Flugkörper über Jerusalem
Reuters/Ronen Zvulun
Drohnen und Raketen

Israel wehrt iranischen Großangriff ab

Nach tagelangen Drohungen hat der Iran in der Nacht auf Sonntag einen Angriff auf Israel gestartet. Über 200 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper wurden laut Israel auf verschiedene Ziele abgefeuert, fast alle wurde abgefangen. Ein Kind wurde laut israelischen Angaben schwer verletzt. Aus dem Iran kamen weitere Drohungen, unter anderem gegen die USA.

Am späten Samstagabend feuerte der Iran zunächst dutzende Drohnen ab, laut Israel über 100. Der Großteil wurde von Israel abgefangen, auch die USA bestätigten einige Abschüsse. Daneben sollen auch Großbritannien und Jordanien Drohnen abgefangen haben. In weiten Teilen Israels und auch im Westjordanland gab es Alarm. Bewohner und Bewohnerinnen berichteten über zahlreiche Explosionen.

Bei dem Großangriff ist nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom ein zehnjähriges Mädchen schwer verletzt worden. Es handle sich um eine Beduinin aus dem Umkreis der Stadt Arad in der Negev-Wüste, teilte der Rettungsdienst in der Nacht auf Sonntag mit. Zunächst war von einem Buben die Rede. Berichte über weitere Verletzte gab es vorerst nicht. Gegen 04:00 Uhr Ortszeit gab es auf der Webseite des Heimatschutzes Entwarnung.

Der Iran feuerte laut einem Bericht des israelischen Senders Channel 12 auch Marschflugkörper auf Israel ab. Deren Flugzeit sei kürzer als die der Drohnen. Das israelische Militär bestätigte dies zunächst nicht. Im Laufe der Nacht sagte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari dann, dass der Iran auch Raketen mit Ziel Israel abgefeuert hat. Einige davon seien außerhalb des Staatsgebiets von Israel abgefangen worden.

Israel in höchster Alarmbereitschaft

Laut israelischen Medienberichten ist mit einer „erheblichen Reaktion“ Israels zu rechnen. Dies berichteten das israelische Fernsehen und „Haaretz“ in der Nacht. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beriet sich mit seinem engsten Ministerkreis über das weitere Vorgehen. Verteidigungsminister Joav Galant hatte zuletzt wiederholt betont, ein Angriff werde nicht unbeantwortet bleiben.

Israels Luftabwehrsystem sei in höchster Alarmbereitschaft, ebenso wie Kampfjets und Marineschiffe, hieß es zu Beginn des Angriffs. Der israelische Militärsprecher Hagari sagte, alle Abwehrsysteme seien bereit. Zudem werde der GPS-Empfang in verschiedenen Landesteilen unterdrückt. Israel schloss vorübergehend seinen Luftraum, am Sonntag um 7.30 Ortszeit (6.30 MESZ) wurde er wieder geöffnet. Es sei aber mit Beeinträchtigungen des Flugplans ab Tel Aviv zu rechnen. Reisende sollten daher ihre Flugzeiten prüfen, hieß es.

Hisbollah-Raketen auf Golanhöhen

Zeitgleich mit dem iranischen Angriff auf Israel feuerte die Hisbollah-Miliz im Libanon Raketen auf die israelisch besetzten Golanhöhen an. Die mit dem Iran verbündete Miliz teilte in der Nacht zum Sonntag mit, sie habe einen israelischen Armee-Stützpunkt auf den Golanhöhen mit „dutzenden Raketen von Typ Katjuscha“ angegriffen. Das israelische Militär rief die Bewohner und Bewohnerinnen der Golanhöhen, von Newatim, Dimona und Eilat dazu auf, sich bereit zu halten, um falls notwendig Schutz zu suchen.

Iran: Auch Angriff mit Raketen

Iranische Staatsmedien bestätigten einen Vergeltungsschlag gegen Israel. „Eine breite Drohnenoperation der Revolutionsgarden gegen Ziele im besetzten Land (Israel, Anm.) hat vor Minuten begonnen“, hieß es am Samstag im Staatsfernsehen kurz vor Mitternacht (Ortszeit). Bei der Operation mit dem Namen „Aufrichtiges Versprechen“ würden spezifische Orte in Israel mit Drohnen und Raketen angegriffen, hieß es in einer Erklärung der Revolutionsgarden, die über die staatlichen Medien verbreitet wurde.

Eine Iranische Frau verfolgt die Nachrichten auf einem Fernseher
APA/AFP/Atta Kenare
Die iranischen Staatsmedien berichteten von dem Angriff

Der iranische Verteidigungsminister Mohammed Resa Aschtiani warnte jeden Staat davor, „seinen Luftraum oder sein Territorium für Angriffe Israels auf den Iran“ zur Verfügung zu stellen. Jeder Staat, der den Iran angreife, werde eine „entschlossene Reaktion“ erhalten. Dies meldeten iranische Nachrichtenagenturen.

Der Iran forderte die USA auf, sich aus dem Konflikt mit Israel herauszuhalten. Der iranische Angriff sei eine Reaktion auf die „Aggression“ Israels gegen ein iranisches Konsulargebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus, erklärte die iranische Vertretung bei der UNO am Sonntag auf X (Twitter). Auch Jordanien wurde vor einer Einmischung gewarnt, sagte ein militärischer Vertreter gegenüber der iranischen Nachrichtenagentur

Israel erhöhte Alarmbereitschaft

Israel hatte angesichts der angespannten Sicherheitslage kurz vor dem Angriff die Alarmbereitschaft erhöht: Die Armee gab neue Schutzanweisungen für die Zivilbevölkerung heraus, die zunächst bis Montagabend gelten sollten.