Israelischer F-35-Kampfjet landet in der Nevatim Airbase
Reuters/Israel Defense Forces
„Alle Optionen offen“

Israel berät Reaktion auf Angriff des Iran

Israel berät laut Medienberichten weiter über eine mögliche Gegenreaktion auf den Angriff des Iran in der Nacht auf Sonntag. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, hieß es Montagfrüh. Zuvor hatte am Sonntag Israels Staatspräsident Jizchak Herzog gesagt, sein Land halte sich nach der „Kriegserklärung“ des Iran „alle Optionen“ offen – es wolle aber keinen Krieg.

Laut dem US-Sender CNN und dem Onlineportal Times of Israel beriet am Sonntagnachmittag das israelische Kriegskabinett eine mögliche militärische Reaktion auf den Angriff – es war der erste überhaupt von iranischem Territorium aus –, fasste aber noch keinen Beschluss dazu. In den kommenden Tagen sollten weitere Gespräche geführt werden, hieß es. Bei der Sitzung seien mehrere Optionen für einen möglichen israelischen Vergeltungsschlag erörtert worden.

Herzog hatte zuvor gesagt, Israel strebe keinen Krieg gegen den Iran an. Er sei aber „sehr zuversichtlich, dass wir die notwendigen Schritte unternehmen werden, um unser Volk zu schützen und zu verteidigen“, sagte Herzog dem US-Sender Sky News. Israel werde sich auch mit seinen Verbündeten beraten und alle Optionen offenlassen.

„Es ist an der Zeit, dass die Welt diesem Reich des Bösen in Teheran die Stirn bietet und dem iranischen Regime klarmacht, dass das nicht durchgehen kann, dass das inakzeptabel ist“, zitierte die Times of Israel Herzog. Israel habe, wie er im Interview mit CNN sagte, aber auch schon „klargemacht, dass es nicht auf eine signifikante Eskalation aus ist“ und keinen Krieg mit dem Iran wolle.

„Iran ist ein weltweites Problem“

„Der Iran ist ein weltweites Problem, eine regionale Herausforderung und auch eine Gefahr für Israel“, erklärte der frühere Verteidigungsminister Benni Ganz aus dem israelischen Kriegskabinett nach dessen Beratungen Sonntagnachmittag. Man werde dafür sorgen, dass der Iran den Preis für seinen Angriff auf Israel zahlen werde, „wie und wann es uns passt“.

Verbündete wollen Gegenschlag Israels verhindern

Die ORF-Korrespondenten Christophe Kohl (USA) und Nikolaus Wildner (Israel) sprechen unter anderem darüber, wie man jetzt international bemüht ist, einen Gegenschlag Israels zu verhindern.

Nach der Sitzung des Kriegskabinetts hieß es, das israelische Militär sei damit beauftragt worden, zusätzliche Optionen für eine Reaktion zu entwickeln. Laut CNN hat Israel auch den USA versichert, die Auseinandersetzung mit dem Iran „nicht wesentlich“ eskalieren zu wollen.

„Schlacht ist noch nicht vorbei“

Außenminister Israel Katz sagte am Sonntag in einem Interview: „Wir haben gesagt: Wenn der Iran Israel angreift, werden wir im Iran angreifen. Und dieses Bekenntnis ist immer noch gültig.“ Die konkrete Frage einer möglichen Reaktion werde allerdings in einem angemessenen Rahmen unter Vorsitz von Regierungschef Benjamin Netanjahu besprochen.

Verteidigungsminister Joav Galant sagte: „Gemeinsam mit den Vereinigten Staaten und weiteren Partnern ist es dem Staat Israel gelungen, sein Territorium zu verteidigen.“ Er fügte hinzu: „Die Schlacht ist noch nicht vorbei – wir müssen wachsam bleiben.“ Israelischen Medienberichten zufolge werde seit dem frühen Nachmittag im Kriegskabinett über das weitere Vorgehen beraten.

Parallele Angriffe von Hisbollah und Huthis

Bei dem iranischen Angriff auf Israel wurden nach Angaben von Israels Militärsprecher Daniel Hagari „mehr als 300 Bedrohungen verschiedener Art losgeschickt“. Gleichzeitig mit dem iranischen Luftangriff führten außerdem die Hisbollah-Miliz im Libanon und die Huthi-Rebellen im Jemen Angriffe gegen israelische Ziele aus.

Grafik zu Luftangriffen des Iran gegen Israel
Grafik: APA/ORF

„Die iranische Bedrohung ist auf die israelische Überlegenheit in der Luft und im technologischen Bereich getroffen, in Kombination mit einer starken, kämpferischen Koalition, die gemeinsam den Großteil der Bedrohungen abgefangen hat.“ Hagari sprach von einem „sehr bedeutsamen strategischen Erfolg“. Von 170 unbemannten Flugkörpern, die der Iran losgeschickt habe, seien „null auf das israelische Gebiet vorgedrungen“. Auch von mehr als 30 Marschflugkörpern habe keiner Israel erreicht.

US-Marine fing Dutzende Drohnen und Raketen ab

Die US-Armee fing nach eigenen Angaben mit Unterstützung von Zerstörern am Samstag und Sonntag mehr als 80 Drohnen und mindestens sechs ballistische Raketen mit Ziel Israel ab und zerstörte sie. Die Geschoße seien vom Iran und Jemen aus abgefeuert worden, teilte das US-Zentralkommando auf X mit. Der Angriff mit mehr als 300 Drohnen und Raketen, die größtenteils aus dem Iran abgefeuert wurden, richtete nur geringen Schaden an.

UNO: „Welt kann sich keinen weiteren Krieg leisten“

Der Iran stellte die Operation mit dem Titel „Aufrichtiges Versprechen“ als Vergeltungsschlag für die Tötung hochrangiger Offiziere in Syrien dar. Am 1. April waren bei einem mutmaßlich von Israel geführten Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus zwei Brigadegeneräle getötet worden.

Der iranische UNO-Botschafter Amir Saeid Irawani erklärte, das Vorgehen seines Landes sei notwendig und verhältnismäßig. Die Regierung in Teheran strebe weder eine Eskalation noch einen Krieg in der Region oder einen Konflikt mit den USA an. Sein Land behalte sich aber sein Recht auf Selbstverteidigung vor.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres rief nach dem Angriff des Iran auf Israel alle Seiten zu äußerster Zurückhaltung auf. Er warnte vor einer weiteren Eskalation. „Der Nahe Osten steht am Abgrund“, sagte Guterres am Sonntag in einer Sitzung des Sicherheitsrates, die nach dem Angriff einberufen worden war. Weder die Region noch die ganze Welt könnten sich einen weiteren Krieg leisten.

Großbritannien rief Israel dazu auf, auf einen Gegenschlag zu verzichten. Das Vorgehen der Teheraner Führung sei ein fast völliger Fehlschlag gewesen, und man solle sich weiterhin auf die Vereinbarung einer Waffenruhe im Gazastreifen konzentrieren, sagte Außenminister David Cameron. Israel hätte ein Recht darauf, „aber wir drängen darauf, dass sie nicht eskalieren“.

Auch Frankreich wird sich nach den Worten von Präsident Emmanuel Macron dafür einsetzen, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation im Konflikt zwischen dem Iran und Israel kommt. „Wir machen uns alle Sorgen wegen einer möglichen Eskalation“, sagte er am Montag in einem Interview mit dem TV-Sender BFM und dem Radiosender RMC.