Stark beschädigtes Gebäude in Taiwan
AP/TVBS
Mehrere Tote

Schweres Erdbeben erschüttert Taiwan

Bei einem schweren Erdbeben vor der Küste Taiwans sind nach offiziellen Angaben mindestens neun Menschen ums Leben gekommen und Hunderte verletzt worden. Das bestätigte die nationale Feuerwehrbehörde der Insel am Mittwoch. Viele Gebäude wurden beschädigt oder stürzten ein.

Wie die nationale Feuerwehrbehörde am Mittwoch mitteilte, wurden mehr als 960 Menschen verletzt, 143 galten als eingeschlossen. Darunter fielen auch 71 Bergarbeiter, die den Angaben zufolge in zwei Steinbrüchen festsaßen. Auch die Zahl verschiedenster Unfälle, etwa durch Schäden an Gebäuden oder Infrastruktur, stieg auf über 1.100. Nach Angaben des Außenministeriums in Wien gab es bis Mittwochmittag keine Hinweise darauf, dass österreichische Staatsbürger durch das Beben in Mitleidenschaft gezogen worden wären.

In der Früh (Ortszeit) hatte wenige Kilometer vom Stadtzentrum Hualiens an der Ostküste Taiwans die Erde in relativ geringer Tiefe gebebt – so stark wie seit fast 25 Jahren nicht mehr. Die taiwanische Wetterbehörde registrierte das Beben mit einer Stärke von 7,2. Die US-Erdbebenwarte USGS gab einen Wert von 7,4 an. Erdbeben sind in Taiwan keine Seltenheit, da die Insel am Rand zweier tektonischer Platten liegt. Taiwan hat mehr als 23 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.

Erdbeben in Taiwan am 3.4.2024. Das Epizentrum ist als roter Punkt gekennzeichnet. Intensitätslinien zeigen Stärke nach Modified Mercalli Intensity (MMI).

Chipfabriken kurz evakuiert

Taiwans künftiger Staatspräsident Lai Ching-te machte sich ein Bild von den Folgen des Bebens. Vor einem eingestürzten Haus in Hualien mahnte er zur Eile bei der Rettung. Das habe derzeit oberste Priorität. Lai, der im Mai sein Amt antreten soll, erklärte, die Zugsverbindung in die Region Hualien werde am Donnerstag wieder aufgenommen. Das Beben war auch in der Hauptstadt Taipeh zu spüren. Dort stellte die U-Bahn kurz ihren Betrieb ein. Der Halbleiterriese TSMC, ein Zulieferer von Apple und Nvidia, evakuierte vorübergehend einige Fabriken.

Laut den Luftstreitkräften wurden sechs F-16-Kampfjets leicht beschädigt, dürften aber bald wieder einsatzbereit sein. Von einem Stützpunkt in Hualien werden immer wieder Jets zur Überwachung von Flugzeugen der Volksrepublik China losgeschickt.

China und EU bieten Hilfe an

Die chinesischen Behörden seien über die Lage sehr besorgt, sagte die Sprecherin des chinesischen Büros für Taiwan-Angelegenheiten, Zhu Fenglian, in Peking. Das Festland beobachte die Situation und sei bereit, Katastrophenhilfe anzubieten. Ob Taiwan die Hilfe Chinas annehmen wird, blieb offen. Die Führung in Peking betrachtet das demokratisch regierte Taiwan als eine abtrünnige Provinz, die Spannungen sind hoch.

Auch EU-Ratspräsident Charles Michel bot die Hilfe der Europäischen Union an. „Allen, die vom Erdbeben im Taiwan betroffen sind, gilt meine aufrichtige Anteilnahme“, teilte er am Mittwoch auf der Plattform X (Twitter) mit. „Und den Familien der Opfer mein Beileid.“ Die EU sei bereit, jede erforderliche Hilfe zu leisten.

Stark beschädigtes Gebäude in Taiwan
APA/AFP/Cna
In Hualien wurden viele Häuser schwer beschädigt

Über mehrere Stunden warnten Taiwan, China, Japan und die Philippinen vor Tsunamis, ehe die Warnungen gelockert beziehungsweise aufgehoben wurden. In ganz Taiwan richteten die Erschütterungen schwere Schäden an Häusern an und ließen sie zum Teil einstürzen. Vielerorts fiel der Strom aus, Fabriken stellten vorübergehend den Betrieb ein, und der Nah- und Fernverkehr wurde unterbrochen.

Das Erdbeben war auch in der Hauptstadt Taipeh und chinesischen Staatsmedien zufolge auch auf dem chinesischen Festland zu spüren. Ein Reuters-Augenzeuge berichtete von Erschütterungen in Schanghai.