Das Cargo-Schiff Jennifer mit Hilfsgütern für den Gazastreifen eskortiert vom Schiff „Open Arms“
APA/AFP/Iakovos Hatzistavrou
Aus Zypern

Zweiter Schiffskonvoi mit Hilfe für Gaza

Rund zwei Wochen nach Ankunft eines ersten Schiffes mit Hilfsgütern im Gazastreifen aus Zypern hat sich von dort am Samstag ein zweiter Schiffskonvoi auf den Weg gemacht. Er hat rund 400 Tonnen Nahrungsmittel für die hungernde Bevölkerung geladen und ist fast drei Tage lang unterwegs. Bei einer Hilfsgüterverteilung per Lkw gab es im Gazastreifen erneut Tote und Verletzte.

Das Frachtschiff „Jennifer“ und zwei Schlepper sind am Samstagnachmittag aus dem zypriotischen Hafen Larnaka ausgelaufen. Das berichteten der zypriotische Rundfunk und das Nachrichtenportal Cyprus Times. Einer der zwei Schlepper, die das Frachtschiff begleiten, zieht eine Plattform mit Hilfsgütern hinter sich her. Alle drei Schiffe fahren deswegen sehr langsam.

Laut der amtlichen zypriotischen Nachrichtenagentur CNA dauert die Fahrt rund 65 Stunden. Die US-Hilfsorganisation World Central Kitchen und die spanische Hilfsorganisation Open Arms wollen auf diesem Weg Reis, Nudeln, Mehl, Hülsenfrüchte und Konserven in den Gazastreifen bringen. Israelische Inspektoren hätten vor dem Start der Schiffe die Ladung überprüft, sagte der zypriotische Regierungssprecher Giannis Antoniou.

Anleger aus Trümmerteilen

Der Gazastreifen verfügt über keinen Hafen, in dem größere Schiffe einlaufen können, und die Küstengewässer sind seicht. Für das Löschen der Ladung wurde vor der Küste des Gazastreifens ein behelfsmäßiger Anleger mit Material aus zerstörten Gebäuden gebaut. Der Konvoi vom Samstag umfasst auch zwei Gabelstapler und einen Kran sowie ein Team zur Bedienung des Krans.

Das Cargo-Schiff Jennifer mit Hilfsgütern für den Gazastreifen
APA/AFP/Hasan Mroue
Das Frachtschiff „Jennifer“ auf dem Weg in den Gazastreifen

Mit Spannung erwartet wird die Fertigstellung eines großen Schwimmdocks vor dem Gazastreifen für die Lieferung der Hilfsgüter, das die US-Streitkräfte baut. Die Fertigstellung ist für den 1. Mai geplant, könnte aber schon Mitte April erfolgen, sagte der zypriotische Präsident Nikos Christodoulides am späten Freitag unter Berufung auf Gesprächen mit US-Vertretern zu Beginn der Woche. Das würde die Hilfslieferungen beschleunigen.

Die größtenteils von den Vereinigten Arabischen Emiraten finanzierte Hilfslieferung am Samstag ist die zweite auf dem Seeweg von Zypern aus. Vor rund zwei Wochen hatte der Schlepper der gleichnamigen Hilfsorganisation „Open Arms“ auf dieser Route rund 200 Tonnen Material und Lebensmittel in den Gazastreifen gebracht. Die Nichtregierungsorganisation World Central Kitchen hatte damals die Verteilung der Hilfsgüter an die Menschen übernommen – und so ist es auch dieses Mal geplant.

Hilfsorganisationen: Nicht ausreichend

Hilfsorganisationen zufolge reichen diese Bemühungen aber nicht aus. Die israelische Regierung erklärt sich für nicht verantwortlich für den Hunger im Gazastreifen, da sie Hilfe über zwei Grenzübergänge im Süden zulasse. Hilfsorganisationen zufolge reicht das aber nicht, um genügend Güter durchzubringen, geschweige denn, sie sicher in dem zunehmend gesetzlosen Kriegsgebiet zu verteilen.

Nach UNO-Schätzungen ist ein Viertel der Bevölkerung in dem zerstörten Küstengebiet vom Hungertod bedroht. Die Hilfe decke kaum den täglichen Bedarf ab. Die UNO hat Israel vorgeworfen, die Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu blockieren. Im Zuge des Krieges wurden die meisten der 2,3 Millionen Menschen in dem Küstenstreifen vertrieben. Mehr als die Hälfte leben im Raum Rafah im Süden in Zelten und haben kaum Nahrung oder medizinische Grundversorgung.

Tote bei Verteilung von Hilfsgütern

Bei der Verteilung von Hilfsgütern gibt es immer wieder Tote und Verletzte. Am Samstag wurden nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds bei einer Massenpanik während der Ausgabe mindestens fünf Menschen getötet und 30 weitere verletzt. Vor der Ankunft von rund 15 unter anderem mit Mehl beladenen Lastwagen hatten sich Tausende Menschen an einem Kreisverkehr in Gaza versammelt. Drei der Getöteten seien erschossen worden.

Augenzeugen berichteten der Nachrichtenagentur AFP, Bewohner des Gazastreifens, welche die Verteilung beaufsichtigten, hätten in die Luft geschossen. Aber auch israelische Soldaten sollen das Feuer eröffnet haben. Den Berichten zufolge wurden Menschen bei dem Versuch, an Lebensmittel zu gelangen, von Lastwagen überfahren. Das israelische Militär erklärte auf Anfrage, es habe keine Informationen über den Vorfall.

Auch der Abwurf von Hilfspaketen durch die US-Luftstreitkräfte fordert laut BBC immer wieder Menschenleben. Anfang der Woche sollen zwölf Menschen ertrunken sein, als sie versuchten, ins Meer gefallene Hilfspakete zu holen. Weitere sechs wurden Berichten zufolge bei dem Ansturm auf dem Weg dorthin zerquetscht. Berichten zufolge forderte die Terrororganisation Hamas wegen der zunehmenden Zahl an Opfern einen Stopp der Luftabwürfe.