eine Person sitzt in der Fahrerkabine des GTX-A bei einer Testfahrt
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Südkorea

Super-U-Bahn soll Geburtenrate steigern

Seit Jahren zählt Südkorea zu den Ländern mit der weltweit niedrigsten Geburtenrate. Die Regierung des Landes versucht seit Jahren, dem Trend entgegenzusteuern und mehr junge Menschen dazu zu bewegen, Familien zu gründen – mit teils ungewöhnlichen Maßnahmen. So soll nun eine am Freitag eingeweihte neue Super-U-Bahn in Seoul teils enorme Pendelzeiten verringern, um jungen Menschen die Perspektive der Elternschaft schmackhafter zu machen.

Die Regierung hofft, dass durch die geplante Hochgeschwindigkeits-U-Bahn mehr junge Menschen in den Randbezirken der knapp zehn Millionen Einwohner zählenden Metropole ermutigt werden, Kinder zu bekommen. Kürzere Fahrtzeiten werden es den Menschen ermöglichen, „morgens und abends mehr Zeit mit ihrer Familie zu verbringen“, so Präsident Yoon Suk Yeol.

Für den Great Train eXpress (GTX) sollen bis 2035 sechs Linien gebaut werden, die Seoul und mehrere Außenbezirke verbinden. Der GTX würde es jungen Leuten ermöglichen, ein Haus weit weg von der Hauptstadt in Betracht zu ziehen, ohne stundenlang pendeln zu müssen, sagte Minister Park Sang Woo der Nachrichtenagentur Reuters. „Wie soll man bei einer zweistündigen Pendelzeit auf dem Heimweg noch Zeit für seine Kinder finden? Die Idee ist, den Menschen nach der Arbeit mehr Freizeit zu ermöglichen.“ Die Zeit, die sie einsparen würden, könnten sie für ihre Familien nutzen.

der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol bei der Eröffnungszeremonie des Hochgeschwindigkeitszugs GTX-A
Reuters/Yonhap News Agency

Enge Wohnungen, lange Wege zum Arbeitsplatz

Viele junge Paare in Südkorea haben lange Wege zum Arbeitsplatz und enge, teure Wohnungen im Großraum Seoul als Hauptgründe dafür genannt, nicht zu heiraten und eine Familie zu gründen. In der Metropolregion, die landesweit die niedrigste Geburtenrate verzeichnet, lebt die Hälfte aller Südkoreaner.

Der vom Präsidenten eingeweihte Streckenabschnitt der ersten Linie soll die Fahrzeit zwischen dem Seouler Stadtteil Suseo und der Satellitenstadt Dongtan von derzeit 80 Minuten mit Bus auf dann 19 Minuten mit der neuen U-Bahn verkürzen. Der GTX soll eines der schnellsten U-Bahn-Systeme der Welt werden, die Züge sollen mit Spitzengeschwindigkeiten von 180 km/h verkehren.

Arbeiter im Tunnel des GTX-A während der Bauarbeiten
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Die neue U-Bahn soll Satellitenstädte besser an das Zentrum Seouls anbinden

Deutlich mehr Sterbefälle als Geburten

2023 verzeichnete das Land so das vierte Jahr in Folge einen natürlichen Bevölkerungsrückgang. Die Zahl der Sterbefälle lag den Angaben von Statistics Korea zufolge im vergangenen Jahr erneut über der Zahl der Geburten. So seien rund 230.000 Kinder zur Welt gekommen – ein Rekordtief. Zugleich seien mehr als 352.000 Menschen gestorben. Die Einwohnerzahl schätzte die Behörde auf 51,75 Millionen.

Die Gründe für die niedrigen Werte sind vielfältig. Experten zufolge zählen dazu unter anderem wirtschaftliche Unsicherheit, hohe Wohn- und Erziehungskosten sowie auch geschlechtsspezifische Nachteile für Frauen.

Südkorea wählt im April

Der konservative Präsident Yoon befindet sich mitten in der heißen Phase des Wahlkampfs und muss auch versuchen, bei jungen Wählerinnen und Wählern zu punkten. Die Wahl am 10. April in Asiens viertgrößter Volkswirtschaft gilt auch als Zwischenbewertung seiner ersten Amtszeit. Umfragen zufolge könnte es zu einem knappen Rennen zwischen den beiden größten Parteien kommen. Allerdings werden auch kleineren Parteien gute Chancen eingeräumt, den größeren wichtige Stimmen abzunehmen. Laut Angaben der staatlichen Wahlkommission haben sich mehr als 950 Kandidaten und 38 Parteien für die Wahl registrieren lassen. Es werden 300 Mandate vergeben.