Flughafen Wien Flugzeuge
ORF/Christian Öser
Flugausfälle bei AUA

Verhärtete Fronten in KV-Streit

Der KV-Streit bei der AUA führt erneut zu Flugausfällen – diesmal ausgerechnet in der Osterreisezeit. Wegen eines für Gründonnerstag und Karfreitag von der Gewerkschaft angedrohten Streiks streicht die Airline an diesen beiden Tagen rund 400 Flüge. Die etwa 50.000 betroffenen Fluggäste würden proaktiv informiert, gab die AUA am Dienstag bekannt. Auch wenn der Streik nach Darstellung der Gewerkschaft noch abwendbar wäre, machte die Airline nun ernst.

„Offenbar braucht es den Streik jetzt, dass auch jeder kapiert, dass wir es ernst meinen“, sagte AUA-Chefin Anette Mann der ZIB1. Die Airline gab Rufen der Gewerkschaft nach einer Nachbesserung ihres KV-Angebots für das fliegende Personal bisher nicht nach.

Für die deswegen vorhersehbaren Ausfälle nahm sich die Airline nach ihren Angaben die organisatorisch nötige Vorlaufzeit, etwa um die betroffenen Reisenden zu informieren. „Es ist nicht gelungen, die Gewerkschaft von ihren wirklich völlig unrealen Forderungen abzuhalten“, so Mann.

Gewerkschaft: Großer Gehaltsunterschied zu Lufthansa

Die Gewerkschaft will einen Gehaltsabschluss über der Inflation, das Angebot der AUA von bis zu 18 Prozent Gehaltsplus für Flugbegleiter und Piloten sowie bis zu 28 Prozent für Kopiloten beziehe sich auf zwei Jahre und bestehe aus nicht nachhaltigen Einmalzahlungen, hatte vida-Gewerkschafter Daniel Liebhart am Dienstag kritisiert.

AUA streicht vor Wochenende 400 Flüge

Bei den Verhandlungen über den Kollektivvertrag für das Bordpersonal der AUA scheint weiter keine Einigung in Sicht. Angesichts des von der Gewerkschaft angekündigten Streiks am Donnerstag und Freitag sagte die AUA am Dienstag, sie werde insgesamt 400 Flüge streichen.

Vida-Chef Roman Hebenstreit spricht von einem Gehaltsunterschied von 40 Prozent zwischen der AUA-Belegschaft und den Beschäftigten der deutschen Konzernmutter Lufthansa. „Fakt ist: Wir sind aus österreichischer Sicht in der Situation, dass es im Vergleich zum Lufthansa-Konzern eklatante Ungleichheiten gibt“, sagte Hebenstreit im Ö1-Morgenjournal am Mittwoch. Diese gelte es „aus Sicht der österreichischen Belegschaft auszugleichen“, so Hebenstreit.

Flugausfälle „bedauerlich“

Aus Sicht der Gewerkschaft ist eine KV-Einigung weiterhin bis Mittwoch kurz vor Mitternacht möglich, um einen Streik für Gründonnerstag und Karfreitag abzuwenden. Man sei „bis zur letzten Minute“ verhandlungsbereit, so Hebenstreit. Dass dennoch Hunderte Flüge ausfallen, selbst wenn der Streik abgewendet würde, sei bedauerlich: „Zum Streiten gehören immer zwei.“

AUA womöglich „neu denken“

Zum hohen Gewinn der AUA im Vorjahr sagte Vorstandschefin Annette Mann in der ZIB2 am Dienstagabend, dass die Marge mit gut fünf Prozent nicht hoch genug gewesen sei. Zudem stehe die AUA vor hohen Investitionen, die Flieger seien nicht mehr die Neuesten. Beim konzerninternen Vergleich würden „Äpfel mit Birnen“ verglichen.

AUA-Chefin Mann: „Können Forderungen nicht einfach so nachgehen“

Die Vorstandsvorsitzende der Austrian Airlines, Annette Mann, spricht unter anderem über die festgefahrenen KV-Verhandlungen.

Auf weitere mögliche Streiks wollte Mann nicht eingehen, sie verwies auf das bestehende Angebot und darauf, dass man womöglich „die AUA neu denken“ müsse. Und: „Je höher der Abschluss, desto mehr unprofitable Strecken“, das könne nicht sein.

Es könne so weit kommen, dass der Lufthansa-Konzern den Hub Wien mit günstigeren Airlines befliegen werde müssen. Eine neue Verhandlungsrunde stehe noch nicht fest. Vorwürfe der Gewerkschaft, sie sei zuletzt als Unternehmenschefin während der KV-Krise vorübergehend abgereist, wies die Managerin zurück.

AUA: Angebot „über Schmerzgrenze“

Die AUA verwies darauf, dass sie für zwei Jahre den vollen Lohnausgleich plus etwas drauf anbiete, wobei der angebotene Erfolgsbonus, wie schon der Name sagt, von guten Bilanzzahlen in den nächsten Jahren abhängig ist. „Mit dem Angebot hat sich das Unternehmen bereits über die wirtschaftlich darstellbare Schmerzgrenze bewegt“, so die AUA. „Wir hoffen, dass die Gewerkschaft und der Betriebsrat nach dem Streik zur Vernunft kommen, und behalten uns vor, unser Angebot bis dahin zu revidieren.“

Dass der Gewerkschaft über Medien „Drohungen ausgesprochen“ würden, sei „ein Stück weit zynisch“, sagte Hebenstreit über die Aussagen der AUA-Chefin. Angesichts der zähen Verhandlungen vermutete er, dass der „Lufthansa-Konzern mit Österreich anderes vorhat und ohnedies den Plan verfolgt, die AUA zu einer Billigairline im Konzern verkommen zu lassen, und das werden wir aus österreichischer Sicht nicht akzeptieren“, sagte Hebenstreit zu Ö1.

Die Austrian Airlines bieten kostenlose Stornos und Umbuchungen an. „Alle Fluggäste werden zum nächstmöglichen Flug umgebucht. Der Gast kann sich gegen eine Flugumbuchung entscheiden, den Flug stornieren und refundieren lassen“, heißt es laut Fluggesellschaft. Passagiere werden gebeten, ihren Flugstatus auf der Website Austrian.com zu überprüfen. Konkret betroffen sind Flüge, die in die Zeit von 28. März, 00.00 Uhr, bis 29. März, 12.00 Uhr, fallen.

Wochenlange Verhandlungen

Die AUA beziffert den bisher im Zuge der aktuellen KV-Verhandlungsrunden entstandenen Schaden infolge von Hunderten Flugausfällen mit 24 Mio. Euro. Bei den Kollektivvertragsverhandlungen selbst hat es seit Sonntag keine Bewegung mehr gegeben. Der KV-Streit zieht sich nun schon seit Wochen, Hunderte Flüge sind seit Verhandlungsbeginn ausgefallen.