Containerschiff und eingestürzte Francis Scott Key Bridge in Baltimore (US-Bundesstaat Maryland)
APA/AFP/Jim Watson
Brückeneinsturz in Baltimore

Frachter hatte Probleme mit Strom

Nachdem ein Containerschiff in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland eine Autobahnbrücke gerammt und über mehr als 2,5 Kilometer weitgehend zum Einsturz gebracht hat, gibt es erste Details zum Hergang des Geschehens. Ermittlungsbehörden gingen am Dienstag (Ortszeit) von einem Unfall aus. Auf dem Frachter gab es vor dem Zusammenstoß Probleme mit dem Strom. Die Crew setzte kurz vor der Kollision ein Notsignal ab – und konnte so womöglich Schlimmeres verhindern.

Der Gouverneur von Maryland, Wes Moore, sagte bei einer Pressekonferenz, dank des Notsignals wären Beamte in der Lage gewesen, den Verkehr zu stoppen, damit nicht noch mehr Autos auf die vierspurige Brücke gelangten. Beim Einsturz der Francis-Scott-Key-Brücke fielen mehrere Fahrzeuge und Personen in den Fluss Patapsco. Moore rief den Notstand aus.

Zwei Menschen konnten aus dem kalten Wasser geborgen werden, eine davon befindet sich in kritischem Zustand. Sechs Menschen werden noch vermisst. Mindestens sieben Fahrzeuge sollen in den Fluss gestürzt sein. Eine großangelegte Rettungsaktion läuft, auch Tauchteams sind im Einsatz.

Suche nach Vermissten in Baltimore

In Baltimore im US-Bundesstaat Maryland ist in der Nacht eine 2.770 Meter lange vierspurige Autobahnbrücke eingestürzt. Ein Schiff war laut Feuerwehr auf einen Pfeiler der Francis-Scott-Key-Brücke aufgefahren.

Lichter auf Schiff gingen aus

„Die vorläufige Untersuchung deutet auf einen Unfall hin. Wir haben keine belastbaren Beweise für einen Terroranschlag gefunden“, sagte Moore. Ein Vertreter der Bundespolizei FBI äußerte sich ähnlich. Es gebe keine konkreten oder glaubwürdigen Informationen, die darauf hindeuteten, dass der Vorfall mit Terrorismus in Verbindung steht.

Einsturz einer Brücke in Baltimore nach einer Kollision mit einem Containerschiff
IMAGO/NTB/Port of Baltimore
Der Moment des Einsturzes, gefilmt von einer Überwachungskamera. Umrisse des Frachters nach der Kollision sind zu erkennen.

Laut Gouverneur Moore gab es auf dem Schiff nach Angaben der Besatzung ein Problem mit dem Strom. Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie auf dem Frachter etwa zwei Minuten vor dem Zusammenstoß mit dem Brückenpfeiler die Lichter ausgingen.

Arbeiter für Reparaturen auf Brücke

Zum Zeitpunkt des Einsturzes waren Arbeiter auf der Brücke tätig, die Reparaturen an der Betondecke vornahmen. Es habe sich nicht um Bauarbeiten an der Struktur der Brücke gehandelt, sagte der Verkehrsminister von Maryland, Paul Wiedefeld. Auf Videos einer Überwachungskamera ist zu sehen, wie das Schiff um etwa 1.30 Uhr Ortszeit (6.30 Uhr MEZ) einen der Stützpfeiler rammt und daraufhin große Teile der Brücke ins Wasser des Patapsco River stürzen.

Die eingestürzte Francis-Scott-Key-Brücke in Baltimore
Reuters/Nathan Howard
Die Brücke war Teil der Autobahn Interstate 695 südöstlich des Zentrums von Baltimore

Zuerst stürzte der gerammte Brückenpfeiler ein, dann verzog sich in einer Wellenbewegung die gesamte Stahlkonstruktion und stürzte abschnittsweise in den Fluss.

Reederei „entsetzt“

Bei dem Schiff handelt es sich um das Containerschiff „Dali“, das von der Chartergesellschaft Grace Ocean Private betrieben wird und von der dänischen Reederei Maersk gechartert wurde. Die „Dali“ fährt unter der Flagge Singapurs.

Der Frachter ist 300 Meter lang und war auf dem Weg nach Colombo in Sri Lanka vom Hafen in Baltimore erst 30 Minuten vor dem Unfall zu der geplanten 27-tägigen Fahrt aufgebrochen. „Wir sind entsetzt über das, was in Baltimore passiert ist“, teilte Maersk mit.

Alle Besatzungsmitglieder, einschließlich der beiden Kapitäne, seien wohlauf, und es gebe keine Verletzten auf dem Schiff, hieß es in der Erklärung der Reederei. Die Ursache des Zusammenstoßes müsse noch ermittelt werden, die Eigentümer des Schiffs arbeiteten mit den Behörden zusammen. Der Schiffbetreiber teilte mit, dass bei dem Zusammenstoß keinerlei Schadstoffe in den Fluss gelangt seien. Die „Dali“ war laut Medienberichten bereits 2016 in einen Unfall im Hafen von Antwerpen in Belgien verwickelt.

Wichtiger Knoten für Autotransporte

Baltimore ist der verkehrsreichste US-Hafen für Autotransporte. 2023 wurden dort nach Angaben der Regierung von Maryland knapp 850.000 Autos und leichte Lkws umgeschlagen. Zu den Autofirmen, die über Baltimore In- und Exporte regeln, gehören Toyota, General Motors und Volkswagen. Mehr als 40 Schiffe mussten nach dem Einsturz im Hafen bleiben. Mindestens 30 Schiffe waren noch auf dem Weg nach Baltimore.

Die Francis-Scott-Key-Brücke führte als Teil der Autobahn Interstate 695 südöstlich des Stadtzentrums von Baltimore über den Patapsco. Sie wurde 1977 in der Industrie- und Hafenstadt an der US-Ostküste eröffnet und im Vorjahr für mehr als zwölf Mio. Überfahrten genutzt.

Biden sichert rasche Hilfe zu

US-Präsident Joe Biden sprach von einem „schrecklichen Unfall“ und sicherte zu, den wichtigen Hafen an der US-Ostküste so bald wie möglich wieder in Betrieb zu bekommen. Die Brücke werde so schnell wie möglich wiederhergestellt, das werde aber etwas Zeit brauchen, sagte Biden.