Plakat zeigt Raketen in Tehran
APA/AFP
Großangriff auf Iran

Verbündete hielten Israel angeblich ab

Nach dem mutmaßlichen Angriff Israels auf eine Basis der Luftstreitkräfte im Iran sind neue Details bekanntgeworden. US-Medien berichteten, Israel habe ursprünglich einen umfassenderen Schlag geplant gehabt, sich nach Appellen von Verbündeten aber für eine begrenzte Attacke entschieden. Teheran betonte unterdessen am Montag neuerlich, den Vorfall nicht weiterverfolgen zu wollen.

Israel habe geplant gehabt, mehrere militärische Ziele im Iran zu bombardieren, auch in der Nähe der iranischen Hauptstadt Teheran, wie die „New York Times“ unter Berufung auf hochrangige israelische Regierungsquellen schrieb. Dabei hätten Kampfflugzeuge zum Einsatz kommen sollen. Nach Appellen aus den USA, Deutschland und Großbritannien habe sich Israel letztlich für einen begrenzten Schlag entschieden.

Israel hatte nach übereinstimmenden Medienberichten am Freitag einen Angriff gegen den Iran ausgeführt. Dabei wurde nach Angaben der „New York Times“ ein Stützpunkt der Luftstreitkräfte in der Provinz Isfahan unweit iranischer Atomanlagen von einer Rakete getroffen. Israel äußerte sich zu dem Angriff nicht offiziell, der Iran spielte ihn herunter.

Zeitung: Zweite Rakete absichtlich zerstört

Der begrenzte Schlag habe es dem Iran ermöglicht, auf eine Gegenreaktion zu verzichten, berichtete die US-Zeitung weiter. Die israelischen Luftstreitkräfte hätten eine zweite Rakete absichtlich zerstört, um größere Schäden zu vermeiden. Der Militärschlag sollte dem Bericht zufolge zeigen, dass Israel in der Lage sei, den Iran anzugreifen, ohne in dessen Luftraum einzudringen.

TV-Grab des staatlichen iranischen Fernsehens zeigt die Stadt Isfahan
APA/AFP/Iranian State Tv (irib)
Bei Isfahan sind Einrichtungen der Rüstungsindustrie sowie ein nukleares Forschungszentrum angesiedelt

Auch die Provinz Isfahan sei bewusst ausgewählt worden. Dort befinden sich wichtige Einrichtungen der iranischen Rüstungsindustrie sowie die Atomanlage Natans, in welcher der Iran Uran bis zu 60 Prozent anreichert.

Israels Militärschlag folgte einem Angriff des Iran auf Israel mit mehr als 300 Drohnen und Raketen am 13. April. Dem war der Tod von zwei iranischen Generälen bei einem Angriff auf ein Gebäude des Botschaftskomplexes in der syrischen Hauptstadt Damaskus vorausgegangen. Dieser Angriff wurde Israel zugeschrieben. Die Eskalation hatte internationale Besorgnis vor einem größeren Krieg im Nahen Osten ausgelöst.

Iran: Vorfall „nicht der Rede wert“

Teheran spielte den mutmaßlichen Angriff am Montag erneut herunter. Der Vorfall sei ein „Ablenkungsmanöver und nicht der Rede wert“, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani. Daher werde man ihn „auch nicht weiterverfolgen“. Kanaani bekräftigte, dass der Iran keine Eskalation der Spannungen in der Region wolle. Doch werde das Land jegliche Aggression seitens Israels erneut konsequent erwidern.

Zudem betonte Kanaani, Teheran plane keine Revision der nuklearen Doktrin und auch keinen Bau von Atomwaffen. „Atomwaffen haben keinerlei Platz in der iranischen Verteidigungsstrategie, und unser Atomprogramm wird weiterhin im Einklang mit internationalen Vorschriften sein“, sagte er.

Das Außenministerium widersprach damit einem hochrangigen Mitglied der iranischen Revolutionsgarden. Der Kommandeur für die nukleare Sicherheit des Landes, Ahmed Hagh-Taleb, hatte vergangene Woche behauptet, dass das Land einen neuen Kurs beim Atomprogramm einschlagen könnte.

Sollte Israel dem Iran mit Angriffen auf iranische Atomanlagen drohen und das Land damit unter Druck setzen wollen, seien eine „Überprüfung der nuklearen Doktrin und Politik der Islamischen Republik“ sowie ein Abrücken von alten Grundsätzen „möglich und denkbar“, sagte er.

Angriff aus US-Stützpunkt in Syrien

Aus der irakischen Stadt Sumar wurden unterdessen laut irakischen Angaben mindestens fünf Raketen von der Ladefläche eines Lieferwagens auf einen US-Militärstützpunkt im Nordosten Syriens abgefeuert. Die USA räumten anschließend die Zerstörung eines Raketenwerfers ein. Ein Kampfflugzeug der Koalition habe diesen im Rahmen der Selbstverteidigung bombardiert. Auf US-Seite habe es keine Verletzten gegeben.

Der Angriff ereignete sich einen Tag nach einer Explosion auf einem Militärstützpunkt im Irak, bei der am Samstag ein Mitglied der irakischen Sicherheitskräfte getötet wurde. Es war der erste Angriff dieser Art seit Anfang Februar.

Wer dahintersteckt, ist unklar. Auf Telegram hatte eine Gruppe, die mit der vom Iran unterstützten Miliz Kataib Hisbollah in Verbindung stehen soll, behauptet, dass die Miliz die Attacken auf US-Truppen wieder aufgenommen habe. Die Miliz selbst dementierte am Montag eine Wiederaufnahme der Angriffe und sprach von „erfundenen Nachrichten“.