Zensurvorwürfe gegen RAI und Kritik an Meloni in Italien

Italiens öffentlich-rechtliche TV-Anstalt RAI und Regierungschefin Giorgia Meloni sind mit Zensurvorwürfen konfrontiert. Kritik an der RAI wurde wegen der kurzfristigen Ausladung des Schriftstellers und Medientheoretikers Antonio Scurati von der Teilnahme an einer politischen Talkshow laut. Er hat eine Biografie über den faschistischen Diktator Bennito Mussolini verfasst.

Der 54-jährige Scurati hätte Samstagabend in der Sendung „Chesara“ (etwa: „Was wird sein“) des Senders RAI3 einen Monolog aus Anlass des Tages der Befreiung am 25. April verlesen sollen. An dem gesetzlichen Feiertag gedenkt Italien seiner Befreiung nach den Aufständen der Partisanen vom April 1945 gegen die deutschen Besatzer und deren faschistische Verbündete.

Das führte zu einer hitzigen Kontroverse. Die RAI löste Scuratis Vetrag mit der Begründung einer zu hohen Honorarforderung von 1.800 Euro auf. Scurati stellte daraufhin der Moderatorin seinen Kurzessay gratis zur Verfügung, die den Text dann in ihrer Sendung verlas.

Kritik an Meloni und ihrer Partei

In seinem Text, der gestern auch von zahlreichen Zeitungen veröffentlicht wurde, erinnert Scurati an die Ermordung des sozialistischen Politikers Giacomo Matteotti durch Mussolinis Faschisten am 10. Juni 1924 sowie an die Massaker der Wehrmacht an italienischen Zivilisten vom Frühjahr 1944.

Er beklagte, dass sich Meloni niemals „von ihrer neofaschistischen Vergangenheit gelöst“ habe. Sie und ihre „postfaschistische Partei“ würden stattdessen versuchen, „die Geschichte umzuschreiben“.

Der Text des Monologs wurde später im Internet veröffentlicht und von Meloni auf ihrem Facebook-Profil geteilt. „In einem Italien mit so vielen Problemen sorgt die Linke wieder unnötig für Auseinandersetzungen. Die Linke beklagt Zensur, die RAI entgegnet, sie habe sich einfach geweigert, 1.800 Euro (das Monatsgehalt vieler Angestellter) für einen einminütigen Monolog zu zahlen. Ich weiß nicht, wo die Wahrheit liegt, aber ich veröffentliche nun selber den Text des Monologs (für den ich hoffentlich nicht bezahlen muss)“, schrieb Meloni.