu 2022 wurden 39.061 Delikte mehr zur Anzeige gebracht, ein Anstieg um acht Prozent. Zugleich stieg auch die Aufklärungsquote. An der Spitze stehen die Eigentumsdelikte, einen merklichen Anstieg gab es auch bei der Internetkriminalität.

Nach einem starken Rückgang in den Jahren der Coronavirus-Pandemie liegen die Anzeigen nun in etwa wieder auf dem Niveau vor der Pandemie. 2023 wurden laut Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) 528.010 Straftaten polizeilich zur Anzeige gebracht. Dabei entfällt ein Großteil der Anzeigen auf fünf Felder.

Insgesamt gab es laut Karner im Jahr 2023 528.010 polizeiliche Anzeigen. Die größten Bereiche in der Kriminalitätsstatistik teilen sich dabei in fünf Felder auf: Am häufigsten wurde Anzeige wegen Eigentumsdelikten erstattet, nämlich 162.242-mal.

Grafik zur Kriminalität in Österreich
Grafik: APA/ORF; Quelle: Innenministerium

Danach folgt die Wirtschaftskriminalität mit 103.330 Delikten, wobei hier die Straftat des Betrugs den weitaus größten Brocken ausmacht. Gewaltdelikte wurden im vergangenen Jahr 85.374-mal angezeigt. Internetkriminalität zog 65.864 Anzeigen nach sich und organisierte Kriminalität 40.333 Anzeigen.

Innenminister sieht „Trend bei Internetkriminalität“

Laut diesen Zahlen wurden im vergangenen Jahr also bereits rund 12,5 Prozent aller Delikte im Netz begangen. Neben klassischen Wirtschaftsdelikten wie Betrug betrifft das auch Gewaltdelikte wie gefährliche Drohung und Erpressung. 34.069 Anzeigen betrafen betrügerische Aktivitäten im Netz, 17.154 den betrügerischen Datenverarbeitungsmissbrauch, 3.891 die Erpressung und 2.245 bildliche Darstellung von Kindesmissbrauch bzw. sexualbezogene Darstellungen von Minderjährigen.

Bundeskriminalamt-Direktor Andreas Holzer, Innenminister Gerhard Karner und Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit Franz Ruf
APA/Georg Hochmuth
Vertreter des Innenministeriums präsentierten am Montag die Anzeigenstatistik des Vorjahrs

„Der Trend bei der Internetkriminalität setzt sich fort“, so Karner. Bezüglich der gestiegenen Anzeigen im Bereich der Internetkriminalität verwies das Innenministerium auch auf entsprechende Aufklärungskampagnen, durch die Delikte eher zur Anzeige gebracht würden.

Grafik zur Kriminalität in Österreich
Grafik: APA/ORF; Quelle: Innenministerium

Plus bei Diebstählen

Einen Anstieg verzeichneten die Behörden auch bei „klassischen“ Delikten wie Ladendiebstählen und Diebstählen mit gestohlenen Bankomatkarten. Der Leiter des Bundeskriminalamts, Andreas Holzer, führte den Anstieg in dem Bereich auch darauf zurück, dass nach Ende der Pandemie nun wieder mehr „reisende Tätergruppen“ aus dem Ausland nach Österreich kämen.

Zugleich wies Holzer darauf hin, dass die Eigentumskriminalität in ihrer Gesamtheit „in den letzten 20 Jahren einen steten Rückgang“ verzeichnet habe. Vor allem im Bereich der Wohnraumeinbrüche habe man die Zahlen drastisch reduzieren können. Holzer führte das auf Präventionsarbeit und auch auf bessere Vorkehrungsmaßnahmen wie einbruchsichere Türen und Alarmanlagen zurück. Kaum noch verübt wurden – im Vergleich mit vor zehn Jahren – hingegen Raubüberfälle. Neun waren es im vergangenen Jahr – „vor zehn Jahren gab es noch 80 Überfälle pro Jahr“, sagte Karner.

Anzeigen wegen Schlepperei stark rückläufig

Ein Rückgang war 2023 auch bei der angezeigten Schlepperkriminalität zu verzeichnen. Mit 4.704 Anzeigen wegen Schlepperei 2023 ging die Zahl im Vergleich zu 9.186 Anzeigen im Jahr 2022 fast auf die Hälfte zurück. Laut Innenministerium ist das auch auf den Einsatz verschiedenster Maßnahmen wie der „Operation Fox“ zurückführen. Bei der Aktion waren österreichische Polizisten in Ungarn in Kooperation mit den dortigen Behörden im Einsatz.

Aufklärungsquote um acht Prozent gestiegen

Merklich stieg die Zahl der gelösten Fälle. 276.043 Anzeigen konnten im vergangenen Jahr aufgeklärt werden – das war im Vergleich zu 2022 ein Plus von 20.867 beziehungsweise von etwas mehr als acht Prozent. Zudem konnte die Polizei mehr Tatverdächtige identifizieren. 329.991 mutmaßliche Täter bzw. Täterinnen wurden ausgeforscht. Das war ein Plus gegenüber dem Jahr davor von rund zehn Prozent.

77 Prozent waren Männer. 13,4 Prozent waren unter 18 Jahre, 54,5 Prozent waren 18 bis 40 Jahre alt, 32,3 Prozent waren 40 Jahre und älter. 179.488 Tatverdächtige (55 Prozent) waren Österreicher, 150.481 oder 45 Prozent kamen aus anderen Ländern, die meisten mit 17.990 Personen aus Rumänien, gefolgt von 14.727 aus Deutschland und 11.067 aus Serbien.

Kaum Veränderungen bei Jugendkriminalität

Auf annähernd konstantem Niveau blieben laut Innenministerium die Anzeigen im Bereich der Jugendkriminalität. Die Polizei verzeichnete insgesamt eine leichte Abnahme um 0,8 Prozent auf 44.052 Anzeigen gegen Personen unter 18 Jahren. Der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, hob jedoch den Anstieg der Anzeigen gegen unter 14-Jährige – also Strafunmündige – um 1,7 Prozent im Vergleich zu 2022 bzw. rund 18 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 hervor.

Experten verweisen in diesem Zusammenhang jedoch auch auf eine Veränderung bei der Zählweise. Diese war unter dem damaligen Ressortchef Herbert Kickl (FPÖ) umgestellt worden. Ab 2019 wurden Tatverdächtige mehrfach ausgewiesen, wenn ihnen mehrere Delikte zugeordnet wurden. Davor wurde ein Tatverdächtiger nur einmal gezählt, auch wenn er für mehrere Strafanzeigen infrage kam.

Karner präsentiert Fünfpunktepaket

Aus den am Montag präsentierten Zahlen lassen sich laut Innenminister Karner mehrere Maßnahmen ableiten. Er präsentierte am Montag auch ein Funkpunktepaket. Die Umsetzung der Kriminaldienstreform mit dem Schwerpunkt Cybercrime, die im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben wurde, solle konsequent umgesetzt werden, so Karner. Das bedeute 38 neue Kriminalassistenzdienstellen in allen Regionen Österreichs mit mehr als 700 zusätzlichen Arbeitsplätzen in den nächsten Jahren.

Als zweiten Punkt führte Karner die Maßnahmen gegen Schlepper an. „Die Schlepper machen einen Bogen um Österreich“, so der Minister mit Hinweis auf die Maßnahmen gegen Schlepperkriminalität. Der dritte Punkt betreffe die Jugendkriminalität, etwa die Etablierung einer entsprechenden Einsatzgruppe. Dabei würden in diesem Zusammenhang auch weiter Diskussionen über die Strafmündigkeit und Waffenverbote geführt, kündigte Karner an.

Im Bereich der Einbruchkriminalität solle es – Punkt vier – in Zukunft mehr Schwerpunkteinsätze geben. Der fünfte Punkt betreffe das Thema Ausländerkriminalität. „Es gibt bestimmte Nationalitäten, die auffällig sind, und es ist auch notwendig, hier Schwerpunktmaßnahmen zu setzen“, sagte Karner.

Etwas stärkerer Anstieg in Wien

Etwas stärker als im österreichischen Schnitt nahmen die Anzeigen in Wien zu. Insgesamt gingen bei der Wiener Polizei mehr als 168.000 Anzeigen ein. Das kommt einem Anstieg von 10,8 Prozent gegenüber dem Jahr 2022 gleich. Wie auch im Rest des Landes stieg auch in Wien die Aufklärungsquote an – mehr dazu in wien.ORF.at.