Überschwemmte Wohnsiedlung am Ural
IMAGO/TASS/Yegor Aleyev
Russland, Kasachstan

Tausende fliehen vor Überschwemmungen

In Russland und Kasachstan sind Tausende Menschen auf der Flucht vor Überschwemmungen. Schneeschmelze, viel Regen und Dammbrüche am Fluss Ural haben dazu geführt, dass Tausende Häuser unter Wasser stehen, in beiden Ländern wurden Tausende Menschen in Sicherheit gebracht. In den kommenden Tagen könnte sich die Lage noch weiter verschlimmern, hieß es am Sonntag.

Bei der Stadt Orsk mit über 200.000 Einwohner und Einwohnerinnen entstand durch einen Dammbruch „eine kritische Situation“, sagte der russische Katastrophenschutzminister Alexander Kurenkow am Sonntag an Ort und Stelle. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte ihn in das Gebiet beordert. Kurenkow erklärte, vor allem Trinkwasser sowie Aufbereitungsanlagen würden benötigt. Die lokalen Behörden sollen mit Impfungen gegen Hepatitis beginnen. Putin selbst sprach laut Kreml mit verschiedenen Gouverneuren dort per Telefon.

Der Gouverneur der Oblast Orenburg, Denis Pasler, sprach von der schlimmsten Überflutung seit Beginn der Aufzeichnungen. Auf seiner gesamten Länge von rund 2.400 Kilometer sei der Ural über seine Ufer getreten. Bisher sollen in Russland 6.000 Häuser unter Wasser stehen, mehr als 4.000 Menschen wurden allein in Orsk in Sicherheit gebracht.

Überschwemmte Wohnsiedlung am Ural
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Das Wasser könnte in den kommenden Tagen noch weiter steigen

Flutwarnungen gab es auch in einer Reihe weiterer Regionen am Ural. „Das Wasser kommt, und in den nächsten Tagen wird es nur steigen“, sagte der Bürgermeister von Orenburg. Der Höchststand wird derzeit für Dienstag erwartet, berichtete die BBC.

Tausende in Kasachstan in Sicherheit gebracht

In Kasachstan, das der Ural auf seinem Weg ins Kaspische Meer durchquert, wirken sich die Fluten ebenfalls verheerend aus. 12.000 Menschen wurden laut den Behörden in Notunterkünften untergebracht, rund 60.000 Tiere sollen ebenfalls in Sicherheit gebracht worden sein. Präsident Kassym-Schomart Tokajew sprach von der größten Naturkatastrophe der letzten 80 Jahre.

Überschwemmte Wohnsiedlung am Ural
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Der Fluss Ural ist laut Behörden auf seiner gesamten Länge über die Ufer getreten

Überschwemmungen seien auch in der sibirischen Region Tjumen sowie in Kurgan „unvermeidlich“, hieß es vonseiten Russlands. In der Stadt Kurgan mit über 300.000 Einwohner und Einwohnerinnen wurde eiligst eine Evakuierung auf einer Flussseite angeordnet. Der Ural entspringt im gleichnamigen Gebirge in Russland. Von dort fließt er nach Süden, durchquert russische Industrieregionen und mündet im Westteil von Kasachstan im Kaspischen Meer.

Russland leitete Untersuchung ein

Russland leitete eine Untersuchung zur Ursache des Dammbruchs in der Region Orsk ein. Laut Strafbehörden wird wegen Vernachlässigung der Wartung des vor rund zehn Jahren errichteten Dammes bei der Stadt Orsk mit 250.000 Einwohnern ermittelt. Lokalen Behörden zufolge wurde der Damm für eine Wasserhöhe von 5,5 Meter errichtet, der Ural habe inzwischen aber fast zehn Meter erreicht. Mehrere Menschen wurden laut der Nachrichtenagentur TASS dort infolge der Überschwemmungen im Krankenhaus behandelt.

Überschwemmte Wohnsiedlung am Ural
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Der Damm war laut Angaben für die Wasserhöhe nicht ausgelegt

Der Betrieb der Ölraffinerie von Orsk wurde eingestellt. Die petrochemische Anlage unweit der Grenze zu Kasachstan hat eine Jahreskapazität von sechs Millionen Tonnen Öl. In Russland ist die Ölverarbeitung auch in anderen Raffinerien durch ukrainische Angriffe eingeschränkt.