Menschen schauen mit Spezialbrillen eine Sonnenfinsternis an
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Fans in Euphorie

USA wappnen sich für Sonnenfinsternis

Am Montag steht am Himmel über den USA, Mexiko und Kanada eine totale Sonnenfinsternis an. Fans und Hobbyastronominnen und -astronomen sind schon längst ganz aus dem Häuschen, die Vorfreude ist enorm. Seit Monaten bereiten sich auch Institutionen wie die NASA vor, Millionen Menschen dürften zu guten Beobachtungsposten anreisen.

Schon länger hat sich die „Solar Eclipse Frenzy“ – der Sonnenfinsterniswahnsinn – angekündigt, kurz vor dem Ereignis steigert sie sich weiter. Denn obwohl eine Sonnenfinsternis kein allzu seltenes Phänomen ist – wenn sich am 8. April der Mond zwischen Sonne und Erde bewegt, wird die Finsternis total sein und Millionen Menschen werden die Gelegenheit haben, das direkt zu beobachten, zumindest in Amerika und bei gutem Wetter.

Beginnend über dem Pazifik, wird sich der Kernschatten über den Norden Mexikos bewegen, die USA über 13 Bundesstaaten von Texas schräg nordöstlich bis nach Maine überziehen und schließlich den Südosten Kanadas streifen. In der Zone liegen Großstädte wie Dallas, Indianapolis, Buffalo und Montreal, insgesamt leben dort mehr als 30 Millionen Menschen.

USA: Hype um Sonnenfinsternis

In Mexiko, den USA und Kanada ist am Montag eine totale Sonnenfinsternis zu beobachten. Mehr als 30 Millionen Menschen leben hier, aber auch viele Sonnenfinsternistouristen und -touristinnen fiebern dem Ereignis entgegen.

Von Europa aus kann das Spektakel nicht beobachtet werden, lediglich eine partielle Sonnenfinsternis ist am westlichen Rand des Kontinents (in Teilen Portugals, Spaniens, Irlands und Großbritanniens sowie in Island) zu sehen.

NASA: Vorfreude auf „kosmisches Meisterwerk“

„Der Himmel verdunkelt sich, als wäre es Morgengrauen oder Abenddämmerung“, heißt es von der US-Weltraumbehörde NASA, die die Sonnenfinsternis auch ein „kosmisches Meisterwerk“ nennt. „Sonnenfinsternisse haben eine ganz besondere Kraft“, so NASA-Chef Bill Nelson. „Sie bewegen die Menschen und lassen sie einen tiefen Respekt für das Universum erfahren.“

Partys, Reiseverkehr und Klagen

Seit Langem schon plant die NASA den Tag: Die US-Raumfahrtbehörde beobachtet, nimmt auf und misst die Sonnenfinsternis unter anderem mit Flugzeugen, Ballons und Observatorien auf der Erde. Im Netz bietet die NASA auch verschiedene Blickwinkel an, etwa von der Erde aus oder von hinter dem Mond. Auch die Raumfahrer auf der Internationalen Raumstation (ISS) können das Spektakel laut NASA beobachten.

Auch Fans und Interessierte bereiten sich vor. In den sozialen Netzwerken tauscht man sich fleißig aus über die besten Beobachtungsstandorte und Zusammentreffen. An vielen Orten sind Partys zum gemeinsamen Beobachten geplant, bei denen auch kostenlos Schutzbrillen verteilt werden sollen. Zahlreiche Schulen in Bezirken, von denen aus die totale Sonnenfinsternis beobachtet werden kann, wollen am Montag schließen. Zudem haben Millionen Menschen, die anderswo leben, Reisen gebucht. Hotels und Ferienwohnungen in den Gegenden mit totaler Sonnenfinsternis sind vielerorts ausgebucht, die Behörden warnen vor sehr hohem Verkehrsaufkommen.

Sechs Insassen eines New Yorker Gefängnisses reichten gar Klage ein, um die Sonnenfinsternis sehen zu können. Sie machten religiöse Gründe geltend und erhielten die Erlaubnis, dem Ereignis im Gefängnishof beiwohnen zu dürfen. Für alle anderen Häftlinge des Bundesstaates gelten dieselben Regeln wie an Feiertagen: Da müssen die Häftlinge zwischen 14.00 und 17.00 Uhr in ihren Zellen bleiben. In New York wird die Finsternis wohl gegen 15.15 Uhr sichtbar sein.

Schutzbrillen: Erinnerung an Trumps Weigerung

Mexikos Präsident Andres Manuel Lopez Obrador verlegte sein tägliches Treffen mit dem Sicherheitskabinett und seine übliche Pressekonferenz in die nordwestliche Küstenstadt Mazatlan im Bundesstaat Sinaloa. „Das ist etwas, was man nicht jeden Tag sieht, und es ist wichtig für alle“, sagte Lopez Obrador. Als Kind habe er fasziniert einen Kometen beobachtet, das vergesse man nie.

US-Präsident Donald Trump blickt ohne Schutzbrille in die Sonne
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Trump sah 2017 ungeschützt die Sonnenfinsternis. Nun werden wieder die Fotos von damals geteilt.

Der mexikanische Staatschef will allerdings mit gutem Beispiel vorangehen und sich eine Schutzbrille aufsetzen – anders als etwa 2017 der damalige US-Präsident Donald Trump. Bilder von Trump, wie er damals vom Balkon des Weißen Hauses ungeschützt in die Sonne schaute, erreichten im Vorfeld der neuen Sonnenfinsternis eine neue Konjunktur in den sozialen Netzwerken.

Mond heuer relativ nah

Laut NASA verfolgten 2017 rund 215 Millionen Menschen die Sonnenfinsternis in den USA. Heuer aber soll das Spektakel noch besser werden. Die Finsternis sei „totaler“: „Da der Mond die Erde umkreist, variiert seine Entfernung von unserem Planeten. Während der totalen Sonnenfinsternis 2017 war der Mond etwas weiter von der Erde entfernt als bei der bevorstehenden totalen Sonnenfinsternis“, so die NASA.

Weil der Mond also heuer näher an der Erde ist, wird die Finsternis rund doppelt so lange dauern wie jene vor sieben Jahren. Je nach Standort kann die Finsternis zumindest partiell bis zu 80 Minuten dauern, so die NASA.

Sonnenfinsternis
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2012 gab es über Texas eine Sonnenfinsternis

Das Highlight des Ereignisses wird sein, wenn die Korona der Sonne sichtbar wird. Es handelt sich um die ultraheiße äußere Atmosphäre, die während der Sonnenfinsternis ein starkes Leuchten ausstrahlt. Sie ist üblicherweise wegen der Helligkeit der Sonne nur schwer zu erkennen. Manche werden womöglich sogar die Chromosphäre sehen, ein Bereich der Sonnenatmosphäre, der als dünner, rosafarbener Kreis um den Mond herum erscheinen soll. Auch helle Sterne oder Planeten wie die Venus könnten dann am Himmel leuchten.

Grafik zur Sonnenfinsternis
Grafik: APA/ORF

„Solange man eine totale Sonnenfinsternis nicht tatsächlich gesehen hat, ist es fast unmöglich, sie zu beschreiben“, sagte John Mulchaey, Stellvertreter für Wissenschaft der Carnegie Institution for Science gegenüber CNN. „Wenn man das Ganze betrachtet, kann man sehen, wie es über Jahrtausende hinweg einen so großen Einfluss auf den Menschen hatte. Es ist eines der schönsten Dinge, die die meisten Menschen jemals erleben werden.“

Nicht selten, aber doch besonders

Insgesamt sind solche Ereignisse aber gar nicht so selten. Etwa zwei bis fünf Sonnenfinsternisse gibt es weltweit jedes Jahr, darunter fallen allerdings auch partielle. Dass die Sonne komplett verdeckt wird, kommt etwa alle ein bis zwei Jahre vor. Das ist dann auch immer nur von einem kleinen Stück der Erde aus sichtbar. Im Durchschnitt kann man von einem bestimmten Ort der Erde aus daher nur etwa alle 375 Jahre eine totale Sonnenfinsternis erleben.

Die nächste totale Sonnenfinsternis für die USA und Kanada ist immerhin wieder für 2044 angekündigt, für Mexiko für 2052. In Österreich und großen Teilen Europas war zuletzt im August 1999 eine totale Sonnenfinsternis zu sehen, die nächste findet erst wieder 2081 statt.