AUA-Maschinen am Flughafen Wien-Schwechat
APA/Robert Jaeger
Streit über Kollektivvertrag

AUA streicht vor Wochenende 400 Flüge

Bei den Verhandlungen über den Kollektivvertrag für das Bordpersonal der AUA scheint weiter keine Einigung in Sicht. Angesichts des von der Gewerkschaft angekündigten Streiks am Donnerstag und Freitag sagte die AUA am Dienstag, sie werde insgesamt 400 Flüge streichen. Betroffen sind rund 50.000 Fluggäste. Die Gewerkschaft vida ließ wissen, noch sei der Arbeitsausstand abwendbar. Würde die AUA-Führung aber keine entsprechenden Schritte setzen, sei der Streik fix.

17 Verhandlungsrunden zum Kollektivvertrag für das Bordpersonal der AUA brachten kein Ergebnis. Eine Einigung scheint auch weiterhin nicht in Sicht. Zwar ist der Streik am Donnerstag und Freitag vonseiten der Gewerkschaft bisher nur angekündigt und noch nicht fix. Die AUA strich nun aber prophylaktisch 400 Flüge. Die Fluglinie begründete die Entscheidung mit der nötigen Vorlaufzeit.

Rechtlich handelt es sich bei den nunmehrigen Streichungen um Annullierungen, damit geht für Fluggäste ein Reihe von Rechten bis zu einer Ausgleichszahlung einher. Für die rund 50.000 betroffenen Passagierinnen und Passagiere bietet die Fluglinie Gratisstornos und -umbuchungen an. Sie würden von der AUA entsprechend informiert, hieß es.

Auf ihrer Website bietet die Airline bereits seit Montag betroffenen Kundinnen und Kunden eine einmalige, kostenlose Umbuchung bzw. Stornierung ihres Fluges an. „Alle Fluggäste werden zum nächstmöglichen Flug umgebucht. Der Gast kann sich gegen eine Flugumbuchung entscheiden, den Flug stornieren und refundieren lassen“, so die Fluggesellschaft. Konkret betroffen sind Flüge zwischen 28. März um Mitternacht und 29. März zu Mittag.

Verhärtete Fronten

Der KV-Streit zieht sich schon seit Wochen hin. Bei einer Betriebsversammlung am 1. März fielen 112 Flüge aus, rund 12.000 Fluggäste waren betroffen. Aufgrund einer für 8. März angekündigten und dann verschobenen Betriebsversammlung wurden 150 Flüge gestrichen.

AUA streicht vor Wochenende 400 Flüge

Bei den Verhandlungen über den Kollektivvertrag für das Bordpersonal der AUA scheint weiter keine Einigung in Sicht. Angesichts des von der Gewerkschaft angekündigten Streiks am Donnerstag und Freitag sagte die AUA am Dienstag, sie werde insgesamt 400 Flüge streichen. Betroffen sind rund 50.000 Fluggäste.

Knapp eine Woche darauf, am 14. März, fand schließlich eine Betriebsversammlung statt, deretwegen erneut 120 Flüge ausfielen. Die AUA bezifferte den bisher im Zuge der aktuellen KV-Verhandlungsrunden entstandenen Schaden infolge von Hunderten Flugausfällen mit 24 Millionen Euro.

Seit Sonntag gab es keine weiteren Verhandlungen zwischen AUA-Management und Gewerkschaft bzw. Bordbetriebsrat. Die Fronten sind verhärtet. Beide Seiten pochen darauf, dass sich die jeweils andere Partei bewegt. Vida-Gewerkschafter Daniel Liebhart sagte zu Ö1, dass man in erster Linie den Mitgliedern verantwortlich sei. „Wir wollen nicht streiken, die AUA treibt uns in den Arbeitskampf“, so der Arbeitnehmervertreter.

AUA-Vorstandschefin: „Offenbar braucht es Streik“

„Offenbar braucht es den Streik jetzt, dass auch jeder kapiert, dass wir es ernst meinen“, sagte AUA-Vorstandschefin Annette Mann gegenüber der ZIB1. Die Airline gab Rufen der Gewerkschaft nach einer Nachbesserung ihres KV-Angebots für das fliegende Personal bisher nicht nach.

Für die deswegen vorhersehbaren Ausfälle nahm sich die Airline laut der AUA-Vorstandschefin die organisatorisch nötige Vorlaufzeit, etwa um die betroffenen Reisenden zu informieren. „Es ist nicht gelungen, die Gewerkschaft von ihren wirklich völlig unrealen Forderungen abzuhalten“, so Mann.

Vorstellungen weit auseinander

Die Gewerkschaft will einen Gehaltsabschluss über der Inflation, das Angebot der AUA von bis zu 18 Prozent Gehaltsplus für Flugbegleiter sowie Piloten und bis zu 28 Prozent für Kopiloten beziehe sich auf zwei Jahre und bestehe aus nicht nachhaltigen Einmalzahlungen, sagte Liebhart. Vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit sprach von einem Gehaltsunterschied von 40 Prozent zwischen der AUA-Belegschaft und den Beschäftigten der deutschen Konzernmutter Lufthansa. „Es ist extrem unverständlich, dass ein Teil des Konzerns wie der letzte Putzfetzen behandelt wird“, sagte Hebenstreit zur APA.

Die AUA hingegen verwies darauf, dass sie für zwei Jahre den vollen Lohnausgleich plus etwas zusätzlich anbiete, wobei der angebotene Erfolgsbonus, wie schon der Name sagt, von guten Bilanzzahlen in den nächsten Jahren abhängig ist. „Mit dem Angebot hat sich das Unternehmen bereits über die wirtschaftlich darstellbare Schmerzgrenze bewegt“, so die AUA am Dienstag. „Wir hoffen, dass die Gewerkschaft und der Betriebsrat nach dem Streik zur Vernunft kommen, und behalten uns vor, unser Angebot bis dahin zu revidieren“, hieß es weiter.

Kritik an der Arbeitnehmerseite äußerte am Dienstag auch der Obmann der Berufsgruppe Luftfahrt in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) und Flughafenchef Günther Ofner. „Verhandeln bedeutet, dass die Sozialpartner aufeinander zugehen, um einen tragfähigen Kompromiss zu finden. Diesmal haben der AUA-Bordbetriebsrat und die Gewerkschaft vida aber nur unerfüllbare Maximalforderungen gestellt, auf denen sie um jeden Preis beharrten, egal wie hoch der Schaden ist“, so Ofner.

Gewerkschaft: Einigung noch möglich

Aus Sicht der Gewerkschaft ist eine KV-Einigung weiterhin bis Mittwoch kurz vor Mitternacht möglich, um einen Streik für Gründonnerstag und Karfreitag abzuwenden. „Wir sind immer bereit. Es hängt ganz vom AUA-Management ab“, sagte Hebenstreit. Dass dennoch Hunderte Flüge ausfallen, selbst wenn der Streik abgewendet würde, sei bedauerlich. „Zum Streiten gehören immer zwei. Wir können nur an die Gäste appellieren und um Verständnis ersuchen. Man hat uns in diese Situation getrieben“, so der vida-Vorsitzende.

Gegenüber ORF.at hieß es von vida, die Gesprächsbereitschaft bleibe weiterhin bestehen. Sollten bis Mittwochmitternacht allerdings keine entsprechenden Schritte vonseiten der Unternehmungsführung gesetzt werden, sei der Streik am Donnerstag und Freitag fix.

AUA wirtschaftlich mit Rückenwind unterwegs

Zur Orientierung: In der laufenden Frühjahrslohnrunde für rund 130.000 Industriebeschäftigte ist die Verhandlungsbasis die zurückliegende Jahresinflation (Februar 2023 bis Februar 2024) von 6,8 Prozent. Der Lufthansa-Tochter AUA geht es nach sehr schwierigen Jahren inzwischen wirtschaftlich wieder gut.

Man könne auf ein „sehr erfreuliches Jahr“ 2023 zurückblicken, was die wesentlichen Kennzahlen betrifft, sagte AUA-Vorstand Michael Trestl im Jänner des heurigen Jahres. Laut den zuletzt bekanntgegebenen Unternehmenszahlen (drittes Quartal 2023) wurde ein deutliches Plus eingeflogen: Der Umsatz stieg im dritten Jahresviertel gegenüber dem Vergleichszeitraum 2022 um acht Prozent auf 741 Millionen Euro und das Betriebsergebnis (EBIT) um 17 Prozent auf 129 Millionen Euro.