Über Sinn und Zweck der Maßnahme wird seit Jahren gestritten. Unzählige Studien sehen zudem Risiken für die Gesundheit, empfindsame Menschen klagen über Probleme wie Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Befürworter der Zeitumstellung argumentieren dagegen mit mehr Sicherheit durch hellere Wintervormittage bei gleichzeitig höherer Lebensqualität durch längere Sommerabende.
Abschaffungsbestrebungen der EU verliefen im Sand, in Österreich war die Zeitumstellung erst Anfang des Jahres wieder politisch ein Thema. Nachdem 168.705 Menschen im Vorjahr das Volksbegehren „Beibehaltung der Sommerzeit“ unterzeichnet hatten, wurde das Thema Ende Jänner im Nationalrat behandelt.
Die Initiatorinnen des Volksbegehrens, Doris Galbruner und Maria Teply, begründeten ihre Initiative damit, dass zwei Zeitumstellungen jedes Jahr in mehrfacher Hinsicht nachteilige Auswirkungen hätten, unter anderem auf den „Biorhythmus von Mensch und Tier“ und somit auf verschiedene Arbeitsbereiche.
Kein Konsens bei Ratsverhandlungen in Brüssel
Die österreichischen Parteien zeigten sich in der Debatte relativ einig, dass das Thema in der EU neuerlich behandelt werden solle. Bei der Behandlung im Wirtschaftsausschuss im Jänner wurde vor allem die Frage laut, warum die – zwischenzeitlich doch schon sehr konkreten – Pläne in Brüssel wieder auf Eis gelegt wurden. Laut Verena Haberzeth vom Klimaschutzministerium, die 2018 an den Verhandlungen auf EU-Ebene beteiligt war, scheiterte die Einigung daran, dass kein Konsens erzielt werden konnte, welche Zeit man beibehalten wolle.
Das Credo der Mitgliedsländer sei gewesen, dass man länger Zeit brauche, um sich mit den Nachbarstaaten abzustimmen und nationale Umfragen zu machen. Immerhin obliege eine Neuregelung der Souveränität der Mitgliedsstaaten. In den darauffolgenden Ratspräsidentschaften und auch bei der Kommission von Ursula von der Leyen sei das Thema aber nicht mehr im Arbeitsprogramm gewesen. Ebenso wenig sei eine Folgenabschätzung vorgelegt worden.
EU-weite Onlineumfrage als Auslöser
Dass sich das jährliche Jammern überhaupt in ein Politikum verwandelt hatte, war die Folge einer 2018 durchgeführten EU-weiten Onlineumfrage. Bei dieser hatten sich 84 Prozent der Teilnehmenden für ein Aus der Zeitumstellung und eine dauerhafte Sommerzeit ausgesprochen. 4,6 Millionen Antworten, davon die überwiegende Mehrheit von drei Millionen aus Deutschland, gingen ein – ein Rekord, aber immer noch weniger als ein Prozent der EU-Bürgerinnen und -Bürger.
Das Europaparlament stimmte daraufhin im März 2019 mit großer Mehrheit für die Abschaffung der Zeitumstellung per 2021. Die EU-Kommission schlug vor, dass die Staaten stattdessen selbst entscheiden sollen, ob sie dauerhaft Sommer- oder Normalzeit haben wollten. Was für eine Umsetzung noch aussteht: die erforderliche Abstimmung der Mitgliedsstaaten. Die EU-Kommission wiederholt seitdem wie in Dauerschleife auf die saisonalen Anfragen: „Der Ball liegt nun im Feld der Mitgliedsstaaten.“
Drei Zeitzonen von Polen bis Portugal
Unabhängig von der Sommer- und Normalzeit gibt es in der EU drei Zeitzonen. In Österreich und 16 weiteren Staaten gilt die gleiche Uhrzeit (Mitteleuropäische Zeit, MEZ) – unter ihnen sind Deutschland, die Niederlande, Belgien, Dänemark, Frankreich, Italien, Kroatien, Polen und Spanien.
Acht Länder (Bulgarien, Estland, Finnland, Griechenland, Lettland, Litauen, Rumänien und Zypern) sind eine Stunde voraus (Osteuropäische Zeit, OEZ), zwei Staaten eine Stunde zurück (Irland und Portugal; Westeuropäische Zeit (WEZ)).