Demonstranten vor Palmenbäumen und Strand
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Kanaren

Großdemo gegen Massentourismus

Auf den Kanarischen Inseln haben am Samstag Tausende Menschen gegen den Massentourismus demonstriert. Insgesamt 55.000 Demonstrierende forderten auf den acht bewohnten und zu Spanien gehörenden Inseln im Atlantik vor der Westküste Afrikas unter anderem eine Obergrenze der Zahl der Reisenden, wie der staatliche TV-Sender RTVE und die Zeitung „El Pais“ berichteten.

Die Demonstrantinnen und Demonstranten machten ihrem Ärger mit Sprechchören und Trillerpfeifen Luft, auf Transparenten standen Slogans wie „Die Kanaren sind nicht zu verkaufen“, „Tourismus-Moratorium“ und „Respektiert meine Heimat“.

Die Organisatoren der Proteste kritisieren, dass der Tourismus auf den Kanaren in seiner heutigen Form schädlich für die Inselbewohnerinnen und -bewohner sowie die Umwelt ist. Der Massentourismus wird für Umweltzerstörung, Staus, Wohnungsnot, Überfüllung, Preisanstiege und Wassermangel sowie für die Überlastung des Gesundheitssektors und der Abfallentsorgung verantwortlich gemacht. Die Demonstrierenden verlangen daher, dass die Behörden die Zahl der Reisenden begrenzen.

Demonstranten protestieren auf Straße
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Zehntausende Menschen haben unter dem Motto „Die Kanaren haben eine Grenze“ gegen Massentourismus demonstriert

Protest gegen neue Hotels – und für mehr Mitsprache

„Wir sind nicht gegen den Tourismus“, sagte eine Demonstrantin dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender TVE. „Wir fordern nur, dass sie das aktuelle Modell ändern, das ein unbegrenztes Wachstum des Tourismus zulässt.“ Ein weiterer Demonstrant sagte: „Die Regierung und die Regionalführungen der Inseln müssen dieses korrupte Modell eines niemals endenden Wachstums beenden, das auf der Zerstörung der Umwelt beruht und nur die Wirtschaft schwächt.“

Konkret forderten die Demonstrierenden einen Baustopp für zwei neue Hotels auf Teneriffa, die größte und touristisch am stärksten erschlossene der sieben Kanareninseln. Außerdem verlangten sie die Einführung einer Übernachtungssteuer, wie es sie schon länger etwa auf den Balearen oder in Barcelona gibt, und eine bessere Regulierung der Ferienwohnungen.

Gefordert wird auch eine Diversifizierung der Wirtschaft, mit einer stärkeren Förderung von Industrie und Landwirtschaft, um nicht mehr so stark vom Tourismus abhängig zu sein. Schon im Vorfeld erwarteten die Organisatoren „einen der größten Proteste in der Geschichte der Region“. An die 20 Bürgerinitiativen haben sich zur Organisation „Canarias se agota“ (Die Kanaren haben genug) zusammengeschlossen – und gehen gemeinsam auf die Barrikaden.

Solidaritätskundgebungen in Madrid und Barcelona

Auf dem spanischen Festland fanden in der Hauptstadt Madrid und in der katalanischen Metropole Barcelona Solidaritätskundgebungen statt. Vergangene Woche waren mehrere Aktivisten und Aktivistinnen der Protestbewegung „Kanaren-Ausverkauf“ sogar in einen Hungerstreik gegen den Massentourismus getreten.

Kanaren: Protest gegen Tourismus

Auf den zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln demonstrieren heute nach Angaben der Organisatoren 50.000 Menschen gegen die Tourismusindustrie – sie verlangen unter anderem eine Beschränkung der Besucherzahlen auf den Inseln und einen nachhaltigen Fremdenverkehr.

Auf den vor Nordafrika gelegenen Inseln mit ihren sonnigen Stränden und Vulkanlandschaften leben insgesamt rund 2,2 Millionen Menschen. Vergangenes Jahr besuchten 16 Millionen Reisende die Kanaren. Die meisten ausländischen Touristen zog es auf die größeren Inseln Teneriffa, Gran Canaria und Lanzarote.

Für die Wirtschaft der Inseln ist der Tourismus unverzichtbar. Die Branche steht für 35 Prozent der Wirtschaftsleistung und sichert 40 Prozent der Arbeitsplätze. Vom Boom profitieren aber nur wenige. Unter den 17 Autonomen Gemeinschaften Spaniens sind die Kanaren die zweitärmste.

Spanien: Proteste gegen Massentourismus nahmen zu

Auch für Spanien insgesamt spielt der Tourismus mit einem BIP-Anteil von immerhin 12,8 Prozent eine wichtige Rolle. Es ist das zweitbeliebteste Urlaubsland der Welt, vergangenes Jahr kamen 85 Millionen Touristen.

In den vergangenen Monaten haben allerdings die Proteste gegen den Tourismus im ganzen Land zugenommen. Die Behörden suchen daher nach Wegen, die Einwohner stärker vor den negativen Auswirkungen des Tourismus zu schützen, ohne die wichtigen Einnahmen aus dem Wirtschaftszweig zu schmälern.