Selenskyj: Keine Gefahr einer russischen Eroberung Charkiws

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angesichts der Gerüchte um eine bevorstehende russische Offensive auf die Millionenstadt Charkiw eine Eroberung der Metropole ausgeschlossen. „Charkiw ist heute geschützt“, sagte Selenskyj in einem gestern im Fernsehen ausgestrahlten Interview.

Er räumte ein, dass die Stadt weiter anfällig gegen Luftangriffe sei, doch für die Verteidigung des Gebiets auf dem Boden sei er absolut zuversichtlich. Seinen Angaben zufolge sind die von der Ukraine gebauten Befestigungsanlagen nicht nur in Charkiw, sondern auch in weiten Teilen des Front- und Grenzgebiets weitgehend fertig.

Dabei behauptete Selenskyj unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, dass Russland zum 1. Juni eine weitere Mobilmachung von 300.000 Mann plane, um seine im Herbst begonnene Offensive fortsetzen zu können. Offiziell hat Moskau bisher Pläne für eine weitere Mobilisierungswelle dementiert.

Allerdings hatte Russlands Präsident Wladimir Putin, als er den Angriffskrieg gegen das Nachbarland befahl, seinen Landsleuten auch zugesichert, dass nur Freiwillige und Berufssoldaten in den – in Moskau „militärische Spezialoperation“ genannten – Krieg geschickt würden. Nach einer Reihe von Niederlagen verkündete er im Herbst 2022 dann eine Teilmobilmachung von 300.000 Reservisten, die in die Ukraine an die Front geschickt wurden.

Tote und Verletzte bei Angriff

Unterdessen wurden bei einem nächtlichen russischen Drohnenangriff auf Charkiw acht Menschen getötet. Zehn weitere Menschen hätten Verletzungen erlitten, teilte Charkiws Bürgermeister Igor Terechow heute via Telegram mit.

Der Angriff ereignete sich den Abgaben zufolge im nördlich gelegenen Stadtbezirk Schewtschenkiwskyj. Der staatliche Notfalldienst der Ukraine hatte die Todesopfer und Verletzten bestätigt.

Offen für US-Waffenhilfe auf Kredit

Im Fernsehinterview zeigte sich Selenskyj nebenbei auch offen für das Angebot einer US-Waffenhilfe auf Kredit. „Wir werden jede Option akzeptieren“. Die USA sind mit Waffenhilfen über umgerechnet 40 Mrd. Euro militärisch der wichtigste Verbündete der Ukraine bei ihrer Abwehr des russischen Angriffskriegs.

Allerdings liegt weitere Rüstungshilfe derzeit wegen eines innenpolitischen Streits zwischen Demokraten und Republikanern in den USA auf Eis. Die Ukraine ist deswegen in die Defensive geraten und verliert derzeit an Boden gegen die russischen Besatzungstruppen.