Donauturm und Sessellift, 1964
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Donauturm

Wiens Betonnadel feiert ihren 60er

Vom falschen Fernsehturm zum Wahrzeichen: Am Dienstag vor genau 60 Jahren ist der Donauturm vom damaligen Bundespräsidenten Adolf Schärf eröffnet worden. Die Betonnadel und der umliegende Donaupark galten als Prestigeprojekte, mit denen sich Wien als Weltstadt positionieren wollte.

Bis 1960 war das Areal des heutigen Donauparks noch Mülldeponie. Während der NS-Zeit diente das Gelände als Hinrichtungsstätte, davor wiederum war es ein Schießplatz des Militärs.

Erst die Suche nach einem geeigneten Austragungsort der Gartenschau brachte Stadtplaner und Politiker auf den Weg nach Wien-Donaustadt. Geplant wurden auch eine Liliputbahn und ein Sessellift, Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes sollte allerdings der Donauturm werden.

Donauturm Wien
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Der Donauturm. Links ist im Bild das 1983 errichtete Papst-Kreuz.

Seit 2010 höchstes Gebäude Österreichs

Der Grundstein für den Entwurf des Architekten Hannes Lintl wurde am 12. Oktober 1962 gelegt, die Fertigstellung erfolgte bereits rund 20 Monate später. Der Turm ist insgesamt 252 Meter hoch. Er ist höher als der Südturm des Stephansdoms (137 Meter), trägt aber erst seit knapp 15 Jahren den Titel des höchsten heimischen Bauwerks. Der Sender auf dem Bisamberg hielt zwischen 1957 und seiner Sprengung 2010 mit 265 Metern diesen Rekord.

Vorbild für den Donauturm waren die in den 1950ern errichteten Fernsehtürme in Stuttgart und Dortmund. Anders als sie wurde der Donauturm nie als Plattform für TV-Sendeanlagen genutzt. Dafür gibt es Einrichtungen für den Polizeifunk, Mobilfunkanlagen und seit Ende der 1990er UKW-Sendeeinrichtungen auf dem Turmkopf.

Bau vom Donauturm, 1962
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Das Fundament des Donauturms reicht acht Meter in die Tiefe. Die Fertigstellung des Bauwerks dauerte nur 20 Monate.

Das Interesse der Wienerinnen und Wiener war enorm: 595.134 Menschen wollten das Wien-Panorama noch im Jahr 1964 bewundern. Trotz Extraschichten aller Liftwarte musste man bis zu zwei Stunden auf die zehn Schilling teure Fahrt warten. Aktuell lockt der Donauturm laut Website jährlich etwa 420.000 Besucherinnen und Besucher an.

Gartenschau als Anlass für Umgestaltung

Mit der Errichtung des Donauparks sollte Wiens Image aufpoliert werden. Der damalige Bürgermeister Franz Jonas (SPÖ) sprach von einer modernen Großstadt, in der „viele gesunde, starke und schöne Menschen eine bessere Welt aufbauen können“.

Das Areal liegt nur vier Kilometer Luftlinie von der Innenstadt entfernt, galt aber als Problemzone. Am 8. Februar 1961 wurde die Umgestaltung beschlossen. Anlass zur Umgestaltung gab schließlich die Wiener Internationale Gartenschau (WIG), die im April 1964 eröffnet wurde.

Donauturm Wien
ORF/Christian Öser
Blick auf den Donaupark

Den Besucherinnen und Besuchern sollte einiges geboten werden: neben dem Donauturm mit der drehenden Aussichtsplattform, in der ein Restaurant untergebracht war, auch die Liliputbahn, der Irissee und moderne Pavillons. Transportiert wurden die Gäste auch mit einem Zweiersessellift, dem bisher einzigen in Wien, der bis in die 1980er Jahre bestand.

„Fantasie eines Kleingärtners“

Der Donauturm stieß nicht auf ungeteilte Zustimmung. Kritisiert wurden damals etwa die Kosten von 60 Millionen Schilling. Auch Fachleute übten Kritik: Der Wiener Architekt Hermann Czech nannte den Turm die „wild gewordene Fantasie eines Kleingärtners“.

Millionen Blumen und 30.000 Laubbäume wurden für die WIG gepflanzt, die von April bis November 1964 über die Bühne ging. Zehn Nationen waren an der Schau beteiligt, die über 2,3 Millionen Menschen anlockte. Knapp 20 Jahre später strömten 300.000 Menschen in den Donaupark, um einer heiligen Messe von Papst Johannes Paul II. zu lauschen. Ein 40 Meter hohes und 56 Tonnen schweres Stahlkreuz erinnert heute noch an den Besuch des Kirchenoberhauptes.

Höchste Rutsche Europas

Im Herbst eröffnete eine semitransparente Außenrutsche an der Nordseite des Turms. Sie beginnt in 165 Meter Höhe und führt über 40 Meter kurvige Strecke auf die Terrasse in 150 Meter Höhe. Die 940.000 Euro teure Rutsche aus Polycarbonat ist eigentlich eine Installation des deutschen Objektkünstlers Carsten Höller. Sie firmiert nun unter dem Titel höchste Rutsche Europas.