Ein Paar geht händehaltend im Park spazieren
Getty Images/Emirmemedovski
Partnerwahl

Veränderte Lebenskonzepte werden deutlich

Demografische Veränderungen bringen auch Verschiebungen mit sich, was die Wahl der Beziehungspartnerinnen und Beziehungspartner betrifft. Eine Studie der Uni Wien in Kooperation mit dem Institut für Demografie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Uni Salzburg zeigt, dass sich sowohl der Zeitpunkt als auch die Auswahlkriterien bei neuen Beziehungen verschieben.

Weniger als fünf Jahre beträgt der Altersunterschied bei 69 Prozent der österreichischen Beziehungen laut den Erhebungen, bei 29 Prozent ist er nicht größer als ein Jahr. In 49 Prozent der Fälle zeige sich auch ein gleiches Bildungsniveau der Partner, gemessen an der Internationalen Standardklassifikation des Bildungswesens (ISCED). Zu diesen Ergebnissen kam eine quantitative Erhebung, für die 8.000 Österreicher zwischen 18 und 59 Jahren von Oktober 2022 bis März 2023 online befragt wurden.

Allerdings würden diese Trends nicht gleichmäßig durch alle Gesellschaftsschichten verlaufen, erklärte Bernhard Riederer, ÖAW-Demograf und Mitglied des österreichischen Konsortiums des Generations and Gender Programme (GGP): „Es ist ganz klar ersichtlich, dass die Altersunterschiede bei geringerer Bildung höher sind.“ In der Regel sei der männliche Partner älter, wobei inzwischen auch die Zahl der Beziehungen ansteige, in denen die Frau das höhere Alter hat.

Junge Frauen höher gebildet als Männer

Im Bildungsgrad habe sich die Tendenz inzwischen gedreht. „Wir wissen, bei den Universitätsabschlüssen sind die Frauen voran.“ In den älteren Generationen hätten noch überwiegend Männer eine höhere Bildung genossen. Allerdings bedeute das keine Ebenbürtigkeit in der Karriereposition – darin würde sich nur ein Viertel der Paare ähneln. „Da sieht man die berufliche Segregation auf dem Arbeitsmarkt, und dass weniger Frauen in Führungspositionen sind“, so der ÖAW-Forscher.

Darüber hinaus haben laut der Studie Menschen mit höherer Bildung häufiger Partner mit Migrationshintergrund. Eine Erklärung dafür sieht Riederer darin, dass Paare häufig während solcher Ausbildungen entstünden, die ohnehin ethnisch heterogener besetzt sind. Bei homosexuellen Paaren, die sich in anderen Statistiken kaum von heterosexuellen unterscheiden würden, stamme sogar in 45 Prozent der Fälle jeweils ein Partner nicht aus Österreich.

Mehr Einpersonenhaushalte

Indes wandle sich die Partnerfindung: zum einen durch Onlinedating, mit dem inzwischen 15 Prozent der höher und 23 Prozent der weniger gebildeten jungen Menschen ihre ersten Partner finden. Andererseits nehmen Lebenskonzepte abseits vom traditionellen Familienbau und Zweigenerationenhaushalten zu. Besonders falle auf, dass sich „Einpersonenhaushalte unter allen Altersgruppen verbreitet haben“. Auch verzögern sich feste Beziehungen laut Riederer zunehmend. „Die Partnersuche dauert länger, das Zusammenziehen dauert länger, die Erstgeburten verschieben sich nach hinten.“

Frauen ziehen im Durchschnitt vor ihrem 26. Geburtstag mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin zusammen, während Männer das erst mit durchschnittlich 28 Jahren tun. Im Durchschnitt hat jede Österreicherin und jeder Österreicher im Laufe des Lebens mindestens einmal in einer Partnerschaft zusammengelebt.

Verflixtes siebtes Jahr?

Ehemalige Partnerschaften gingen nach durchschnittlich sieben Jahren in die Brüche. Manche Partnerschaften halten mehrere Jahrzehnte, andere hingegen enden nach sehr kurzer Zeit. Bei den 18- bis 59-Jährigen, die mindestens einmal mit einem Partner bzw. einer Partnerin zusammengelebt haben, beträgt die durchschnittliche Dauer einer beendeten Partnerschaft etwas mehr als sieben Jahre.

Publiziert wurden ausgewählte Ergebnisse der neuen GGP-Studien in der Broschüre „Familien in Österreich. Partnerschaft, Kinderwunsch und ökonomische Situation in herausfordernden Zeiten“. Internationale Vergleiche mit den österreichischen Daten seien bisher nicht möglich, in den meisten GGP-Ländern seien die Erhebungen noch am Laufen.