Blinken erwartet keine Rafah-Offensive vor Treffen mit Israel

US-Außenminister Antony Blinken erwartet von Israel vorerst Stillhalten mit Blick auf eine mögliche und umstrittene Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Gazastreifen. Für die kommende Woche sei ein Treffen mit einer israelischen Delegation geplant, um über die Bedenken der US-Seite gegen einen solchen Einsatz zu sprechen, sagte Blinken gestern bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem britischen Außenminister David Cameron in Washington.

„Ich gehe nicht davon aus, dass vor diesen Gesprächen irgendwelche Maßnahmen ergriffen werden“, sagte er. „Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass größere Militäroperationen in Rafah extrem gefährlich für die Zivilbevölkerung wären.“ Die israelische Seite habe der US-Regierung auch keinen Termin für einen Militäreinsatz in Rafah genannt, sagte Blinken auf Nachfrage.

Er habe noch keinen „glaubwürdigen und durchführbaren“ Plan für die Umsiedlung der Menschen in Rafah gesehen, der detailliert darlege, wie die Zivilisten untergebracht und medizinisch versorgt werden könnten, sagte der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan.

Wiederholt vor Offensive gewarnt

Die USA als wichtigster Verbündeter haben Israel wiederholt vor einer großangelegten Offensive gegen die islamistische Hamas in Rafah gewarnt, weil dort Hunderttausende palästinensische Zivilisten Schutz vor den Kämpfen gesucht haben. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte jedoch zuletzt gesagt, ein Termin für den Militäreinsatz stehe bereits fest.

Als Vorbereitung der angekündigten Offensive in der Stadt Rafah im Gazastreifen kauft Israel laut einem Medienbericht rund 40.000 Zelte für die Unterbringung von Zivilisten. Die „Jerusalem Post“ berichtete, der Kauf diene dazu, den Weg für einen Militäreinsatz in der Stadt an der Grenze zu Ägypten „in der nahen Zukunft“ zu ebnen.

USA will Alternativen aufzeigen

Die US-Regierung hält eine großangelegte Bodenoffensive in Rafah für falsch und möchte Israel bei einem Treffen Alternativen aufzeigen. Eigentlich hätte eine israelische Delegation dazu bereits im März nach Washington reisen sollen. Doch Israels Premier Netanjahu hatte die Reise wegen Verstimmungen zwischen Israel und den USA kurzfristig abgesagt.

Nach einer Videokonferenz vor einigen Tagen hatten beide Seiten zunächst für diese Woche ein solches Treffen in Aussicht gestellt. Das soll nun aber erst in der kommenden Woche stattfinden.

Mit Blick auf die Gespräche über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln sagte Sullivan, dass öffentliche Erklärungen der islamistischen Hamas „nicht gerade ermutigend“ seien. Allerdings gebe es noch keine Antwort der Hamas auf einen Vorschlag, der aktuell auf dem Tisch liege, so Sullivan.

Israel: Fast 470 Lkws mit Hilfsgütern erreichen Gaza

Unterdessen fuhren fast 470 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern in den Gazastreifen. Das schrieb die für Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständige israelische COGAT-Behörde auf X (Twitter). Das sei die höchste Zahl an Lkws mit Hilfsgütern seit Beginn des Krieges.