Kreml beharrt auf ukrainischer Verwicklung bei Anschlag

Trotz mehrerer Bekenntnisse der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu dem Anschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau vor einer Woche beharren russische Behörden weiter auf einer angeblichen Verwicklung der Ukraine. Die Tatverdächtigen hätten ausgesagt, dass sie per Sprachnachrichten auf Telegram Anweisungen von einem Unbekannten erhalten hätten, teilte das russische Ermittlungskomitee gestern mit.

Dieser „Koordinator“ habe die Terroristen nach dem Anschlag in Richtung der ukrainischen Grenze gelenkt und ihnen eine Belohnung in Aussicht gestellt, die sie in der ukrainischen Hauptstadt Kiew erhalten sollten, hieß es weiter.

Beobachter vermuten Folter

Unabhängige russische Medien wiesen darauf hin, dass die festgenommenen Männer vor einigen Tagen teils schwer verletzt im Gerichtssaal auftauchten und höchstwahrscheinlich von russischen Sicherheitskräften gefoltert worden waren. Auch russische Menschenrechtsorganisationen zeigten sich entsetzt und wiesen darauf hin, dass unter Folter erzwungene Geständnisse kaum einen Wert hätten.

Russland ist am 22. März vom schwersten Terroranschlag seit vielen Jahren erschüttert worden. Infolge des Angriffs auf den Veranstaltungsort Crocus City Hall wurden in der Stadt Krasnogorsk nordwestlich von Moskau mindestens 144 Menschen getötet und 382 weitere verletzt. Bereits mehrfach reklamierte der IS die Tat für sich.

Westliche Sicherheitsbehörden sowie Expertinnen und Experten halten das für glaubhaft und vermuten den IS-Ableger IS Khorasan (IS-K) hinter dem Anschlag. Trotzdem behaupteten Kreml-Chef Wladimir Putin und andere russische Vertreter schon kurz nach dem Anschlag ohne Vorlage von Beweisen, dass angeblich die Ukraine in das Verbrechen verwickelt sei. Die Ukraine, die sich seit mehr als zwei Jahren gegen einen brutalen russischen Angriffskrieg verteidigt, wies das strikt zurück.

Kreml: Anschlag im Süden Russlands verhindert

Der russische Geheimdienst verhinderte indes nach eigenen Angaben einen Anschlag im Süden des Landes. Es seien drei mutmaßliche Täter aus einem „zentralasiatischen Land“ festgenommen worden, teilte gestern der Inlandsgeheimdienst FSB mit. Die Verdächtigen hätten an einem öffentlichen Platz in der Region Stawropol einen Sprengsatz zünden wollen.

Der FSB habe „den terroristischen Aktivitäten dreier Staatsbürger eines zentralasiatischen Landes ein Ende bereitet“, hieß es in der von russischen Nachrichtenagenturen verbreiteten Erklärung des Geheimdienstes.