Unternehmer Rene Benko
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Vorwürfe gegen Benko

„Weiterhin Geld ausgeborgt“

Gegen Signa-Gründer Rene Benko persönlich ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), wie am Dienstag Ö1 berichtet hat. Es geht um einen Kredit der Bank Schellhammer Capital, wie die ZIB2 meldete. Ihr liegen Mails der Bankenaufseher, die Benkos Kredite überprüft haben, vor. Es gebe „Mängel im Frühwarnsystem“, so die Prüfer. Die Bank habe aber die Kreditlinie von 25 Mio. verlängert, als die Signa schon in Turbulenzen war. Offenbar machte man sich Sorgen um mögliche Folgegeschäfte mit Benko.

Die Kreditlinie über 25 Millionen Euro wäre im Sommer 2023 ausgelaufen, wurde aber dann doch bis September verlängert, wie Ö1 berichtete. Die Bank erstattete nun Anzeige, weil sie sich über die finanzielle Situation der Signa-Gruppe getäuscht fühlt.

Es solle dem Verdacht nachgegangen werden, dass zu einem Zeitpunkt, als die Signa-Gruppe bereits insolvent war, Gelder bei Banken und Investoren ausgeborgt wurden. Das sagte der Anwalt der Bank, Johannes Zink, gegenüber Ö1. Es bestehe aus Sicht der Mandanten der Anschein, dass Benko als faktischer Geschäftsführer selbst für die Signa-Gruppe tätig geworden sei, Finanzierungsgespräche selbst geführt und auch selbst Korrespondenzen mit den Banken geführt habe.

Benkos Anwalt Norbert Wess bestätigte die Ermittlungen gegen seinen Mandanten, wies die Vorwürfe aber als „haltlos“ zurück. Man habe bereits Akteneinsicht bekommen und werde der WKStA so rasch wie möglich die eigene Sicht der Dinge präsentieren, so Wess.

Besuch von der Aufsicht

Wie die ZIB2 am Dienstagabend berichtete, handelt es sich bei der Bank um die Schellhammer Capital. Sie hatte demzufolge wie alle Banken im Vorjahr Besuch von der Bankenaufsicht: Die Aufseher wollten die Kredite an das Signa-Imperium überprüfen. Zudem kündigten sie eine Vor-Ort-Prüfung an. Zu diesem Zeitpunkt war die Signa bereits in den Schlagzeilen, Monate zuvor waren bereits Immobilien aus dem kika/Leiner-Komplex verkauft worden.

WKStA ermittelt gegen Benko

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt im Zusammenhang mit der Insolvenz des Signa-Konzerns nun auch gegen Firmengründer Rene Benko persönlich – wegen des Verdachts auf Betrug. Es geht um einen Kredit einer österreichischen Bank.

Gleichzeitig soll Benko mit der Bitte in der Bank vorstellig geworden sein, einen 25-Millionen-Euro-Kredit verlängert zu bekommen. Dafür soll er den Entwurf eines Jahresabschlusses vorgelegt haben, der die wahre wirtschaftliche Verfasstheit seines Unternehmens nicht widergespiegelt hat, sagte der Anwalt der Bank. Die Kreditlinie wurde vorerst verlängert, aber nur für drei Monate, da die Bank die Prüfung abwarten wollte.

„Mängel im Frühwarnsystem“

„Konkret geht es darum, dass man sich hier, so der Verdacht, zu einem Zeitpunkt, als man schon wissen musste, dass man die Darlehen nicht mehr zurückbezahlen wird können, weiterhin Geld ausgeborgt hat“, so der Anwalt der Bank, Zink, gegenüber der ZIB2.

Journalist Fleckl zu Benko und Signa

Die Entwicklungen rund um die marode Signa von Rene Benko überschlagen sich, nun ermittelt auch die WKStA gegen den Firmengründer persönlich. Einblicke dazu liefert der Investigativjournalist Rainer Fleckl („Kronen Zeitung“).

Ende September folgte ein weiteres Gespräch der Aufsicht mit Schellhammer über die Prüfungsergebnisse. Dabei bemängelten die Prüfer, dass es beim Signa-Exposure „Mängel im Frühwarnsystem“ gebe und die „Analyse der Rückzahlungsfähigkeit nicht tiefgehend genug“ sei. Aus internen Mails der Aufsicht, die der ZIB2 vorliegen, geht auch hervor, dass die Bank sich mit dem Kunden Benko wohlgefühlt habe und man sich gesorgt habe, ihn vor den Kopf zu stoßen. Die Bank musste aber schließlich feststellen, dass der Kredit von der Signa nicht bedient werden konnte.

Ermittlungen in mehreren Ländern

Die WKStA bestätigte inzwischen die Ermittlungen gegen Benko und eine weitere nicht genannte Person. Nach Ö1-Informationen ist auch ein Signa-Manager Beschuldigter bei diesem Ermittlungsstrang, ebenso eine Gesellschaft aus dem umfangreichen Signa-Firmenimperium, die als Kreditnehmer aufgetreten ist. Für diese Gesellschaft soll die WKStA nach Ö1-Informationen Verfahrenshilfe, sprich einen Pflichtverteidiger, beantragt haben.

Zuvor hatte die WKStA bereits Ermittlungen gegen Geschäftsführer einer Signa Projektgesellschaft wegen schweren Betruges eingeleitet. In diesem Fall sollen Investments von Kapitalgebern nicht in die versprochenen Projekte investiert worden sein, so die WKStA. Ermittelt wird auch in München (wegen des Verdachts der Geldwäsche und möglicher Insolvenzdelikte) und in Liechtenstein.