Frau mit Strohhut
ORF.at/Roland Winkler
Bis zu 30 Grad

Körperliche Belastung durch frühe Hitze

Die Hitze ereilt Österreich heuer früher denn je: Schon am Wochenende könnte die 30-Grad-Marke durchbrochen werden. Das hat nicht nur Folgen für die Umwelt, auch der menschliche Körper leidet unter der frühen Hitze. Immunsystem und Kreislauf sind gefordert.

Der Frühling ist noch nicht alt, doch wurden bereits die ersten Sommertage mit 25 Grad und darüber verzeichnet. Der Zeitpunkt ist sehr früh, und in derselben Tonart geht es auch weiter. Am Sonntag und Montag könnte sich laut ORF-Wetterredaktion und GeoSphere Austria ein Dreißiger ausgehen, also der erste Hitzetag. So bald im Jahr gab es das vorher nie, seit es in Österreich Messungen gibt.

Die vorhergesagten Höchstwerte der kommenden Tage liegen etwa zehn bis 15 Grad über den für Anfang April typischen Werten, so GeoSphere Austria. Durch die Klimaerwärmung treten sehr warme Wetterlagen zunehmend früher auf, wie Fachleute warnen. Die 30-Grad-Marke wird mittlerweile auch in durchschnittlichen Jahren deutlich früher erreicht als noch vor einigen Jahrzehnten.

Kein Einzelereignis mehr

Den bisher ersten Tag mit 30 Grad gab es am 17. April 1934 in der Stadt Salzburg. „Das war ein Einzelereignis“, so ORF-Meteorologin Christa Kummer. Nun hingegen gebe es „viele Monate“ in Reihe, die viel zu warm gewesen seien. Die derzeitigen Temperaturen seien „extrem ungewöhnlich, das sind Sommertemperaturen“, die normalerweise erst im Juni bzw. auch vereinzelt im Mai auftreten sollten.

„Jahreszeiten verschwinden immer mehr“

Die ORF-Wetter-Expertin Christa Kummer analysiert die Hitzewelle, die auf Österreich zurollt. Jahreszeiten so wie früher werde es schon bald nicht mehr geben.

Pollen verstärken Beschwerden

Die frühe Hitze merkt freilich auch der menschliche Körper. Sie „wirkt umso problematischer, je schneller diese Wechsel kommen. Das heißt, wenn im Sommer man sich langsam akklimatisiert oder im Frühjahr, dann ist es weniger ein Problem, als wenn es zu diesen starken Schwankungen kommt“, so der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter zum Ö1-Radio. Hitzestress beanspruche den Kreislauf, die Leistungsfähigkeit schwinde. Ältere Menschen, die eine geringere Anpassungsfähigkeit haben, Asthmatiker und Personen mit Herz-Kreislauf-Problemen seien am meisten betroffen, so Hutter.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Hinzu komme für Allergikerinnen und Allergiker der durch die Wärme beeinflusste frühe Pollenflug. Früher hätten Allergiker zumindest längere Zeit über den Winter Ruhe gehabt. „Und das ist ja heuer nicht mehr der Fall gewesen, also was Hasel und Erle anlangt. Sie waren ja schon sehr früh da. Von daher gibt auch nicht diese Erholungsphasen mehr, und das setzt sicherlich den Menschen zu“. Komme wie derzeit gerade auch Sahara-Staub in der Luft dazu, wirkten Pollen noch problematischer, so Hutter.

Begrenzte Anpassungsmöglichkeiten

Im Hinblick auf den Sommer warnte der Mediziner, dass Hitzeperioden im Sommer deutlich länger würden und auch intensiver. Das mache eine Anpassung auf vielen Ebenen nötig. „Aber eines muss uns auch klar sein, wir werden uns nicht an alles anpassen können.“

„Dass das Temperaturniveau an sich höher ist, auch in den Ursprungsgebieten der Luftmassen“, sei „zweifellos eine Folge des Klimawandels“, so Klimaforscherin und -aktivistin Helga Kromp-Kolb zur APA am Freitag. Da im weiteren Jahresverlauf das „El Nino“-Phänomen „noch anhalten wird, ist mit ungewöhnlich hohen Temperaturen zu rechnen. Ganz allgemein wird künftig das Temperaturniveau höher liegen, zusätzlich muss aber auch mit ungewöhnlichen Wetterlagen hinsichtlich Zeitpunkt und Andauer gerechnet werden“, so Kromp-Kolb.

Klimaschutz als Gesundheitsvorsorge

„Der Klimawandel stellt eine existenzielle Bedrohung für die Gesundheit von Menschen, Tieren und für das gesamte Ökosystem dar“, so auch eine kürzlich in der Fachzeitschrift „Frontiers in Science“ veröffentlichte Studie. Für die Untersuchung wurde der aktuelle Wissensstand zum Einfluss von Klimawandel und Umweltverschmutzung auf das Immunsystem zusammengetragen.
„Aus evolutionärer Sicht passt sich das Immunsystem ständig an, um auf die Umwelt zu reagieren; die jüngsten Veränderungen waren jedoch zu schnell, als dass sich unser Immunsystem angemessen hätte adaptieren können“, hieß es da. Maßnahmen zur Anpassung und die Begrenzung der Klimakrise seien von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit – mehr dazu in science.ORF.at.