Einsatzkräfte löschen ein zerstörtes, brennendes Gebäude in Damaskus
APA/AFP/Louai Beshara
Zwei iranische Generäle getötet

Teheran macht Israel verantwortlich

Nach einem Luftangriff in Syrien haben die Revolutionswächter des Iran (IRGC) den Tod von zwei Generälen aus ihren Reihen bestätigt. Der Iran macht Israel für den Angriff verantwortlich und droht mit einer „entschlossenen Antwort“. Laut Berichten zielte die Explosion auf die Konsularabteilung unmittelbar neben dem Gebäude der iranischen Botschaft.

Bei der Attacke seien die beiden Brigadegeneräle Mohammed Resa Sahedi und dessen Stellvertreter Mohammed Hadi Hadschi ums Leben gekommen, erklärten die IRGC am Montagabend. Fünf weitere Mitglieder der Revolutionsgarden seien bei dem Angriff getötet worden.

Im Erdgeschoß des betroffenen Gebäudeteils befand sich die Residenz des Botschafters Hussein Akbari, wie iranische Medien berichteten. Der Diplomat und seine Familie seien jedoch unversehrt, hieß es. Wegen eines religiösen Feiertags dürften sich dort keine Angestellten aufgehalten haben. Akbari hatte sich zum Zeitpunkt des Angriffs an seinem Arbeitsplatz befunden, sagte der Botschafter vor Journalisten. Er sprach von sechs Raketen, die das Konsulargebäude getroffen hätten.

Helfer suchen nach Überlebenden in einem zerstörtes Gebäude neben der iranischen Botschaft in Damaskus
Reuters/Firas Makdesi
Das Gebäude neben der iranischen Botschaft wurde völlig zerstört

Regierungsanhänger fordern Rache

In der iranischen Hauptstadt Teheran versammelten sich im Stadtzentrum unterdessen am Abend einige hundert Regierungsanhänger zu spontanen Protesten, wie Augenzeugen berichteten. Die Menschenmenge forderte Rache für die Tötung der Generäle. Sie riefen unter anderem „Tod für Israel“ und „Tod für Amerika“.

Irans Außenminister Hussein Amir-Abdollahian verurteilte den mutmaßlich israelischen Angriff scharf. Kurz nach der Explosion telefonierte er mit seinem syrischen Kollegen Faisal al-Mikdad. Er erhob zugleich schwere Vorwürfe gegen Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. Dieser habe „wegen der ständigen Niederlagen des israelischen Regimes in Gaza und Verfehlens der ehrgeizigen Ziele der Zionisten das geistige Gleichgewicht vollkommen verloren“, sagte der Minister laut einer Mitteilung des iranischen Außenministeriums.

Auch der iranische Außenamtssprecher Nasser Kanaani verurteilte die Attacke scharf und machte den Erzfeind Israel für die Tötung der IRGC-Generäle verantwortlich. „Die Dimensionen dieses hasserfüllten Angriffs werden untersucht, und die Verantwortung für seine Folgen liegt beim aggressiven zionistischen Regime“, sagte der Sprecher laut einer Mitteilung seines Ministeriums. „Die Islamische Republik Iran behält sich das Recht vor, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, und entscheidet über die Art der Reaktion“, fügte er hinzu.

Das US-Präsidialamt erklärte, man verfolge die Berichte über israelische Luftangriffe in Damaskus. Ein Sprecher des US-Außenministeriums sagte, die USA seien unverändert besorgt über alles, was zu einer Eskalation oder zu einer Ausweitung des Konflikts in der Region beitragen könnte.

Sorge vor Eskalation

Hamidresa Asisi, Gastwissenschaftler an der Berliner Stiftung für Wissenschaft und Politik, sprach von einer „erheblichen Eskalation der Spannungen“. Seiner Einschätzung nach könnten einige im Iran den Luftangriff gar als Kriegserklärung werten.

Die iranische Staatsführung stehe vor einer schwierigen Entscheidung. Das Ausbleiben einer Antwort könne unter Anhängern als Schwäche gedeutet werden. „Jede Reaktion birgt jedoch die Gefahr einer Ausweitung des Konflikts“, schrieb der Experte auf X (Twitter).

Israel fliegt verstärkt Angriffe in Syrien

Israels Luftstreitkräfte bombardieren immer wieder Ziele im benachbarten Syrien und wollen damit verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen wie die libanesische Hisbollah ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Seit Beginn des Gaza-Krieges vor knapp sechs Monaten haben die Angriffe zugenommen. Bereits am Sonntag wurden Ziele bei Damaskus bombardiert.

Am Freitag waren bei schweren Luftangriffen im Nordwesten Syriens in der Provinz Aleppo mehr als 50 Menschen getötet worden. Der Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge waren die meisten Opfer syrische Militärangehörige. Auch Mitglieder der schiitischen Hisbollah-Miliz seien unter den Opfern gewesen, hieß es. Derart hohe Opferzahlen infolge mutmaßlicher israelischer Luftangriffe sind allerdings selten.

Iranische Vergeltungsschläge

Bereits Ende Dezember wurde bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff der iranische General Sejed-Rasi Mussawi, ein ranghohes IRGC-Mitglied, in einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus getötet. Die Revolutionswächter des Iran reagierten Mitte Jänner mit heftigen Raketenangriffen als Vergeltung auf Ziele in Syrien und im Irak. Die Raketen flogen rund 1.200 Kilometern weit.

Das wurde von Beobachtern auch als klares Signal an Israel gedeutet. Es wäre in etwa die gleiche Entfernung, die Raketen vom Westen des Landes aus benötigen, um Tel Aviv oder Jerusalem zu erreichen.