Obstbäume im Mostviertel
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Wieder Rekordmonat

März so warm wie noch nie

In den vergangenen Monaten ist in den Klimabüchern kein Stein auf dem anderen geblieben, die Rekorde sind reihenweise gefallen. Nach dem wärmsten Februar war auch der März 2024 der wärmste der Messgeschichte. Weltweit war er sogar schon der zehnte Rekordmonat in Folge. Die Hauptgründe für diese Rekordflut sind die menschengemachte Klimaerwärmung, aber auch das Wetterphänomen „El Nino“.

Die letzten Wochen des astronomischen Winters haben sich in Österreich frühlingshaft angefühlt. Schnee gab es nur auf den Bergen, die Temperaturen lagen weit im Plus, und in den Tälern ist die Natur erblüht. Kein Wunder, denn es war über Wochen viel zu mild, die Temperaturen lagen fast den ganzen Monat weit über den Durchschnittswerten.

Da überrascht es wenig, dass der März 2024 nach Auswertung der GeoSphere Austria der wärmste in der 258-jährigen Messgeschichte Österreichs war. Das Flächenmittel der Lufttemperatur lag um 3,4 Grad über dem Durchschnitt der Periode 1991 bis 2020. Auf den Gipfeln waren die Abweichungen nicht ganz so hoch, mit 2,4 Grad über dem Mittel war es hier der neuntwärmste März seit Beginn der Aufzeichnungen.

Karte zum wärmsten März der Messgeschichte in Österreich
Grafik: APA/ORF; Quelle: Geosphere Austria

März-Temperaturen wie früher im April

Der März 2024 war damit knapp wärmer als der bisherige Rekordhalter aus dem Jahr 2017 und beinahe genauso warm wie ein durchschnittlicher April in den 1970er Jahren. Die fünf wärmsten März-Monate der Klimageschichte finden sich alle in den letzten 35 Jahren. Auf Platz drei liegt 1994, vor 2014 und 1989.

Der März dieses Jahres hat aber nicht nur einen österreichweiten Temperaturrekord gebracht, sondern auch viele lokale Rekorde und die ersten „klimatologischen Sommertage“ des Jahres. Die gab es mit 25 Grad am 30. März in Schärding und Oberndorf an der Melk. Im langjährigen Mittel passiert das erst am 18. April. Neue März-Höchstwerte wurden außerdem in Klausen-Leopoldsdorf, Wels, Braunau, Kremsmünster, Bad Vöslau, Aspach und Ostermiething erreicht.

Noch ungewöhnlicher waren die höchsten Tiefstwerte in der Nacht vom 29. auf den 30. März, der wärmsten März-Nacht seit Messbeginn. Mit 16,5 Grad hat Wiener Neustadt den alten Rekord um fast vier Grad übertroffen. Ähnlich mild war es auch in Bludenz, Puchberg am Schneeberg, in Lutzmannsburg und Wolfsegg, Nachttemperaturen wie sonst nur im Hochsommer.

Freizeitsportler auf der Donauinsel in Wien
APA/Tobias Steinmaurer
Kurze-Hosen-Wetter auf der Wiener Donauinsel

Der Frühling beginnt immer früher

Durch die hohen Temperaturen ist die Vegetation außergewöhnlich früh aus dem Winterschlaf erwacht. Viele Pflanzen begannen deutlich früher zu blühen als in einem durchschnittlichen Frühling, zum Teil um zwei Wochen. Die Marillenblüte war sogar um drei Wochen früher dran, so früh wie noch nie seit Beginn der Beobachtungen 1946. Diese Verschiebung des Vegetationsbeginns birgt auch Risiken, denn sie macht die Pflanzen empfindlicher gegen Spätfröste. Und diese gab es. Nicht viele, aber um den 20. März doch verbreitet. In Liebenau im Mühlviertel wurde mit minus 7,7 Grad die tiefste Temperatur des Monats gemessen, und auch in der Wachau gab es Frost bis zu minus drei Grad.

Viel und wenig Regen, kaum Schnee

Die Niederschlagsbilanz fällt österreichweit durchschnittlich aus, und trotzdem war der März 2024 der nasseste seit 2009. Im Detail gab es beträchtliche Unterschiede. Während es im Donauraum stellenweise viel zu trocken war, um 40 bis 65 Prozent, fiel vom Tiroler Alpenhauptkamm bis zu den Karnischen Alpen zum Teil zweieinhalbmal so viel Regen und Schnee wie im Durchschnitt. In Obergurgl war es sogar der nasseste März seit Messbeginn, und mit 59 Zentimeter gab es hier am 6. März auch einen Neuschneemonatsrekord.

Die Schneelage war im Hochgebirge, oberhalb von 1.500 Meter, durchschnittlich bis überdurchschnittlich, in tiefen Lagen gab es dagegen nur wenig oder gar keinen Schnee. In Innsbruck etwa, wo normal an fünf Tagen Schnee liegt, oder in Litschau mit null statt neun Schneedeckentagen. Die Sonnenausbeute war heuer bescheiden. Nur nördlich der Alpen erreichte die Sonnenschaudauer durchschnittliche Werte, in Osttirol und Oberkärnten gab es dagegen ein Defizit bis zu 45 Prozent.

Föhn und Sahara-Staub

Der Grund für die Wärme im vergangenen Monat war die dominante Wetterlage. Mit einer föhnigen Südwestströmung kam immer wieder warme Mittelmeer-Luft oder sogar Luft aus Nordafrika zu uns. Die Folge, fast durchgehend überdurchschnittliche Temperaturen, nur einzelne zu kühle Tage.

Immer wieder gab es kräftigen Föhn, den stärksten Sturm zu Ostern. Am Patscherkofel wurden 171 km/h gemessen, auf der Elferspitze im Stubaital sogar knapp 200 km/h. Auch in vielen Tälern gab es schwere Sturmböen, 114 km/h in Achenkirch, das die höchste hier je gemessene Windgeschwindigkeit.

Der Sturm bescherte den Einsatzkräften unruhige Ostern. Bäume stürzten um, Haushalte waren zeitweise ohne Strom, und Straßen mussten gesperrt werden. Der Föhn hat außerdem enorme Mengen Sahara-Staub nach Mitteleuropa transportiert, über die Osterfeiertage hinweg Hunderttausende Tonnen. Die Folge waren extreme Feinstaubkonzentrationen in der Luft, diesiger, teils orangefarbener Himmel und sandgelbe Schipisten.

Durch Saharastaub getrübte Sicht am Handelskai in Wien
APA/Tobias Steinmaurer
Durch Sahara-Staub getrübte Sicht am Handelskai in Wien

Rekorde international

Der März 2024 war aber nicht nur in Österreich, sondern auch in vielen Nachbarländern sowie in Ost- und Südosteuropa außergewöhnlich warm. Zu den Osterfeiertagen wurden hier Hunderte Stations- und Landesrekorde gebrochen, unter anderem in Deutschland, Polen, im Baltikum, am Balkan und in Griechenland. 30 Grad in Serbien, Albanien und Rumänien. Vereinzelt wurden alte Rekorde um unglaubliche drei bis fünf Grad übertroffen.

Ungewöhnlich ist auch die Häufung der Rekorde. In Österreich hat der März den vierten Monatsrekord in nur sieben Monaten gebracht. Das gab es noch nie, weiß GeoSphere-Klimatologe Alexander Orlik. Global liegen die Temperaturen schon seit zehn Monaten auf Rekordniveau, und die Weltmeere sind sogar seit über einem Jahr durchgehend so warm wie noch nie seit Messbeginn.

Treibhauseffekt und „El Nino“

Der Hauptgrund für die Rekordflut ist höchstwahrscheinlich die menschengemachte Klimaerwärmung, aber auch das alle zwei bis sieben Jahre stattfindende Klimaphänomen „El Nino“ spielt eine Rolle. Es führt zu einer temporären Abschwächung des kalten Humboldtstromes vor der Westküste Südamerikas und damit zu einem Anstieg der Meerestemperaturen in diesem Bereich, der auch die Landtemperaturen in vielen Regionen der Erde beeinflusst. Den Höhepunkt hat das aktuelle „El Nino“-Ereignis im Dezember erreicht. Inzwischen schwächt es sich ab, sein wärmender Effekt geht aber nur zeitverzögert zurück.