Raiffeisen Bank International
ORF/Christian Öser
EZB macht Druck auf RBI

Rückzug aus Russland zu langsam

Die Raiffeisen Bank International (RBI) kann sich bereits auf einen höheren Gesprächsbedarf mit der Europäischen Zentralbank (EZB) einstellen. Denn die österreichische Bank erwartet in naher Zukunft von der EZB eine Aufforderung, ihre Geschäftstätigkeit in Russland schneller zu reduzieren, wie die RBI am Donnerstag in einer Ad-hoc-Mitteilung bekanntgab. Die Bank verfolge dieses Ziel bei der russischen Tochter AO Raiffeisenbank jedoch seit Februar 2022, so die RBI.

Die RBI kenne den Inhalt des Briefes der EZB, begründete ein Sprecher der Bank die Ad-hoc-Mitteilung: Laut dem Brief müssten die Kundenkredite bis 2026 deutlich zurückgehen – und zwar um bis zu 65 Prozent im Vergleich zum Ende des dritten Quartals 2023. Und die RBI müsse die internationalen Zahlungen aus Russland entsprechend senken. Letztere Bedingung lasse sich relativ leicht erfüllen. Schwieriger wird es hingegen beim Kreditvolumen, will man nicht auf das ausständige Geld verzichten.

Die RBI ist neben der italienischen UniCredit die größte westliche Bank in Russland. Seit Kriegsausbruch in der Ukraine prüft das Institut Optionen für einen Ausstieg aus dem Land. Zuletzt fokussierte sich Bankchef Johann Strobl auf einen Verkauf oder eine Abspaltung des Geschäfts. Zwar wurde die Geschäftstätigkeit in Russland reduziert, konkrete Schritte für einen Rückzug wurden bisher aber nicht gesetzt.

Russland-Geschäft: Raiffeisen erwartet Rüffel der EZB

Die Raiffeisen Bank International (RBI) kann sich bereits auf einen höheren Gesprächsbedarf mit der Europäischen Zentralbank (EZB) einstellen. Denn die österreichische Bank erwartet in naher Zukunft von der EZB eine Aufforderung, ihre Geschäftstätigkeit in Russland schneller zu reduzieren, wie die RBI heute in einer Ad-hoc-Mitteilung mitteilte.

RBI verweist auf nötige Genehmigungen aus Russland

Die RBI verwies stets auf die zahlreichen notwendigen Genehmigungen vor allem aus Russland, die für einen Verkauf notwendig wären. Die Zahl der Mitarbeiter war per Jahresende 2023 sogar gestiegen, was nach Angaben der RBI aber nicht im Zusammenhang mit einem Geschäftswachstum steht. „Die RBI hat seit Kriegsbeginn umfangreiche Schritte gesetzt, um das Risiko aus ihrem Russlandgeschäft zu reduzieren und den Schaden für ihre Aktionäre zu minimieren“, erklärte die Bank.

Auch für dieses Jahr seien weitere Reduzierungsmaßnahmen geplant, die im Einklang mit dem Ziel stehen, die russische Tochterbank zu verkaufen. Die von der EZB vorgeschlagenen Anforderungen würden aber deutlich über die eigenen Pläne hinausgehen und könnten sich negativ auf die Verkaufsoptionen der RBI in Hinblick auf die AO Raiffeisenbank auswirken, teilte die RBI weiters mit.

Russland-Tochter schrieb Dutzende Stellen aus

Erst am Dienstag hatte die „Financial Times“ („FT“) berichtet, dass die Russland-Tochter der RBI seit Dezember Dutzende neue Stellen ausgeschrieben und dafür mehr als 2.400 Anzeigen geschaltet habe. Davon entfielen fast 1.500 Anzeigen auf Positionen im Vertriebsmanagement und Kundenservice. In einer Stellenausschreibung hieß es laut „FT“, dass die „Hauptziele eine mehrfache Erweiterung der aktiven Kundenbasis und ein stabiles zweistelliges Ertragswachstum“ seien. Raiffeisen suche einen „Kundenbetreuer, der Kunden anzieht“, berichtete die Zeitung unter Berufung auf ein anderes Inserat.

Die Bank erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters, dass weiterhin Stellen, die für einen funktionierenden Bankbetrieb notwendig sind, besetzt beziehungsweise nachbesetzt werden. „Wir können bestätigen, dass der Anstieg der Mitarbeiterzahl und der damit verbundenen Personalkosten mit der Verselbstständigung der Raiffeisenbank Russland im IT-Bereich im Vorfeld eines möglichen Verkaufs zusammenhängt. Diese Erhöhungen stehen nicht im Zusammenhang mit dem Geschäftswachstum“, so die RBI.

Wie die „FT“ weiter berichtete, ließ Bankchef Strobl die Stellenanzeigen nun überprüfen. Laut einem Bericht, den der Manager von der russischen Tochterbank erhalten habe, seien in den Anzeigen Standardinformationen verwendet worden, die fälschlicherweise seit Kriegsbeginn nicht mehr aktualisiert worden waren.

Noch immer Dutzende heimische Firmen in Russland aktiv

Die RBI ist nicht das einzige österreichische Unternehmen, das zwei Jahre nach Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine noch in Russland aktiv ist. Wie das ORF-Magazin „Eco“ berichtete, haben zwar auch im Vorjahr weitere Unternehmen das Land komplett verlassen – etwa Wienerberger, Swarovski und Kapsch –, rund 35 Firmen sind der Recherche zufolge allerdings noch dort im Geschäft.

Rückzug! Warum heimische Firmen Russland nun doch verlassen

Rund 60 österreichische Firmen waren vor dem Angriff gegen die Ukraine mit Tochterunternehmen in Russland aktiv. Zwei Jahre später sind nach wie vor viele noch dort. Doch wie „Eco“-Recherchen nun zeigen, ziehen sich immer mehr zurück. Dabei ist der Rückzug alles andere als einfach. Selbst das Zusperren einer Firma ist mit Gebühren an den Kreml verbunden – sofern Putin es überhaupt zulässt.

Die Zahlen zeigen allerdings, dass das Interesse am russischen Markt seit Kriegsbeginn stark abgenommen hat, was auch die von der Nationalbank berechneten Investitionsbestände österreichischer Unternehmen in Russland Ende 2023 bestätigen. Den Angaben zufolge betrug der Gesamtwert der Investitionen in Russland 2021 sieben Milliarden Euro und sank per Ende 2023 um 40 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. „Österreichische Unternehmen ziehen aus Russland aktuell mehr Kapital ab, als sie dort neu investieren“, bestätigte Harald Oberhofer, Ökonom am Wirtschaftsforschungsinstitut, gegenüber „Eco“.