Studenten während Aufnahmetests in Grazer Stadthalle
APA/Erwin Scheriau
Gegen Ärztemangel

Großer Andrang auf geförderte Studienplätze

Für kommendes Wintersemester sind in Österreich 85 Medizinstudienplätze dem öffentlichen Interesse gewidmet. Damit will man dem Ärztemangel – vor allem auf dem Land, aber auch bei Bundesheer und Polizei – entgegensteuern. Trotz strenger Verpflichtungen ist der Andrang groß, wie das Ö1-Mittagsjournal am Dienstag berichtete.

85 Plätze sind heuer für „Aufgaben im öffentlichen Interesse“ gewidmet. Interessentinnen und Interessenten müssen sich dazu verpflichten, 17 bzw. 20 Jahre bei der Partnerinstitution – also in dem jeweiligen Bundesland, der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), dem Innenministerium bzw. dem Bundesheer zu bleiben.

Dafür bekommen sie im Gegenzug ein Stipendium und müssen beim Aufnahmetest nur 75 Prozent der Punkteanzahl aller angetretenen Bewerberinnen und Bewerber erreichen. Wer vor Ende der Frist den Dienst oder das Studium verlässt, muss bis zu 150.000 Euro zahlen.

Deutlich mehr Bewerbungen als Plätze

Den Bundesländern stehen 59 geförderte Studienplätze zur Verfügung. Zwei gibt es etwa für das Burgenland, zwölf für Wien. Die Bewerbung in den meisten Bundesländern läuft noch, in Kärnten ist sie allerdings bereits abgeschlossen. Für die vier Studienplätze gibt es dort 40 Bewerberinnen und Bewerber. Auch in anderen Bundesländern wie der Steiermark gibt es bereits jetzt deutlich mehr Bewerbungen als Studienplätze.

Beim Bundesheer setzt man bereits seit zwei Jahren auf dieses Modell der gewidmeten Studienplätze. Heuer werden zehn Stipendien vergeben. Die Nachfrage sei groß, so Marcel Taschwer, Sprecher des Verteidigungsministeriums, gegenüber Ö1. Die Frist sei noch nicht abgelaufen, man hätte aber bereits 50 Bewerbungen erhalten.

16 Personen sind aktuell beim Bundesheer bereits in „Ausbildung mit freiwilliger Selbstverpflichtung“. Die 20-jährige Bindungsfrist sei bei genauerer Betrachtung gar nicht so lange: „Ein großer Teil dieser 20 Jahre des Verpflichtungszeitraums ist natürlich auch die Ausbildung.“ Monatlich erhalten Heeresstudentinnen und -studenten 1.100 Euro, für die Vorbereitung auf den Aufnahmetest bietet das Bundesheer einen kostenlosen Lehrgang an.

Bedingungen je nach Stipendiengeber unterschiedlich

Die Bedingungen für die gewidmeten Studienplätze unterscheiden sich je nach Organisation. Wer sich etwa um einen der 13 ÖGK-Plätze bewirbt, bekommt 1.000 Euro monatlich während des Studiums (jährlich valorisiert), muss dafür aber auch zwei Tage im Monat und einen Monat in den Ferien als Praktikantin bzw. Praktikantin arbeiten. Erwartet wird laut Ausschreibung auch eine „möglichst rasche Absolvierung des Studiums.“

Anders als bei den von den Bundesländern ausgeschriebenen Studienplätzen haben die ÖGK-Studentinnen und -Studenten später mehr Auswahl, was den Dienstort angeht: „Eine selbstständige, freiberufliche Tätigkeit als Kassenvertragsarzt/-ärztin für die ÖGK ist flächendeckend in allen Bundesländern möglich.“ Anders als bei den Bundesländern und Ministerien verpflichtet man sich bei der ÖGK auch nur für 17 Jahre – inklusive Studium und Facharztausbildung.

Polizeiärztinnen und -ärzte müssen räumlich flexibel sein

Als Stipendiatin oder Stipendiat beim Innenministerium verpflichtet man sich zu 20 Jahren, erhält dafür aber während des Studiums monatlich 1.370,83 Euro (jährlich valorisiert). Künftige Polizeiärztinnen und -ärzte müssen jedenfalls langfristig „räumliche Flexibilität“ mitbringen, denn „der Ort der Dienstverrichtung wird aufgrund des dienstlichen Bedarfs festgelegt“.

Bei unbegründeter Kündigung des Vertrages werde eine Vertragsstrafe von bis zu 150.000 Euro eingehoben, heißt es auf der Website des Ministeriums. Insgesamt drei Studienplätze werden heuer vom Innenministerium vergeben – je einer in Wien, Graz und Innsbruck.