NS-Inhalte und Kindesmissbrauch im Web: Mehr Meldungen

Die Zahl der Meldungen, die bei Stopline, der österreichischen Meldestelle gegen sexuelle Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger und nationalsozialistische Wiederbetätigung im Internet eingegangen sind, ist im Vorjahr mit 33.349 Fällen gegenüber 2022 leicht gestiegen. Allerdings wurden knapp 11.000 Inhalte als tatsächlich illegal eingestuft, was einer Verdoppelung gegenüber dem Vergleichsjahr entspricht, wie Stopline-Projektleiterin Barbara Schloßbauer heute sagte.

Auffällige Häufung im Mai

99 Prozent der eingegangenen Meldungen entsprachen etwaigen sexuellen Missbrauchsdarstellungen von Kindern, wobei besonders der Monat Mai sehr auffällig war. Hier gingen binnen weniger Tage gleich 12.655 Meldungen ein, von denen sich über 6.500 als tatsächliche illegale Abbildungen erwiesen. Da die Meldungen vollkommen anonym sind, konnte Schloßbauer aber keine Erklärung dazu geben, wie es zu dieser Häufung kam. „Das wüsste ich selbst gerne, aber wir sind keine Strafverfolgungsbehörde“, sagte die Projektleiterin. Sie ging aber davon aus, dass einige wenige Personen sehr viele Abbildungen in kurzem Zeitraum meldeten.

Löschung der Inhalte als Hauptziel

Oberstes Ziel der Stopline ist die schnelle und unbürokratische Entfernung illegaler Inhalte aus dem Internet. Nach einer anonymen Meldung via Stopline.at prüfen zwei geschulte, langjährige Mitarbeiterinnen, ob der Inhalt rechtlich relevant ist und wo dieser ins Internet gestellt wurde. Dann werden der jeweilige Internet Service Provider sowie die Polizei informiert und, wenn Seiten aus Österreich betroffen sind, üblicherweise innerhalb eines Werktages eine Löschung durchgeführt.

Ausländische Provider als Hosts

Allerdings wurde keines der illegalen Bilder 2023 von einem heimischen Provider gehostet. Die Hotspots waren vielmehr die Niederlande und Luxemburg, wo es Schloßbauer zufolge einige wenige Provider gibt, die sich gegen das schnelle Löschen des Materials sperren. Internationale Fälle meldet Stopline an das Netzwerk INHOPE weiter, dem rund 50 Partnerorganisationen aus anderen Ländern angehören.

Der Generalsekretär der Internet Service Providers Austria (ISPA), Stefan Ebenberger, setzt weiterhin auf Löschen statt Sperren. „Die geteilte Verantwortung zwischen Meldestelle, Providern und Behörden im Kampf gegen illegale Inhalte im Internet ist besonders wirkungsvoll. Denn damit illegale Inhalte im Internet nicht mehr auffindbar sind, ist das rasche Handeln aller Beteiligten erforderlich“, so Ebenberger.