Schnelle Fahrt eines E-Scooters auf der Straße
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E-Scooter

Zahl der Verletzten stark gestiegen

Die Zahl der Verletzten bei E-Scooter-Unfällen, die im Spital behandelt werden mussten, hat sich von 2019 bis 2023 verfünffacht. Das hat einerseits mit der weiteren Verbreitung der Gefährte zu tun, andererseits liegt es an den Rollern und ihrer risikoreichen Benutzung: Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) waren zwölf Prozent der Verunfallten alkoholisiert.

Laut Verkehrsunfallstatistik 2023 wurden in den ersten neun Monaten des Vorjahres 1.245 Personen beim Fahren mit einem E-Scooter verletzt. Das sind laut Aussendung des KFV von Freitag vier Prozent aller in diesem Zeitraum Verunglückten im Straßenverkehr. Auch zwei Todesfälle waren im Vorjahr zu beklagen.

Allerdings gibt es laut dem Kuratorium bei E-Scootern – ebenso wie bei Fahrrädern – eine sehr hohe Dunkelziffer bei den Verletzten, etwa weil Alleinunfälle häufig gar nicht polizeilich gemeldet werden und somit in der Verkehrsunfallstatistik nicht aufscheinen.

Anstieg von E-Scooter-Unfällen

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit verzeichnet einen enormen Anstieg von E-Scooter-Unfällen. In den vergangenen Jahren ist die Zahl um das Fünffache gestiegen.

Vor allem Junge betroffen

Für die jährliche statistische Erhebung Injury Database Austria (IDB Austria) befragt das KFV daher regelmäßig in ausgewählten Spitälern Unfallopfer und rechnet die Daten im Rahmen hoch. Demnach stieg die Anzahl der im Spital behandelten Verletzten seit Beginn des E-Scooter-Booms im Jahr 2019 in Österreich von 1.200 auf 6.000 Verletzte im Jahr 2023.

Betroffen sind vor allem junge Menschen. Laut Unfalldaten der ersten drei Quartale des Vorjahrs sind die mit E-Scootern verunglückten Personen durchschnittlich 34 Jahre alt und damit deutlich jünger als bei E-Bike-Unfällen (55 Jahre) und bei Fahrradunfällen (46 Jahre).

Alkohol als häufiger Unfallfaktor

Frappant ist zudem der Einfluss von Alkohol: Zwölf Prozent der beteiligten E-Scooter-Fahrenden waren zum Unfallzeitpunkt alkoholisiert. Zum Vergleich: Im Pkw-Bereich beträgt bei Unfällen der Anteil der Betrunkenen am Steuer vier Prozent und bei Motorrädern drei Prozent.

Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheit im KFV, verweist auch auf den durchschnittlich hohen Alkoholisierungsgrad: „90 Prozent der nachweislich alkoholisierten E-Scooter-Fahrenden waren zum Unfallzeitpunkt mit einem Blutalkoholwert von mehr als 1,0 Promille unterwegs und 28 Prozent sogar mit mehr als 2,0 Promille.“

Hohe Strafen

Das KfV ortet auch mangelndes Problembewusstsein: Laut einer eigenen Umfrage würden mehr als 20 Prozent nach dem Konsum von zwei großen Bieren oder zwei Vierteln Wein sofort oder mit wenig zeitlichem Abstand wieder einen E-Scooter in Betrieb nehmen.

Das KFV verweist auch auf die empfindlichen Strafen bei alkoholisiertem Fahren: Ab 0,8 Promille seien zwischen 800 und 3.700 Euro fällig, ab 1,2 Promille seien es 1.200 bis 4.400 Euro und ab 1,6 Promille bzw. bei Verweigerung des Alkoholtests sogar 1.600 bis 5.900 Euro.

Hälfte aller Unfälle in großen Städten

Laut KFV-Erhebungen sind generell 77 Prozent der Unfälle mit E-Scootern auf Selbstverschulden zurückzuführen. Laut Statistik Austria, die bereits im Jänner die Unfälle in der ersten Jahreshälfte 2023 ausgewertet hatte, waren 71 Prozent der Verunfallten männlich.

Und wenig überraschend ob der hohen Dichte an Leihfahrzeugen sind E-Scooter-Unfälle ein eher urbanes Phänomen. Mehr als ein Fünftel ereignet sich in Wien, die Hälfte in den sechs größten Städten des Landes. Zum Vergleich: Etwas mehr als ein Drittel aller Fahrradunfälle passiert in diesen Städten.

Helmpflicht und Drosselung gefordert

Rund ein Viertel aller Unfälle ereignet sich durch Unachtsamkeit oder Ablenkung, fast ebenso viele durch die Missachtung von Geboten und Verboten. Die häufigsten Unfallgegner bei E-Scooter-Unfällen waren mit 40 Prozent Pkws, gefolgt von Fahrrädern mit zehn Prozent und Fußgängerinnen und Fußgängern mit neun Prozent. Mehr als ein Drittel der E-Scooter-Unfälle waren Alleinunfälle. Das KFV mahnt nicht nur mehr Risikobewusstsein ein, sondern erhebt auch konkrete Forderungen wie eine Helmpflicht, eine zweite Bremse und die Drosselung auf 20 km/h.