US-Präsident Joe Biden
AP/The White House/Adam Schultz
Großangriff auf Israel

Scharfe internationale Kritik an Iran

Der iranische Angriff auf Israel in der Nacht auf Sonntag hat international Empörung und Sorge vor einer weiteren Eskalation der Lage im Nahen Osten ausgelöst. Scharfe Kritik am Iran übten unter anderen UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, die EU und die österreichische Regierungsspitze.

Nach dem Angriff des Iran auf Israel plant der UNO-Sicherheitsrat eine Sondersitzung. Per Brief an die maltesische UNO-Botschafterin Vanessa Frazier, deren Land derzeit dem Gremium vorsitzt, habe er um ein entsprechendes Treffen des Sicherheitsrats gebeten, teilte Israels UNO-Botschafter Gilad Erdan auf X (Twitter) mit. Aus Diplomatenkreisen hieß es, das Treffen in New York könne noch am Sonntag stattfinden, wahrscheinlich um 22.00 Uhr MESZ.

Ebenfalls für Sonntag ist eine Besprechung der G-7-Staaten geplant. Er wolle mit den Staats- und Regierungschefs der Staatengruppe eine „einheitliche diplomatische Antwort“ auf den „dreisten“ iranischen Angriff koordinieren, kündigte US-Präsident Biden an. Die amtierende G-7-Vorsitzende Giorgia Meloni berief die Sitzung für den Nachmittag ein.

UNO-Generalsekretär Guterres sieht nach dem Angriff des Iran auf Israel das Risiko einer katastrophalen Zuspitzung der Lage im Nahen Osten. „Ich bin zutiefst beunruhigt über die sehr reale Gefahr einer verheerenden Eskalation in der gesamten Region. Ich fordere alle Parteien auf, größtmögliche Zurückhaltung zu üben, um Maßnahmen zu vermeiden, die zu größeren militärischen Konfrontationen an mehreren Fronten im Nahen Osten führen könnten“, teilte Guterres am Samstag (Ortszeit) in New York mit.

Biden sichert Israel „unerschütterliche Unterstützung“ zu

„Unser Engagement für die Sicherheit Israels gegen die Bedrohungen durch den Iran und seine Stellvertreter ist unumstößlich“, schrieb Biden in einem Beitrag auf X am Samstagabend (Ortszeit). Er teilte zudem mit, er habe Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in einem Telefongespräch seine Unterstützung bekräftigt.

China hat sich nach dem iranischen Angriff auf Israel „zutiefst besorgt“ gezeigt. Peking rufe alle betroffenen Seiten auf, Ruhe zu bewahren, um eine weitere Zunahme der Spannungen zu vermeiden, teilte das chinesische Außenministerium am Sonntag weiter mit. Die verschärfte Lage sei der jüngste Ausdruck dessen, dass sich der Gaza-Konflikt ausbreite.

Beunruhigung vor neuer „Eskalationsstufe“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen verurteilte den Angriff des Iran „auf das Schärfste“. Es handle sich dabei um eine hochgefährliche Eskalation in einer ohnehin bereits äußerst angespannten Situation. Auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) äußerte sich ähnlich und betonte, dass Österreich an der Seite Israels stehe.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Außenminister Alexander Schallenberg (beide ÖVP) zeigten sich über die Angriffe des Iran auf Israel sehr beunruhigt und warnten vor einer weiteren Eskalation.

Der Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft (IRG) und der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, Oskar Deutsch, forderte in einer Aussendung „sofortige Sanktionen“. Solche seien „das gelindeste Mittel, um weitere Anschläge des Mullah-Regimes zu unterbinden und daher dringend notwendig.“

Saudi-Arabien und Ägypten rufen zu Zurückhaltung auf

Saudi-Arabien brachte seine tiefe Sorge über die militärischen Eskalationen in der Region und die schwerwiegenden Folgen zum Ausdruck. In einer vom Außenministerium veröffentlichten Erklärung rief das Königreich alle Parteien dazu auf, äußerste Zurückhaltung zu üben und die Region und ihre Bevölkerung vor der Gefahr eines Krieges zu bewahren.

TV-Hinweis

ORF2 befasst sich in einer ZIB Spezial ab 20.15 Uhr mit der Situation in Nahost. ORF III berichtet um 20.15 Uhr in einer Spezialausgabe von „ORF III aktuell“ und zeigt danach die Dokumentationen „Der endlose Krieg: Iran – Israel – USA“ (21.20 Uhr) und „Hisbollah – verehrt und gefürchtet“ (23.10 Uhr).

Ägypten zeigte sich mit Blick auf den Angriff gegen sein Nachbarland Israel „extrem besorgt“ und rief zu äußerster Zurückhaltung auf. Die Regierung in Kairo sei in ständigem Kontakt mit allen beteiligten Parteien, um die Eskalation zu stoppen. Ägypten hatte 1979 als erstes arabisches Land mit Israel Frieden geschlossen. Die Türkei mahnte den Iran, eine weitere Eskalation zu verhindern, wie Außenminister Hakan Fidan sagte. Der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian habe ihm gesagt, dass der Einsatz beendet sei und nicht fortgesetzt würde, sofern Israel nicht zum Gegenschlag ausholen würde.

Ein Gespräch mit Amir-Abdollahian führte am Sonntag auch dessen türkischer Amtskollege Hakan Fidan. Fidan habe im Gespräch mit Außenminister Amir-Abdollahian deutlich gemacht, dass die Türkei keine weitere Eskalation in der Region wolle, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf Diplomatenkreise.

Russland fordert „Zurückhaltung“ von beiden Seiten

Russland forderte „alle beteiligten Parteien auf, Zurückhaltung zu üben“. Weiters hieß es in einer Erklärung des russischen Außenministeriums: „Wir vertrauen darauf, dass die Staaten der Region die bestehenden Probleme mit politischen und diplomatischen Mitteln lösen.“ Demnach telefonierte Außenminister Sergej Lawrow mit seinem iranischen Amtskollegen Amir-Abdollahian. Dabei habe Lawrow auch den israelischen Angriff auf ein iranisches Konsulargebäude in Damaskus erneut „entschieden verurteilt“.

Scharfe internationale Kritik am Iran

Der iranische Angriff auf Israel in der Nacht auf Sonntag hat international Empörung und Sorge vor einer weiteren Eskalation der Lage im Nahen Osten ausgelöst. Der UNO-Sicherheitsrat beraumte für Sonntag eine Sondersitzung an, die G-7 will ebenfalls am Nachmittag beraten. US-Präsident Joe Biden sicherte Israel die Unterstützung der USA zu, wolle aber einen möglichen Gegenschlag Israels gegen den Iran nicht unterstützen.

Selenskyj: Kennen Terror iranischer Drohnen

„Wir in der Ukraine kennen den Schrecken solcher Angriffe durch Russland sehr gut, weil es die gleichen Schahed-Drohnen und russischen Geschoße einsetzt, die gleiche Taktik kombinierter Luftangriffe“, lautete die Reaktion des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf den iranischen Angriff auf Israel.

Eine weitere Eskalation im Nahen Osten müsse unbedingt verhindert werden, wie Selenskyj weiter mitteilte. Der Iran bedrohe den gesamten Nahen Osten, wie auch Russland eine Bedrohung sei. „Die offenkundige Zusammenarbeit beider Regime bei der Verbreitung von Terror braucht eine entschlossene und geeinte Antwort der Welt“, so der ukrainische Staatschef via X (Twitter).

EU: „Regionale Eskalation verhindern“

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen rief alle Seiten zur Besonnenheit auf. „Ich verurteile den unverhohlenen und ungerechtfertigten Angriff auf Israel aufs Schärfste. Und ich fordere den Iran und seine Stellvertreter auf, diese Angriffe unverzüglich einzustellen“, schrieb von der Leyen Sonntagfrüh auf X. Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sprach von einer „beispiellosen Eskalation“, er berief eine außerordentliche Videokonferenz der EU-Außenminister am Dienstag ein. EU-Ratspräsident Charles Michel erklärte, die EU werde die Situation weiterhin aufmerksam mit ihren Verbündeten verfolgen.

Ein weiterer Aufruf zur Zurückhaltung kam von der NATO. Man beobachte die Lage genau, so NATO-Sprecherin Farah Dakhlallah, die via X (Twitter) betonte: „Es ist wichtig, dass der Konflikt im Nahen Osten nicht außer Kontrolle gerät“.

„Beispiellose Aktion“

Der deutsche Kanzler Olaf Scholz verurteilte die schweren iranischen Luftangriffe auf israelisches Staatsgebiet „mit aller Schärfe“. „Mit dieser unverantwortlichen und durch nichts zu rechtfertigenden Attacke riskiert Iran einen regionalen Flächenbrand“, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit Sonntagfrüh mit.

Frankreichs Außenminister Stephane Sejourne verurteilte den iranischen Angriff ebenfalls. „Mit der Entscheidung zu einer solchen beispiellosen Aktion unternimmt der Iran den nächsten Schritt seiner destabilisierenden Aktionen und geht das Risiko einer militärischen Eskalation ein“, schrieb er auf X.

Auch der britische Premierminister Rishi Sunak verurteilte den iranischen Angriff auf Israel „auf das Schärfste“. „Diese Angriffe bergen die Gefahr, die Spannungen zu verschärfen und die Region zu destabilisieren“, sagte Sunak einer Mitteilung vom Samstagabend zufolge. Der belgische Premierminister Alexander De Croo forderte alle Parteien zur Zurückhaltung auf: „Der Iran ist ein bekannter staatlicher Sponsor des Terrorismus.“

Der niederländische Premierminister Mark Rutte sprach von einer sehr besorgniserregenden Lage im Nahen Osten. „Die Niederlande verurteilen die Angriffe des Iran auf Israel aufs Schärfste. Eine weitere Eskalation muss verhindert werden“, sagte Rutte in Den Haag.

Argentinischer Präsident bricht Reise ab

Argentiniens Präsident Javier Milei brach wegen der iranischen Luftangriffe auf Israel eine Auslandsreise ab. „In Anbetracht der jüngsten Ereignisse im Nahen Osten mit der iranischen Offensive gegen Israel“ wolle Milei einen Krisenstab bilden und sich mit verschiedenen Präsidenten westlicher Länder in Verbindung setzen, um Maßnahmen zu koordinieren.

Auch Japan verurteilte den iranischen Angriff. Dadurch werde die gegenwärtige Lage in Nahost weiter verschlechtert. „Wir sind tief besorgt und verurteilen diese Art der Eskalation scharf“, erklärte das Außenministerium in Tokio.