Geparkte Flugzeuge der AUA am Flughafen Wien-Schwechat
APA/Georg Hochmuth
Bordpersonal streikt

Konflikt bei AUA scheint festgefahren

Vor dem Hintergrund des seit Donnerstagfrüh laufenden 36-stündigen Streiks des AUA-Bordpersonals hat Firmenchefin Annette Mann Gewerkschaft und Betriebsrat aufgefordert, ihre Forderungen zu überdenken. Die Gewerkschaft zeigte sich daraufhin enttäuscht; man stelle sich auf eine längere Auseinandersetzung ein. Der Streik dauert noch bis Freitagmittag – einen neuen Termin für Verhandlungen gibt es laut Gewerkschaft noch nicht.

Aufgrund des Streikbeschlusses der Gewerkschaft vida streicht die AUA am Gründonnerstag und Karfreitag insgesamt 400 Flüge. Betroffen sind der Flughafen Wien und Bundesländerflughäfen wie Innsbruck, Graz und Klagenfurt. Das Unternehmen spricht von 50.000 betroffenen Fluggästen.

Die Gewerkschaft habe auf ein Gesprächsangebot gehofft, nun stelle man sich „auf eine längere Auseinandersetzung ein“, sagte vida-Chef Roman Hebenstreit am Donnerstag. Seit 2008 gehört die AUA zum deutschen Lufthansa-Konzern. Die Gewerkschaft fordert, das Lohnniveau der AUA-Belegschaft an jenes des Lufthansa-Konzerns anzupassen.

AUA sieht sich Steuerzahlenden „verpflichtet“

AUA-Chefin Mann entschuldigte sich am Donnerstag in einem Statement bei den vom Streik betroffenen Fluggästen und versprach, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Derzeit gebe es im Kundendienst längere Wartezeiten, seit den Flugstreichungen sei das Volumen der Anrufe auf das zwanzigfache gestiegen, so die Vorständin.

Weiters wandte sich die AUA-Chefin an die heimischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler: „Wir haben sicher nicht vergessen, dass es auch österreichische Steuergelder waren, die unserem Unternehmen das Überleben gesichert und viele tausend Arbeitsplätze gerettet haben“, so Mann.

Den Steuerzahlern sehe sich die AUA nun auch verpflichtet, die AUA-Flotte soll deshalb im kommenden Sommer von neun auf elf Langstreckenmaschinen wachsen. „Diesen Kurs wollen wir auch im Interesse der Steuerzahler fortsetzen.“

„Werden uns AUA nicht kaputtmachen lassen“

In Richtung der Gewerkschaft und des Betriebsrats Bord sagte die AUA-Chefin: „Wir werden uns unsere AUA nach der harten Aufbauarbeit der letzten Jahre durch Ihre unrealistischen Forderungen nicht einfach kaputtmachen lassen.“ Sie forderte die Arbeitnehmervertreter auf, ihre Forderungen zu überdenken.

Streik bei der AUA

Die wochenlangen Verhandlungen in 17 Runden haben sich nicht ausgezahlt: Das AUA-Bordpersonal streikt bis Freitagmittag – die Fluglinie hatte zuvor vorbeugend 400 Flüge gestrichen. Es gab keinerlei Bewegung in den Verhandlungen.

Vida: „Eklatanten Beitrag“ der Belegschaft würdigen

Die Gewerkschaft zeigte sich nach der Stellungnahme der AUA-Vorständin enttäuscht; man habe sich ein Gesprächsangebot erwartet. Die Gewerkschaft habe in den vergangenen Tagen „beide Hände ausgestreckt“ und Alternativen für eine Einigung vorgeschlagen, die AUA aber habe diese Hände „weggeschlagen und Drohungen ausgesprochen“, sagte vida-Chef Hebenstreit.

Die Belegschaft habe einen „eklatanten Beitrag“ zum guten Ergebnis der AUA und des Lufthansa-Konzerns geleistet, begründete Hebenstreit die Forderung nach einer Angleichung des Lohnniveaus. „Allein die rot-weiß-rote Flagge hinten am Flugzeug entscheidet darüber, dass man sich mit 40 Prozent weniger zufriedengeben muss“, sagte Hebenstreit. Die AUA gehöre zu den profitabelsten Fluglinien im Lufthansa-Konzern und werde dennoch „wie eine Billigairline behandelt“.

Teil des Konzerns „wie der letzte Putzfetzen behandelt“

Zuletzt sagte Hebenstreit, die Situation für die Flugreisenden tue ihm sehr leid, er wolle sich „aufrichtig entschuldigen“. Die AUA aber habe die Belegschaft „in die Maßnahme gezwungen“ – laut Gewerkschaft verdient die Lufthansa-Belegschaften bis zu 40 Prozent mehr. Ein Teil des Konzerns werde hingegen „wie der letzte Putzfetzen behandelt“, so Hebenstreit. Von der AUA hieß es, man biete 18 Prozent Gehaltserhöhung für zwei Jahre und sogar 28 Prozent für Kopiloten – eine Rechnung, die die Gewerkschaft als Taschenspielertrick kritisiert.

Unternehmen warnt vor Folgen für Standort

Am Dienstagabend hatte AUA-Chefin Mann in der ZIB2 vor großem Schaden für die Fluggesellschaft gewarnt. Was aktuell gefordert werde, liege weit über der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einer AUA. Mann warnte gar, die Lufthansa könne ihre Tochter AUA „neu denken“: Je höher der Abschluss am Ende ausfalle, desto mehr Strecken würden unrentabel werden.

Auch die Mutter Lufthansa schaffe es wegen hoher Personalkosten nicht mehr, dezentrale Strecken zu fliegen. „Eine Lufthansa fliegt nur noch aus den Hubs München und Frankfurt. Wir müssten dann schauen, wie wir den Hub Wien gegebenenfalls auch mit anderen Konzernairlines bedienen, die eine günstigere Kostenstruktur haben“, sagte Mann. Gebe die AUA den Forderungen der Gewerkschaft nach, „wird die AUA in ihrer jetzigen Form hier keine Zukunft haben“.

Experte: „Entschieden wird in Frankfurt“

Der Luftfahrtexperte Kurt Hofmann sagte dazu im Ö1-Mittagsjournal am Mittwoch, längerfristig sei es durchaus denkbar, dass bei der AUA Strecken reduziert werden. „Die Lufthansa sitzt am längeren Ast, weil entschieden wird schließlich in Frankfurt, wie die weitere Zukunft der AUA aussehen soll“, so Hofmann.

Er könne die Argumente beider Seiten nachvollziehen: Die AUA-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen hätten in der Zeit der Restrukturierung Gehaltseinbußen hinnehmen müssen. Doch die AUA, die jahrelang Verluste gemacht habe, könne nach nur einem guten Jahr keine großen Sprünge machen. Die Forderungen der Gewerkschaft seien „viel zu hoch“.

Betriebsversammlung am Donnerstag

Für den kommenden Donnerstag, 4. April, hat der Betriebsrat Bord eine Betriebsversammlung angesetzt, bei der die Belegschaft über den aktuellen Stand der Verhandlungen informiert werden soll. Die AUA beziffert den bisher im Zuge der aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen entstandenen Schaden infolge von Flugausfällen mit 24 Mio. Euro. Der KV-Streit zieht sich nun schon seit Wochen, 17 Verhandlungsrunden haben bisher ohne Ergebnis stattgefunden.

Kostenlose Stornos und Umbuchungen

Die Austrian Airlines bieten kostenlose Stornos und Umbuchungen an, die Passagiere und Passagierinnen sollten aktiv informiert werden. Der Flughafen Wien stellte zudem eine kostenlose Parkplatzstornierung in Aussicht, bereits abgeflogene Passagiere erhielten die Kosten für die zusätzliche Parkzeit nach Nachweis der Umbuchung vom Flughafen zurück.