Male, die Hauptstadt der Malediven
Reuters/Reinhard Krause
Absage an Indien-Kurs

Malediven rücken eng an China heran

Bei der Parlamentswahl auf den Malediven hat die Partei des prochinesischen Präsidenten Mohamed Muizzu einen Erdrutschsieg errungen. Wie die Wahlkommission unter Berufung auf vorläufige Auszählungsergebnisse mitteilte, errang Muizzus Partei Nationalkongress des Volkes (PNC) am Sonntag mehr als zwei Drittel der 93 Sitze im Parlament. Die prochinesische Außenpolitik des Präsidenten wurde bestätigt. Das Land rückt damit weiter an Peking heran, zugleich ist es eine endgültige Absage an den langjährigen Pro-Indien-Kurs.

Dieser hatte jahrelang die nationale Politik bestimmt. So verfügte die proindische Maledivische Demokratische Partei (MDP) bisher über eine komfortable Mehrheit in der Volksvertretung, erlitt aber nun den vorläufigen Ergebnissen zufolge mit nur etwa 15 der insgesamt 93 Mandate eine klare Niederlage. Im Gegenzug unterstützten die Wähler und Wählerinnen den Kurs des Präsidenten für engere wirtschaftliche und militärische Beziehungen zu China.

Entsprechend kommt die prochinesische PNC laut vorläufigen Zahlen der Wahlkommission auf etwa 70 der 93 zu vergebenden Sitze. Das ist ein bemerkenswerter Zuwachs, denn im scheidenden Parlament hatte die Präsidentenpartei lediglich acht Sitze gehabt. Damit sicherte sich die PNC auf einen Schlag die Macht im Parlament. Und diese ist damit wohl schon eine Woche vor den erwarteten endgültigen Wahlergebnissen zementiert.

Der Präsident der Maldiven Mohamed Muizzu mit Xi Xinping in Peking
Reuters
Der Präsident der Malediven, Muizzu, mit Xi Jinping beim Staatsbesuch in Peking im Jänner

Abzug von Indiens Soldaten

Eingeleitet wurde der neue politische Kurs bereits im Vorjahr: Im September hatte sich der prochinesische Präsident Muizzu mit seiner Wahlkampfformel „Indien raus“ gegen den indienfreundlichen Ex-Präsidenten Ibrahim Mohamed Solih durchgesetzt und versprochen, die Präsenz etwa 75 indischer Armeeangehöriger in dem Inselstaat zu beenden.

Im März begann Indien dann mit dem Abzug seiner Soldaten. Diese waren davor auf den Malediven stationiert, um an den langen Seegrenzen des Landes zu patrouillieren. Sie waren mit zwei Flugzeugen im Einsatz und auch für die Seenotrettung zuständig. Muizzu hatte seinem Vorgänger vorgeworfen, die nationale Souveränität zu gefährden, indem er Indien zu viel Einfluss gebe.

Wahlplakate auf den Malediven
APA/AFP/Mohamed Afrah
Die Wahl auf den Malediven war eine Richtungsentscheidung zwischen Indien und China

Abkommen über „militärische Unterstützung“ mit China

Während des Wahlkampfs vergab Muizzu hoch dotierte Aufträge zum Ausbau der Infrastruktur an chinesische Staatsunternehmen. Zudem schloss seine Regierung mit China ein Abkommen über „militärische Unterstützung“. Und längst ist Peking der wichtigste Kreditgeber der Malediven.

Im Jahr 2013 schlossen sich die Malediven Chinas „Neue Seidenstraße“-Initiative an, die darauf abzielt, Häfen und Autobahnen zu bauen, um den Handel – und Chinas Einfluss – in Asien, Afrika und Europa auszuweiten. Indien beobachtet die Ausweitung des chinesischen Einflusses im Indischen Ozean mit Argwohn. Das Wahlergebnis ist nun ein deutliches Zeichen der Ablehnung.

Strategisch wichtige Stelle

Anfang Mai soll dann die neue Volksvertretung des muslimisch geprägten südasiatischen Inselstaates erstmals zusammentreten. Die Malediven liegen an einer strategisch wichtigen Stelle im Indischen Ozean. Internationale Handelsrouten führen direkt an den weit über eintausend Koralleninseln vorbei. Bei Touristinnen und Touristen aus aller Welt ist das Land wegen seiner weißen Sandstrände ein beliebtes Ziel für Luxusreisen.