Armutskonferenz will „Chancenindex“ für Schulen

Die Armutskonferenz verlangt die sofortige Umsetzung eines „Chancenindex“, über den Schulen mit besonderen Herausforderungen mehr Ressourcen bekommen. Derzeit gibt es dazu ein Pilotprojekt der Regierung für 100 Schulen. Das sei aber zu wenig, so Diakonie-Sozialexperte Martin Schenk heute bei einer Pressekonferenz.

„Ich glaube, wir brauchen keine Pilotprojekte mehr.“ Aus anderen Staaten wisse man schon viel, auch was nicht funktioniert. „Man sollte es einfach machen.“

Ein Chancenindex erfasst Einkommen bzw. Bildung der Eltern und damit den sozialen Status der Schülerinnen und Schüler an den einzelnen Schulstandorten. Darauf aufbauend würden dann zusätzliche Mittel verteilt, mit denen die Schulen Unterricht und Unterstützung verbessern können. Modelle dafür gibt es bereits. Demnach würden 17 Prozent der Pflichtschulen hohen bis sehr hohen Unterstützungsbedarf ausweisen. Das sind rund 1.100 Einrichtungen.

Kein Automatismus

Automatisch mehr Geld für die Schulen würde es mit dem Index nicht geben. Vielmehr müssten die Schulen ein Konzept entwickeln, wie sie zusätzliche Mittel sinnvoll einsetzen. Nicht verbunden sein sollten damit öffentliche Rankings, so Schenk. Diese würden nur dazu führen, dass Schwächere beschämt würden anstatt gestärkt.

Gleichzeitig müssten aber auch im Unterricht die Themen Armut, Reichtum und soziale Ungleichheit behandelt werden, sagte Herbert Pichler, Fachdidaktiker für Geografie und wirtschaftliche Bildung an der Uni Wien und Lehrer. Allerdings sei das angesichts der Zusammensetzung einer Klasse ein heikles Thema, deshalb habe man dafür einen Leitfaden für achtsamen Unterricht erarbeitet.

Auch Unterstützung für Alleinerziehende gefordert

Doris Pettighofer, Geschäftsführerin der Plattform für Alleinerziehende, forderte wiederum zusätzlich zur institutionellen Ganztagesbetreuung in Kindergärten und -krippen auch flexible, ergänzende Kinderbetreuung wie etwa Abhol- und Bringdienste bzw. Betreuung an Wochenenden und bei Nachtdiensten. Erst damit hätten Alleinerziehende tatsächlich einen vollwertigen Zugang zu Erwerbsarbeit bzw. die Kinder zur Elementarpädagogik.