Menschen versammeln sich vor dem zerstörten Al-Shifa-Krankenhaus im Gazastreifen nach dem Abzug der israelischen Armee
APA/AFP
Panzer abgezogen

Israel beendet Einsatz in Al-Schifa-Klinik

Die israelische Armee hat am Montag ihren Einsatz im und um das Al-Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen nach knapp zwei Wochen für beendet erklärt. Panzer und Truppen wurden abgezogen, sowohl die israelischen Streitkräfte als auch die radikalislamische Hamas berichteten von zahlreichen Toten auf dem Gelände.

Die Armee-Einheiten hätten „ihre präzise operative Tätigkeit im Bereich des Al-Schifa-Krankenhauses beendet und das Gebiet des Krankenhauses verlassen“, erklärte die israelische Armee in einer Mitteilung. Darin hieß es auch, bei „Zusammenstößen“ in dem Klinikkomplex seien „Terroristen getötet“ worden.

Die israelische Armee bestätigte damit eine Meldung der französischen Nachrichtenagentur AFP, die Montagfrüh von einem offenbaren Abzug israelischer Panzer und Truppen von dem Klinikgelände berichtet hatte. Das Krankenhaus liegt in Gaza-Stadt und ist das größte im ganzen Gazastreifen.

Gebäude stark beschädigt

Auch das von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen erklärte, Israel habe Panzer und Fahrzeuge abgezogen. In dem Krankenhaus bzw. auf dem Gelände der Klinik seien Dutzende Leichen gefunden worden, es gebe sehr große Schäden an Gebäuden und Infrastruktur.

Die AFP zitierte einen Arzt aus der Klinik mit den Worten, es seien etwa 20 Toten geborgen worden, manche von ihnen seien von anziehenden Fahrzeugen überrollt worden.

„200 Terroristen eliminiert“

Die israelische Armee hatte am 18. März einen Großeinsatz auf dem Gelände des Krankenhauses im Norden des Gazastreifens begonnen. Er richtete sich nach israelischen Angaben gegen ranghohe Mitglieder der Hamas, die sich in dem Komplex aufgehalten hätten, später hieß es, es seien „etwa 200 Terroristen eliminiert“ worden.

Zu Erklärungen der israelischen Armee veröffentliche Aufnahmen zeigten in dem Krankenhauskomplex Geld und sichergestellte Waffen, die von der Hamas und der militanten Palästinensergruppe Islamischer Dschihad verwendet worden seien. Israel wirft der Hamas vor, auf dem Gelände der Klinik ein Kommandozentrum errichtet zu haben. Die US-Regierung hatte sich dieser Einschätzung im November angeschlossen.

Krankenhäuser nicht mehr funktionsfähig

Israel beschuldigte die Hamas auch wiederholt, Zivilisten als menschliche Schutzschilde und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen für ihre Infrastruktur zu nutzen, unter anderem als Kommandozentralen und Waffenlager. Die Hamas bestreitet das.

Die israelischen Streitkräfte hatten bereits im November einen Einsatz in der Al-Schifa-Klinik ausgeführt. Auch dieser stieß wie der zuletzt auf internationale Kritik. Die Krankenhausinfrastruktur im gesamten Gazastreifen ist nach monatelangen israelischen Angriffen als Folge des Terrorüberfalls der Hamas auf Israel am 7. Oktober mittlerweile in einem katastrophalen Zustand, die medizinische Grundversorgung nicht mehr gegeben.

Truppen zu „Vorsicht“ angewiesen

Zu Beginn des Einsatzes am 18. März hatte es von israelischer Seite geheißen, die Armee führe einen „präzisen“ Einsatz auf dem Gelände der Klinik, da dort ranghohe Hamas-Mitglieder vermutet wurden, die eigenen Truppen seien zuvor angewiesen worden, „vorsichtig“ vorzugehen und Maßnahmen zu treffen, Schäden an Patienten, Zivilisten, medizinischem Personal und medizinischer Ausrüstung zu vermeiden.

Für die Patienten und das medizinische Personal bestehe keine Verpflichtung, das Krankenhaus zu verlassen, teilte die Armee weiter mit. Man werde weiter im Einklang mit dem Völkerrecht gegen die Hamas vorgehen, die systematisch Krankenhäuser und zivile Infrastruktur benutze. Man wisse, dass sich die Hamas in dem Krankenhaus neu gruppiert habe und es dazu nutze, Angriffe gegen Israel zu befehligen, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari vor knapp zwei Wochen.