Ex-General in Guatemala wegen Völkermordes vor Gericht

Fast 30 Jahre nach dem Ende des Bürgerkrieges in Guatemala muss sich ein Ex-General wegen des Vorwurfs des Völkermordes an Indigenen vor Gericht verantworten.

Der frühere Armeechef Benedicto Lucas Garcia verfolgte den Prozessauftakt gestern per Videoschaltung aus einem Militärkrankenhaus, wo er bereits eine 58-jährige Haftstrafe verbüßt. Ihm wird in dem neuen Verfahren vorgeworfen, während der Präsidentschaft seines Bruders Fernando Garcia zwischen 1978 und 1982 an der Ermordung von mehr als 1.200 Ixil-Maya beteiligt gewesen zu sein.

Bis zu 100 Jahre Haft

Dem 91-jährigen Ex-Armeechef werden Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und gewaltsames Verschwindenlassen zur Last gelegt. So soll er Dutzende Massaker in Dörfern in der westlichen Region Quiche geplant und ausgeführt haben. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm mehr als 100 Jahre Haft

Der frühere Armeechef Benedicto Lucas Garcia im März 2017
AP/Moises Castillo

Es ist bereits der zweite Prozess im Zusammenhang mit Massakern an guatemaltekischen Indigenen während des jahrzehntelangen Bürgerkrieges in dem zentralamerikanischen Land. Im Jahr 2013 war der frühere Machthaber Efrain Rios Montt wegen des Völkermords am Volk der Ixil-Maya zu 80 Jahren Haft verurteilt worden. Der Prozess war der erste Versuch einer juristischen Aufarbeitung der Verbrechen während des Bürgerkrieges.

In dem Bürgerkrieg von 1960 bis 1996 zwischen Armee und linksgerichteter Guerilla wurden laut dem Bericht einer Wahrheitskommission etwa 200.000 Menschen getötet oder verschwanden, darunter mindestens 1.300 Indigene. Die Ixil-Maya wurden vom Militär beschuldigt, die Guerilla zu unterstützen.