Balkone eines Wohnhauses
ORF/Christian Öser
Zu teuer

Kauf von Wohnungen geht stark zurück

Obwohl der Preis von Immobilien im letzten Jahr gesunken ist, hält sich die Kauflust bei Interessentinnen und Interessenten in Grenzen. Das zeigt sich klar an aktuellen Daten der Statistik Austria, wonach die Zahl verkaufter Häuser und Wohnungen im Vorjahr ebenfalls zurückging – und zwar deutlich. Trotz des Milliardenbaupakets der Regierung dürfte sich daran so rasch nichts ändern.

Laut vorläufiger, am Montag publizierter Analyse der Statistik Austria verringerte sich die Zahl der Wohnimmobilienkäufe zum Vorjahr um 28,2 Prozent. Dabei sind insbesondere die Käufe von neuem Wohnraum um mehr als die Hälfte gesunken (minus 51,6 Prozent). Die Zahl der Transaktionen von bestehendem Wohnraum sank um 20,7 Prozent.

Dabei ist im gleichen Zeitraum der jahrelange Preisauftrieb bei Immobilien zum Stehen gekommen. 2023 sanken die Kaufpreise von Häusern und Wohnungen im österreichweiten Schnitt um 2,6 Prozent, so die Statistik Austria. Die Preise von bestehendem Wohnraum lagen dabei um 3,7 Prozent unter jenen im Jahr davor.

Neue Immobilien praktisch gleich teuer

Bei neuen Wohnungen und Häusern gab es allerdings nur ein leichtes Minus von 0,1 Prozent. Am stärksten fielen die Rückgänge in Oberösterreich, Wien und Niederösterreich aus.

Bei bestehendem Wohnraum waren in den Vorjahren noch kräftige Anstiege zu verzeichnen gewesen – 2021 gab es im Jahresabstand ein Plus von durchschnittlich 13,1 Prozent, 2022 einen Zuwachs von 11,6 Prozent. Im Vorjahr waren die Preise dann rückläufig: Bei bestehenden Wohnungen betrug das Minus 4,3 Prozent, bei bestehenden Häusern waren es minus 3,1 Prozent. Als nahezu preisstabil erwiesen sich im abgelaufenen Jahr hingegen neue Wohnungen und Häuser.

Grafik zu Haus- und Wohnungspreisen
Grafik: APA/ORF; Quelle: Statistik Austria

Großes West-Ost-Gefälle

Allerdings zeigten sich bei den neu errichteten Wohnungen große regionale Unterschiede. In Wien gingen die Preise im Vergleich zu 2022 im Jahresdurchschnitt um 3,7 Prozent, im restlichen Ostösterreich (ohne Wien) um 1,7 Prozent zurück. In Westösterreich hingegen legten die Preise um 6,9 Prozent zu, im Süden Österreichs um 4,2 Prozent. Bei neuen Häusern in Österreich gab es einen durchschnittlichen Preisrückgang von 0,9 Prozent.

Ein ähnliches Bild ergibt sich mit Blick auf die Gesamthäuserpreise (neue Häuser und Bestandsobjekte). Wien verzeichnete mit minus 6,7 Prozent den markantesten Rückgang, dahinter lagen Niederösterreich mit minus 4,9 Prozent und Oberösterreich mit minus 4,4 Prozent. Im Burgenland und in Vorarlberg sanken die Häuserpreise um 2,2 Prozent und 1,3 Prozent. Teuerungen gab es in der Steiermark (plus 0,7 Prozent), in Tirol (plus 1,3 Prozent) sowie in Salzburg (plus 1,4 Prozent). In Kärnten war der Anstieg mit plus 2,1 Prozent am größten.

Für viele nicht finanzierbar

Der Rückgang von Immobilienkäufen liegt freilich nicht an einer veränderten Einstellung der Österreicherinnen und Österreicher. Die Erste-Immobilientochter s Real hatte etwa in der Vorwoche eine Umfrage präsentiert, wonach mehr als 60 Prozent der Befragten sich wünschen, eine Wohnung bzw. ein Haus zu besitzen, statt zu mieten. Dieser Wunsch ist freilich aufgrund der aktuell hohen Zinsen – und der ja weiterhin sehr hohen Preise – für viele in weite Ferne gerückt.

Oft nur mit Erbe möglich

Die „Leistbarkeit“ sei weiter schwierig, so drückte es die Geschäftsführerin des Immobilienmaklers EHL, Karina Schunker, Mitte Februar aus. Die Käuferzielgruppe habe sich stark verringert – etwa auf Kunden, die ein Erbe zur Verfügung haben, um die Hürde von 20 Prozent Eigenmittel und die monatliche Kreditrate stemmen zu können.

Daniel Riedl, Vorstandsmitglied der deutschen BUWOG-Mutter Vonovia, geht ebenfalls nicht davon aus, dass sich für potenzielle Wohnungskäuferinnen und -käufer in nächster Zeit viel ändert. Für private Käufer oder Familien ändere eine Zinssenkung von einem halben Prozentpunkt – wie sie die Europäische Zentralbank (EZB) eventuell bis zum Sommer vornimmt – nicht viel. Die monatliche Kreditrate sinke dann vielleicht von 2.700 auf 2.500 Euro, sei aber noch immer weit weg von den 1.500 Euro von vor zwei Jahren, so Riedl.