Erneut Massendemonstrationen gegen Netanjahu in Israel

Zehntausende Menschen haben gestern Abend in Tel Aviv und anderen israelischen Städten gegen die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu demonstriert. Sie forderten ernsthaftere Bemühungen um die Freilassung der von der islamistischen Hamas verschleppten Geiseln.

Proteste gegen Premier Benjamin Netanjahu und die Regierung in Tel Aviv (Israel)
Reuters/Hannah McKay

Heute wird es genau sechs Monate her sein, dass Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen den Süden Israels überfielen, knapp 1.200 Menschen töteten und weitere 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppten.

Die Demonstrierenden entzündeten mehrere Feuer auf der Straße. Polizistinnen und Polizisten schritten ein und löschten sie mit Feuerlöschern. Dabei kam es zu Zusammenstößen zwischen Einsatzkräften und Demonstrierenden, wie Medien berichteten. An einer anderen Stelle überfuhr ein Auto offenbar mutwillig drei Kundgebungsteilnehmer, die Verletzungen erlitten. Die Polizei nahm den Fahrer des Wagens fest.

Demonstrationen gab es auch in Jerusalem, Haifa, Beer Scheva, Herzlija und in Caesarea vor einer Privatvilla Netanjahus. Nach Medienberichten handelte es um den größten Protest seit dem 7. Oktober, als das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels den Gaza-Krieg auslöste.

Armee: Weitere Geisel tot

Unterdessen teilte die israelische Armee gestern mit, dass eine weitere in den Gazastreifen verschleppte Geisel tot sei. Der Mann sei in Gefangenschaft des Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) gewesen und dort getötet worden, hieß es.

Seine Leiche sei in der Nacht in der Stadt Chan Junis geborgen, nach Israel zurückgebracht und dort identifiziert worden. Die Familie sei über seinen Tod informiert worden. Wie genau der Mann getötet worden sein soll, teilte das Militär nicht mit.

Terroristen des PIJ verschleppten den Mann Armeeangaben zufolge aus dem Kibbuz Nir Os. Sein Vater soll ermordet und seine Mutter entführt worden sein. Sie kam im Rahmen eines Abkommens zwischen der Hamas und Israels Regierung Ende November frei. Israelische Medien berichteten unter Berufung auf die Angehörigen, dass der 47-Jährige in Nir Os begraben werde. Die Terrororganisation PIJ hatte in den vergangenen Monaten zwei Videos der Geisel veröffentlicht.