Stadtszene aus der iranischen Stadt Isfahan
APA/AFP/Atta Kenare
„Begrenzter Schlag“

Bericht über israelischen Angriff im Iran

Israel hat US-Medienberichten zufolge einen Angriff auf den Iran durchgeführt. Das berichteten unter anderem die Sender ABC, CBS und CNN am Donnerstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf US-Regierungsvertreter. Die Rede ist von einem „begrenzten Schlag innerhalb des Iran“. Iranischen Angaben zufolge seien mehrere Drohnen abgeschossen worden. Eine Bestätigung für einen Angriff aus Israel gebe es allerdings noch nicht.

Im Gegensatz dazu berichteten US-Medien unter Berufung auf einen US-Beamten von einem israelischen Vergeltungsschlag auch mit Raketen. Auch ein namentlich nicht genannter israelischer Beamter habe einen mit Raketen und Drohnen durchgeführten Angriff bestätigt, berichtete die „Washington Post“.

Experten untersuchten die Dimensionen der Attacke und würden einen Bericht vorstellen, sagte der Oberbefehlshaber der regulären Streitkräfte, Abdolrahim Mussawi, am Freitag laut der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA. Er bekräftigte die Aussagen des Militärs, dass die Explosionen in der Nacht auf die Luftabwehr zurückzuführen seien.

Laut Armee keine Schäden

Die iranische Nachrichtenagentur Fars meldete zuvor, in der Nähe eines Armeestützpunkts in der Stadt Isfahan seien drei Explosionen zu hören gewesen. Ein ranghoher Kommandeur der iranischen Armee sprach laut Staatsfernsehen von einem nächtlichen Vorfall und sagte, dass dabei kein Schaden entstanden sei.

TV-Grab des staatlichen iranischen Fernsehens zeigt die Stadt Isfahan
APA/AFP/Iranian State Tv (irib)
Bei Isfahan wurden iranischen Angaben zufolge mehrere Drohnen abgefangen

In Isfahan befinden sich wichtige Einrichtungen der iranischen Rüstungsindustrie. Auch das größte nukleare Forschungszentrum des Landes ist in der Kulturstadt angesiedelt. Ein Ziel des Angriffs war Medienberichten zufolge offenbar der Luftstreitkräftestützpunkt Schekari im Nordwesten der gleichnamigen Provinz Isfahan.

Staats-TV: Drohnen über Isfahan abgeschossen

Nach Aktivierung der Luftabwehr seien keine größeren Schäden oder Explosionen gemeldet worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur IRNA. Die staatliche iranische Nachrichtenagentur Tasnin berichtete unter Berufung auf eine „zuverlässige Quelle“, dass die Atomanlagen in Isfahan „vollkommen sicher“ seien.

Den Angaben zufolge sei die Luftabwehr auch in mehreren anderen Regionen des Landes aktiviert worden. Die Luftabwehr meldete Agenturangaben zufolge den Abschuss von drei kleineren Drohnen. Ein Sprecher der iranischen Weltraumbehörde wies indes Berichte über einen Angriff mit Raketen zurück.

Tim Cupal über angeblichen Angriff auf Iran

ORF-Korrespondent Tim Cupal meldet sich aus Tel Aviv. Er spricht über die Verwirrung über einen angeblichen israelischen Angriff auf den Iran.

Agentur weist Berichte über Angriff zurück

„Vor ein paar Stunden wurden mehrere kleine Flugobjekte am Himmel von Isfahan gesichtet und getroffen“, berichtete das Staats-TV in der Früh. Dem Bericht zufolge sei der kurzzeitig eingestellte Flugverkehr wieder aufgenommen worden. Die iranische Regierung wies zugleich Berichte zurück, denen zufolge der Sicherheitsrat zu einer Krisensitzung zusammengekommen sei.

Einem iranischen Medienbericht zufolge habe es keinen Angriff auf den Iran aus dem Ausland gegeben. „Entgegen den Gerüchten und Behauptungen israelischer Medien“ gebe es „keine Berichte über einen Angriff aus dem Ausland auf Isfahan oder einen anderen Teil des Iran“, berichtete die Nachrichtenagentur Tasnim am Freitag unter Verweis auf „informierte Kreise“.

IAEA: Keine Schäden an iranischen Atomanlagen

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte, dass bei dem mutmaßlichen Angriff auf den Iran keine iranischen Atomanlagen beschädigt wurden. Man beobachte die Situation weiterhin sehr genau, so die IAEA, die via X (Twitter) zudem alle Seiten zu äußerster Zurückhaltung aufrief und betonte, dass nukleare Einrichtungen niemals Ziel militärischer Konflikte sein dürften.

USA: Israel kündigte Vergeltungsschlag an

Den US-Medienberichten zufolge seien die USA von Israel vor einem Vergeltungsschlag gegen den Iran gewarnt worden, sie hätten ihn aber „nicht gutgeheißen“, so CNN mit Verweis auf eine mit der Sache vertraute Person. Eine Beteiligung der USA habe es nicht gegeben. Das israelische Militär habe auf Anfrage erklärt, dass es „zurzeit keinen Kommentar abgeben kann“, wie der US-Sender weiter berichtete.

Nach Einschätzung des US-Militärexperten Cedric Leighton habe Israel mit dem Vorgehen, das „ganz klar eine direkte Reaktion auf die iranischen Angriffe vom Wochenende war“, bewiesen, dass das iranische Luftabwehrsystem nicht annähernd die Fähigkeiten des israelischen Luftabwehrsystems hat.

Der Iran hatte Israel in der Nacht auf Sonntag mit Drohnen und Raketen angegriffen, nach israelischen Angaben wurden fast alle der mehr als 300 vom Iran abgefeuerten Drohnen, Raketen und Marschflugkörper abgewehrt. Teheran hatte die Drohnen- und Raketenangriffe als Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen tödlichen Angriff auf ein iranisches Konsulatsgebäude in Damaskus bezeichnet.

Warnung vor Flächenbrand

Israel wurde von den USA und weiteren Partnern zur Zurückhaltung aufgefordert, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Die ohnehin angespannte Sicherheitslage in Nahost hat sich seit Ausbruch des Krieges im Gazastreifen zwischen Israel und der dort herrschenden Hamas drastisch verschlechtert.

International wird vor einem Flächenbrand in der Region gewarnt. „Es ist absolut notwendig, dass die Region stabil bleibt und dass alle Seiten von weiteren Aktionen absehen“, teilte am Freitag etwa EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einer Reaktion auf die jüngsten Ereignisse mit.