Die vom Militär entworfene neue Hauptstadt Naypyidaw liegt inmitten des trockenen Buschlands im Zentrum des Landes, dort sind unter anderem die Spitzen des Militärs ansässig. Naypyidaw ist streng bewacht und vor den meisten Kämpfen geschützt, die andernorts im Land tobten und toben. Die Aufständischen zerfallen in mehrere Gruppierungen. In diesem Fall bekannte sich laut BBC die Rebellenorganisation Regierung der Nationalen Einheit (NUG), die sich selbst als Exilregierung bezeichnet, dazu, 29 Drohnen bereitgestellt zu haben.
Ob alle diese Drohnen bereits eingesetzt wurden, ist unklar. Berichten lokaler Medien zufolge gab eine Volkswehr an, die Drohnen auf militärische Ziele in Naypyidaw abgeschossen zu haben. Laut BBC wurden mit Sprengstoff ausgerüstete Drohnen gegen den Flughafen, gegen den Luftwaffenstützpunkt und gegen das Hauptquartier der Armee eingesetzt. Der Widerstand werde immer wirksamer, so die Einschätzung der BBC.
Junta: Erfolgreich abgeschossen und zerstört
Laut der Militärjunta wurden sieben Drohnen über Naypyidaw abgeschossen. Vier Drohnen zielten auf den Flughafen, drei weitere näherten sich der Gegend von Zayarthiri, wie die Armee am Donnerstag mitteilte. Die Drohnen seien „erfolgreich abgeschossen und zerstört“ worden. Demzufolge kam es zu keinen Schäden oder Opfern.
Der Flughafen der Hauptstadt war unmittelbar nach dem Vorfall gegen 10.00 Uhr (Ortszeit, 5.30 Uhr MESZ) vorübergehend geschlossen, hieß es aus Kreisen des Airports. Auch dort sei es zu keinen Schäden gekommen. Demzufolge hatte eine der abgeschossenen Drohnen eine Bombe an Bord, die entschärft wurde. Von der Militärjunta veröffentlichte Bilder zeigten eine zerstörte Drohne auf dem Rollfeld und ein großes Trümmerteil in einem Waldgebiet. Die Angaben sind so gut wie nicht überprüfbar.
Mehrere Fronten gegen Aufständische
In Myanmar herrschen bürgerkriegsartige Zustände. Die Armee kämpft an mehreren Fronten gegen eine lose Allianz von Aufständischen. Einige westliche Staaten werfen dem Militär Gräueltaten vor, was dieses zurückweist. Die Armee verlängerte Ende Jänner den Ausnahmezustand um ein weiteres halbes Jahr. Unter der Führung von Min Aung Hlaing hatte sie sich am 1. Februar 2021 an die Macht geputscht und das mit Unregelmäßigkeiten bei der Wahl des Vorjahres begründet.
Bei der Abstimmung hatte die National League for Democracy (NLD) unter Aung San Suu Kyi einen überwältigenden Sieg errungen. Die faktische Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin wurde inhaftiert. Die seitdem regierende Junta geht hart gegen Oppositionelle vor. Nach Angaben der Vereinten Nationen hat der rund dreijährige Bürgerkrieg im Land Tausende getötet, etwa 2,6 Millionen Menschen wurden laut UNO vertrieben.
Erfolge für Aufständische
In den vergangenen Monaten hatten es die Aufständischen durch mehrere Bombenabwürfe in ganz Myanmar geschafft, Truppen der Junta aus ihren Stellungen zu vertreiben, inländische Flughäfen getroffen und einen Brigadegeneral in der Nähe der chinesischen Grenze getötet. Da die Gegnerinnen und Gegner den Armeeangehörigen der Junta zahlenmäßig unterlegen sind, konzentrieren sie sich auf fliegende kommerzielle Drohnen, die mit Bomben beladen sind.
Junta kooperiert mit Russland
Die nach Hilfe im Ausland suchende Junta ist nun auch vermehrt ins Visier des nach Verbündeten suchenden Russland gerückt. Russland will seine Beziehungen zu international weitgehend isolierten Staaten vorantreiben – neben Nordkorea und Mali auch mit Myanmar. Die beiden Regime würden sich dabei gegenseitig stützen und aufeinander verweisen können – nicht nur in Sachen Anerkennung, sondern auch in den Methoden, um etwa gegen Rebellen und Aufständische vorzugehen.
Die Streitkräfte beider Seiten planen für dieses Jahr mehr als 50 gemeinsame militärische Kooperationsmaßnahmen, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti letzte Woche unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau meldete. Dabei gehe es auch um gemeinsame Projekte zur Einsatz- und Gefechtsausbildung.