Tonband: Magyar erhebt Vorwürfe gegen Ungarns Regierung

Der ungarische Oppositionspolitiker Peter Magyar hat heute auf Facebook eine Tonaufnahme veröffentlicht, die Mitglieder der Regierung von Viktor Orban kompromittieren soll. Auf der vom Jänner 2023 stammenden Aufnahme sind Magyar und die damalige Justizministerin Judit Varga, zu diesem Zeitpunkt seine Ehefrau, zu hören.

der ungarische Oppositionspolitiker Peter Magyar
APA/AFP/Attila Kisbenedek

Im Mittelpunkt des heimlich aufgenommenen rund zweiminütigen Gesprächs steht der Fall des Ex-Staatssekretärs Pal Völner, der derzeit wegen Korruption vor Gericht steht. Er soll Schmiergelder vom Präsidenten der Kammer der Gerichtsvollzieher, György Schadl, angenommen haben, der ebenfalls angeklagt ist.

Akten offenbar manipuliert

Varga gibt auf der Aufnahme zu, dass die Akten der Staatsanwaltschaft von Orbans engstem Vertrautem, dem auch als „Propagandaminister“ bekannten Kabinettschef Antal Rogan, manipuliert worden waren. Dabei soll Rogan den Staatsanwälten Vorschläge gemacht haben, was in den Gerichtsakten gestrichen werden soll, was jedoch nicht immer eingehalten worden sei, so Varga.

Gerichtsvollzieher-Präsident Schadl sei der „Mann“ von Rogan und Kanzleiminister Gergely Gulyas gewesen. „Warum haben sie ihn nicht gerettet?“, fragt Magyar. Darauf antwortet Varga: „Sie hatten keine weiteren Möglichkeiten, das ist das Problem.“ Die Justizministerin gab in der Aufnahme weiters zu, dass Staatssekretär Völner bereits im Vorfeld darüber informiert wurde, welches Verfahren gegen ihn angestrengt werde.

Ex-Mann legte Rücktritt nahe

Magyar hatte nach eigenen Angaben direkt vor dem Start der geheimen Aufnahme seiner Ehefrau Varga den Rücktritt von ihrem Amt empfohlen. Sie habe daraufhin erklärt, es sei eine „Mafia“, aus der man nicht austreten könne. Deswegen habe er entschieden, den Rest des Gesprächs mitzuschneiden, hatte der Oppositionspolitiker vor der Veröffentlichung mitgeteilt.

Unmittelbar nach Veröffentlichung des Audios reagierte Varga mit einem langen Posting auf Facebook. Magyar habe sie mit der Aufnahme bereits seit einem Jahr „erpresst“, schrieb die Ex-Ministerin. Im Laufe ihrer 16 Jahre andauernden Ehe habe er auch verbale und physische Aggression gegen sie angewandt, warf sie ihm vor.