Baustelle von Lamarr-Einaufszentrum
ORF/Christian Öser
Signa

Auch Aktionäre segnen Sanierungspläne ab

Bei den insolventen Signa-Gesellschaften Prime und Development haben nach den Gläubigern auch die Aktionäre dem Sanierungsplan samt Treuhandlösung zugestimmt. Das gaben die beiden Unternehmen am Mittwoch nach dem Beschluss auf den jeweiligen außerordentlichen Hauptversammlungen bekannt. Entschieden wurde bei den Versammlungen zudem über die Neuaufstellung der Aufsichtsräte.

Formalrechtlich gesehen muss jetzt noch das Handelsgericht Wien grünes Licht geben, bevor der eingesetzte Treuhänder offiziell das Ruder übernehmen und mit dem geordneten Verkauf der Luxusimmobilien und Bauprojekte beginnen kann. Ein Beschluss des Gerichts wird bis Ende Juni erwartet.

Die Insolvenz der Gruppe des Tiroler Investors Rene Benko ist die größte in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Dem hoch verschuldeten Immobilienriesen machten die rasant gestiegenen Zinsen und die damit gesunkenen Bewertungen zu schaffen, die zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf führten.

Neubesetzung der Aufsichtsräte

Der Aufsichtsrat der Prime reduziert sich damit von acht auf fünf Mitglieder. Neben Alfred Gusenbauer, Susanne Riess-Hahn und Karl Sevelda legten auch der Vermögensverwalter des Hamburger Logistikmilliardärs Klaus-Michael Kühne, Karl Gernandt, der Ex-Bank-Austria-Generaldirektor Karl Samstag sowie Christoph Stadlhuber ihre Mandate zurück.

Neu in den Aufsichtsrat der Prime wurden Karin Exner-Wöhrer sowie Michael Mitterdorfer gewählt, die ebenso in das Kontrollorgan bei der Development einzogen. Außerdem gesellt sich der Jurist Sebastian Schäfer dazu, der zugleich auch den Vorsitz bei der Prime übernimmt. Der Finanzvorstand der deutschen RAG-Stiftung, Jürgen-Johann Rupp, und Michael Siefert verbleiben im Aufsichtsrat.

Auch neue Vorsitzende bestellt

Auch bei der Signa Development räumte Stadlhuber seinen Posten im Aufsichtsrat. Nur Rupp wird dort von den bisherigen Mitgliedern weiterhin tätig sein. Neu im Aufsichtsrat der Development sind zudem Claudia Badstöber sowie Martina Scheibelauer, die auch den Vorsitz übernimmt.

Exner-Wöhrer, CEO der Salzburger Aluminium AG, sowie der Immobilienexperte Mitterdorfer waren als neue Kontrollore bereits kolportiert worden. Badstöber fungiert als Geschäftsführerin der von Signa-Sanierer Erhard Grossnigg gegründeten Austro Holding GmbH. Scheibelauer wiederum ist als Unternehmensberaterin tätig.

Die Neubestellungen erfolgten auf Vorschlag der Signa Holding. Grossnigg bekleidete zuletzt eine Vorstandsposition bei Prime und Development, kündigte aber unlängst seinen Rückzug an. Die Vorstände sollen nun neu besetzt werden. Informierten Kreisen zufolge wird das in den nächsten Tagen erfolgen.

Gusenbauer sieht kein Versagen

Gusenbauer ortete unterdessen kein Versagen der Aufsichtsräte rund um den Niedergang der Signa. „Wir haben unsere Pflichten ordnungsgemäß erfüllt“, sagte er vor der Versammlung zu Medienleuten. Vorgenommene Deals seien stets „mit aller Vorsicht“ bewertet und geprüft worden. Die Insolvenz des Firmengeflechts um Gründer Benko führte er erneut auf die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zurück. Allerdings hätten auch Fehlentscheidungen des Managements dazu beigetragen, räumte er ein.

Eine Vergütung für das Geschäftsjahr 2023 wird es für die scheidenden Mitglieder der Aufsichtsräte mit Beschluss der Hauptversammlungen nicht geben. Die Mitglieder hätten darauf laut den jeweiligen Insolvenzverwaltern aber ohnehin verzichtet.

Signa: Gusenbauer zieht sich aus Gremien zurück

Im Rahmen der Hauptversammlungen im Wiener Luxushotel Park Hyatt, das zum Signa-Imperium gehört, sind Alfred Gusenbauer als Vorsitzender und weitere Mitglieder des Aufsichtsrates der Signa Development zurückgetreten. Nun wird dieser neu zusammengesetzt.

Keine Infos über Immobiliendeals

Im Vorfeld der Hauptversammlungen hatte es geheißen, bei der Signa Development sollen die Verkaufsverhandlungen für Immobilien bereits abgeschlossen sein. Es war spekuliert worden, dass dazu auch bereits Informationen veröffentlicht werden könnten, das geschah allerdings nicht.

Der bereits Mitte März von den Gläubigern beschlossene Sanierungsplan sieht vor, dass ein Treuhänder alle Immobilien über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren verkauft. Damit sollen mindestens 30 Prozent der Forderungen beglichen werden. Bei einem Konkurs hätten die Immobilien hingegen möglichst rasch verkauft werden müssen, was nach Einschätzung des Sanierungsverwalters eine geringere Quote für die Gläubiger ergeben hätte. Eine Fortführung von Signa ist nicht angedacht.

Neue Eigentümer für deutsche Galeria-Kette

Vorerst geklärt ist das Schicksal der deutschen Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und dem Unternehmer Bernd Beetz übernimmt die Kaufhäuser. Die neuen Eigentümer sollen laut Investorenvereinbarung voraussichtlich mehr als 70 der 92 Filialen fortführen.

Weitere Privatstiftung in Liechtenstein

Das Nachrichtenmagazin „News“ berichtet unterdessen in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe von einer weiteren Liechtensteiner Privatstiftung im Umfeld des Signa-Gründers Benko. Es existiere neben der Ingbe Stiftung mit der Arual Stiftung ein zweites Vermögensvehikel. Dieses steht laut „News“ mit der Laura Privatstiftung in Österreich in Verbindung und besitzt indirekt die Villa Ansaldi am Gardasee. Dem Medienbericht zufolge wurde die Arual Stiftung Ende 2008 eingetragen.

Von hinten nach vorne gelesen trage die Stiftung den Namen von Benkos ältester Tochter, schreibt „News“. Das Magazin zitiert aus einem Gutachten der Signa-Steuerberatungskanzlei TPA, wonach die wirtschaftliche Stifterin die Laura Privatstiftung sei. Diese sei auch die „alleinige und ausschließliche Erstbegünstigte“.

Familienstiftung insolvent

Weiters heißt es laut „News“: „Für den Fall, dass die Laura Privatstiftung nicht mehr existiert oder dass Exekution auf das Vermögen der Laura Privatstiftung geführt wird, sind natürliche Personen als Anwartschaftsberechtigte auf die Begünstigung der Stiftung vorgesehen.“

Um das zusammengebrochene Signa-Imperium gibt es mehrere Privatstiftungen, allen voran die insolvente Familie Benko Privatstiftung. Auch Rene Benko als Unternehmer ist in Konkurs. Früheren Zeitungsberichten zufolge steht Ingbe für Ingeborg Benko, die Mutter des Signa-Gründers, von der Benko nun finanziell abhängig sein soll. Wie „News“ und „Kronen Zeitung“ in einer gemeinsamen Recherche berichteten, hielten die Liechtensteiner Stiftungen Ingbe und Arual neben Immobilien am Gardasee auch Goldbestände in Millionenhöhe.